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Baumfällungen Eggenstedter schlagen Alarm

Einwohner von Eggenstedt sind in Sorge um den Wald in der Nähe ihres Dorfes. Massiver Holzeinschlag verändert dort die Landschaft.

Von Mathias Müller 18.03.2019, 00:01

Eggenstedt l Dana Röhr ist seit sieben Jahren fast täglich im Eggenstedter Wald unterwegs. Mit ihrer Huski-Hündin Bella an der Leine unternimmt die Eggenstedterin ausgedehnte Spaziergänge im Forst rund um ihr Heimatdorf, um sich und der Hundedame Bewegung an der frischen Luft zu verschaffen. Wenn die 47-Jährige in diesen Tagen den Wald betritt, verdüstert sich ihre Stimmung.

„Ich bin in großer Sorge um unseren Eggenstedter Wald. Seit Wochen werden hier Bäume wie Eichen und Buchen gefällt. Dieses Stück des Eggenstedter Waldes gehört der Treuhand. Der Wald sieht katastrophal aus, Raubbau an der Natur“, stellt Dana Röhr im Gespräch mit der Volksstimme fest. Der Holzeinschlag habe große Schneisen in den Wald gezogen. Dort, wo früher dichter Wald gestanden habe, würden jetzt Lichtungen das triste Bild bestimmen. Die schweren Maschinen, die zum Bergen der Holzstämme genutzt werden, hätten obendrein die Wege und den Waldboden verwüstet.

Freitag dann der Höhepunkt. Bei einem Spaziergang entdeckte die Eggenstedterin am frühen Nachmittag Ölspuren auf Wasserlachen, die Wege und den Boden im Wald bedecken. Das Öl stammte vermutlich von einer Spezialmaschine, die die gefällten Holzstämme aus dem Wald befördert und bei der ein Hydraulikschlauch abgerissen war. Aus Sorge um den Wald in diesem Naturschutzgebiet informierte Dana Röhr Eggenstedtes Feuerwehrchef Dennis Kuhnert von ihrer Entdeckung. Die Feuerwehr rückte am Nachmittag in den Wald aus, um das Öl zu beseitigen. Die Eggenstedter Kameraden wurden dabei von Einsatzkräften der Feuerwehren aus Seehausen und Wanzleben unterstützt. Wie Eggenstedts Ortswehrleiter Dennis Kuhnert sagte, habe die Feuerwehr etwa 400 Kilogramm eines Spezialstoffes eingesetzt, um das Öl zu binden. Das von den Feuerwehrleuten aufgenommene Gemisch werde nunmehr als Sondermüll entsorgt.

„Die Kosten des Einsatzes werden dem Verursacher von uns in Rechnung gestellt, bis zu 1000 Euro werden wohl zusammen kommen“, sagte Kai Pluntke, Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Wanzleben-Börde. Zudem werde das Umweltamt des Landkreises Börde als zuständige Behörde noch zu entscheiden haben, ob die Erde im Wald wegen der Ölverschmutzung abgetragen werden müsse.

Bereits Tage vor dem Vorfall der Umweltverschmutzung im Eggenstedter Forst hatte Dana Röhr telefonischen Kontakt mit dem zuständigen Förster aufgenommen, der im Auftrag der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) den Wald betreut. Der nicht aus der Börde-Region stammende Förster habe gegenüber der Eggenstedterin den massiven Holzeinschlag mit dem Befall der Bäume durch den Borkenkäfer begründet.

Ende April solle es zu einem Treffen der BVVG-Verantwortlichen mit besorgten Bürgern sowie Vertreten des Ortschaftsrates und der Feuerwehr in Eggenstedt kommen. Dabei wolle die Gesellschaft des Bundes die Lage in ihrem Wald erläutern. Die BVVG ist eine Tochtergesellschaft der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben, einer Nachfolgeorganisation der Treuhandanstalt, die nach der Wende das Staatseigentum der DDR privatisierte.

„Auch wir sind über die Situation in diesem Teil des Hohen Holzes beunruhigt“, sagte Gerald Hering vom Landkreis Börde, der für die Bewirtschaftung des Kreiswaldes zuständig ist, auf Anfrage der Volksstimme. Beim Holzeinschlag im BVVG-Wald im nördlichen Bereich des Hohes Holzes sei es nach seinen Worten „versehentlich“ auch zu Baumfällungen in dem Bereich gekommen, der dem Landkreis Börde gehöre. Der Kreis sei nunmehr dabei, die Lage mit der BVVG zu klären.

Davon abgesehen sei es nach den Worten von Gerald Hering das Bestreben von Landrat Martin Stichnoth (CDU), dass der Kreis den etwa 650 Hektar großen Wald womöglich von der BVVG kaufe. Dann könne sich der Landkreis Börde wie im eigenen Wald, der im Hohen Holz eine Fläche von 730 Hektar bedeckt, um die Bewirtschaftung kümmern. Neben der nachhaltigen forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung des Waldes sei es das Ziel des Landkreises Börde, das Hohe Holz der Bevölkerung weiterhin als eine beliebte Stätte der Erholung zur Verfügung zu stellen.