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Breitband Schwaneberg ist am Netz

In Schwaneberg ist das MDDSL-Netz in Betrieb gegangen. Haushalte müssen sich jedoch noch bis Oktober für schnelles Internet gedulden.

Von Sebastian Pötzsch 15.09.2017, 12:00

Schwaneberg l Mit einem kräftigen Druck auf einen großen roten Knopf, auch Button genannt, wurde am Donnerstagnachmittag an einem Kabelverzweiger in der Schwaneberger Lindenstraße das örtliche Breitbandnetz feierlich in Betrieb genommen. Damit sind die Leitungen mit dem Netz der Telekom verbunden.

Sülzetals Bürgermeister Jörg Methner (SPD) dankte allen Beteiligten „für die Erfüllung des Wunsches nach schnellem Internet.“ Er wertete den einstigen Ausstieg aus der Arbeitsgemeinschaft Breitband des Landkreises als positiv. „Die damit verbundene Eigenleistung in Höhe von 13 Millionen Euro wären für uns nicht zu schaffen gewesen“, sagte der Rathauschef.

Der Breitbandausbau in der gesamten Gemeinde erfolgt gänzlich ohne den Einsatz von Bundes- oder Landesfördermitteln – der Markt reguliert den Bedarf an schnellem Internet. So hatte sich neben MDDSL auch die Telekom bereit erklärt, die Netze mit eigenen Geldern bis spätestens Mitte 2018 zu entwickeln. Während der Magenta-Konzern bereits das Gewerbegebiet in Osterweddingen und die Ortschaft Dodendorf mit Glasfaserkabel erschlossen hat, werden nun die Orte Altenweddingen, Langenweddingen, Bahrendorf, Stemmern und Sülldorf unter die Fittiche genommen.

Das Magdeburger Unternehmen MDDSL wird neben Schwaneberg auch den Osterweddinger Ortskern mit Breitband versorgen. „Alle zugesicherten Leistungen liegen gegenwärtig im Zeitplan und werden fachkundig durch das von uns beauftragte Betreuerteam des Unternehmens I2Kt überwacht“, sagte Methner und dankte den Mitarbeitern.

In Schwaneberg war in den vergangenen Wochen und Monaten ein Team aus MDDSL-Ingenieuren und -Bauarbeitern dabei, dicke Glasfaserkabel durch den Ort zu verlegen. Schließlich war der Anschluss mit Strom erfolgt und die Ortsnetz-Einspeisung vollzogen worden.

„Seit etwa vier Wochen haben wir Lasttests durchgeführt, also die Internetnutzung simuliert und Restarbeiten abgeschlossen“, erklärte MDDSL-Geschäftsführer Andreas Riedel und ergänzte: „Wir waren viel schneller als zunächst geplant. Eigentlich haben wir damit gerechnet, im Dezember die ersten Kunden mit schnellem Internet versorgen zu können.“ Nun ist geplant, die ersten Haushalte im Oktober freizuschalten. „Wir können erst ab heute die bei uns abgeschlossenen Vorverträge bei der Telekom anmelden“, erklärte der MDDSL-Chef.

Technisch setzt das Unternehmen sowohl auf die neue Glasfasertechnik als auch auf die alten Kupferkabel der Telekom, die von den grauen Kabelverzweigern in den jeweiligen Haushalt führen. Trotzdem sind dank moderner Vectoring-Technik Datenübertragungsraten von bis zu 50 Megabits pro Sekunde (MBit/s) möglich. In einem zweiten Schritt sollen dann bis zu 100 Mbit/s und somit Zusatzdienste wie beispielsweise Internet-Fernsehen möglich sein. „Kupferkabel sind für uns also noch nicht tot, als Übertragungstechnologie kommen sie noch etwa 15 Jahre infrage“, erklärte der MDDSL-Geschäftsführer. Doch schon jetzt könnten sich Kunden das Glasfaser bis ins eigene Haus legen lassen, müssten das dann aber komplett aus der eigenen Tasche zahlen.

Mit der Resonanz zeigten sich die Mitarbeiter des Magdeburger Unternehmens indes durchweg zufrieden. „Wir haben etwa 100 Voranmeldungen für Schwaneberg vorliegen. Das ist ein überdurchschnittlicher Wert“, erklärte MDDSL-Vertriebsleiter Carsten Stave.

Auch mit den Arbeiten in Osterweddingen liegt MDDSL laut Geschäftsführer Riedel voll im Plan: „Wir werden wohl sogar früher fertig als der Magenta-Konzern.“

Für die meisten Schwaneberger geht mit Breitband ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Nicht einmal mit dem Handy lässt sich hier bislang störungsfrei telefonieren, wenn überhaupt. „Für unser Sackgassenort ist das etwas ganz tolles, werden wir endlich mit der internationalen Welt verbunden sein“, sagte Herbert-Otte Braune, der übergangsweiese die Geschäfte des erkrankten Ortsbürgermeisters Axel Spengler übernommen hat.

Der Sülzetaler Gemeinderat hatte erst im November 2016 den Austritt aus der Arbeitsgemeinschaft „Breitband“ beschlossen. Das Konzept sah vor, die flächendeckende Erschließung auf der Grundlage einer Konzession und unter Berücksichtigung der Bundes- und Landesförderung zu realisieren. Grundlage wäre eine interkommunalen Zusammenarbeit auf der Grundlage einer Zweckvereinbarung gewesen. Der Kreis hatte sich für ein Betreibermodell entschieden, wobei die Kommunen Eigentümer des Leerrohrnetzes sind und dieses über Konzessionsverträge an Anbieter aus der Telekommunikationsbranche verpachten werden. Insgesamt sollten beim Bund für die zehn Kommunen Fördermittelanträge mit einem Gesamtvolumen von 83,5 Millionen Euro gestellt worden. Allein für das Sülzetal hätte sich ein Investitionsbedarf von 13,9 Millionen Euro ergeben. Abzüglich der möglichen Fördermittel bliebe für die Gemeinde ein Eigenanteil in Höhe von 5,3 Millionen Euro. Außerdem hätte das Sülzetal als Netzbetreiber auftreten müssen.

Das vom Land Sachsen-Anhalt und der Bundesregierung erklärte Ziel, bis zum Jahr 2018 die Bevölkerung mit Internetanschlüssen zu versorgen, die eine Datenübertragungsrate von mindestens 50 Megabit haben, scheint dennoch aufzugehen. MDDSL-Geschäftsführer Andreas Riedel rechnet damit, im März alle Haushalte angeschlossen zu haben.