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Corona Das Beste für die Kinder erreichen

Eine immense Belastung bedeutet die Notbetreuung für die Lehrer an den drei Grundschulen im Sülzetal.

Von Udo Mechenich 27.01.2021, 23:01

Sülzetal l In allen drei Grundschulen des Sülzetals sind die Belastungen durch die Notbetreuung höher als erwartet. Mit einem Misch aus Fern- und Präsensunterricht werden die Mädchen und Jungen unterrichtet. Beim Lernstoff gibt es derzeit noch keine Lücken.

„Wir haben hier aktuell in Osterweddingen 62 Kinder in der Notbetreuung. So entsteht hier bei uns schon eine Schieflage. Wir sitzen zwar nicht eng an eng, aber in der zweiten Klasse musste ich die Gruppe schon aufteilen. Also brauche ich auch hier zwei Betreuer. So kommt es, dass jeder Kollege pro Tag drei Stunden Notbetreuung machen muss und zusätzlich die Betreuung beim Homeschooling leisten muss“, berichtet die Leiterin der Grundschule Osterweddingen, Petra Meyer.

In Altenweddingen lernen insgesamt 87 Schüler. Derzeit seien rund ein Viertel von ihnen in der Schule zur Notbetreuung angemeldet, erklärt hier die Leiterin, Henriette Holzweißig-Sennst. „Wir haben bei uns ein sehr gute Akzeptanz der Eltern für die Regelungen der Notbetreuung. Die Eltern erkennen die Notwendigkeit der Einschränkungen an. Durch unsere Art des Distanzunterrichts ist unser Lernangebot gründlich und effektiv sowie transparent.“

46 Prozent der Schüler nehmen in Langenweddingen die Notbetreuung in Anspruch. Hier sei die Tendenz steigend, wie die kommissarische Leiterin Frau Mensing, der Volksstimme mitteilt. „Den technischen Möglichkeiten entsprechend besteht ein ständiger Kontakt zu Kindern und Eltern telefonisch sowie per E-Mail.“ In Klasse eins leisten in Osterweddingen die beiden Lehrerinnen von der ersten bis zur sechsten Stunde Notbetreuung und dann betreuen sie von zu Hause aus die Kinder im Homeschooling. Dann können die Kinder den Lehrern vorlesen oder Buchstaben werden mit kleinen Videofilmen eingeführt. Die Ergebnisse können die Mädchen und Jungen ihrer Lehrerin per Video senden oder als Scan in der Anlage einer Mail.

Schulleiterin Meyer: „Das Homeschooling läuft komplett live ab. Angesichts dieses Arbeitsaufkommens kommen meine beiden Kolleginnen, die die erste Klasse betreuen, auf einen Zehn-Stunden-Tag. Das machen wir alle gerne, um alle Kinder auch mitzunehmen. Wichtig dabei ist aber die tägliche Absprache, die tägliche Dienstbesprechung.“

Kinder, die keine Lernenergie entwickelt hätten, fiele es natürlich jetzt schwer, zu Hause den Stoff zu verstehen, denn Eltern seien definitiv keine Lehrer, so Meyer weiter. Aber letztendlich sage ja schon der Name, dass die Notbetreuung nur für den Notfall gelten könne. „Wir wollen das Beste für die Kinder erreichen. Vom Gefühl sind das aber die anstreng-endsten Tage meiner Berufslaufbahn. Persönlich bin ich an der Grenze des Machbaren angekommen.“

Rückstände gebe es beim Lernstoff bis heute nicht, weil der Stoff des Distanzunterrichts eins zu eins der Stoff aus dem regulären Unterricht sei, informiert Holzweißig-Sennst über den Stand in Altenweddingen. Bei den Schülern herrsche in der Regel eine große Akzeptanz für diese Art des Lernens. Natürlich könne der Distanzunterricht nicht den Präsenzunterricht ersetzen.

„Die Kinder in der Altenweddinger Notbetreuung werden in feste Kohorten eingeteilt und von einer Lehrerin, pädagogischen Mitarbeiterin oder unserer Schulsozialarbeiterin betreut. Hier bearbeiten die Kinder ihre mitgebrachten Wochenpläne und nutzen die pädagogischen Angebote des Betreuungsteams. Zur Unterstützung der Eltern und der Schüler habe das Lehrerkollegium verschiedene Kommunikationsmöglichkeit eingerichtet, die durch die Eltern und die Schüler benutzt werden können. „Das Lernen im Distanzunterricht stellt für alle eine Herausforderung dar, die nur gemeinsam mit einer vertrauensvollen Zusammenarbeit bewältigt werden kann.“

Um die Aufgabenpakete für jeden Schüler individuell passgenau auf seinen Lernfortschritt zu gestalten und auf Übungsbedarf reagieren zu können, hat das pädagogische Team in Altenweddingen für jede Klassenstufe ein eigenes Lerntagebuch in Tabellenform entwickelt. Es enthält eine tägliche Einteilung der Aufgaben und eine Möglichkeit zur Reflexion des eigenen Lernprozesses. „Dieses Lerntagebuch wird mit den Aufgaben freitags abgegeben und von den Klassenlehrerinnen ausgewertet, sodass die Schüler eine konkrete Rückmeldung erhalten und entsprechend reagieren können. Im Team finden regelmäßig gemeinsame Feedbackrunden über die erhaltenen Rückmeldungen, den Lernfortschritt und über die Gestaltung der Lernangebote statt“, beschreibt Holzweißig-Sennst das Konzept in Altenweddingen.

In Langenweddingen gibt es an der Grundschule „wöchentlich sehr umfangreiche Pläne. Sie werden von den Kollegen für die Unterrichtsfächer Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Sport, und Englisch erstellt. Diese Wochenpläne werden abgeholt oder online an die Schüler versendet. Die Pläne der jeweiligen Vorwoche werden abgegeben, sodass die Klassenlehrer sehen, wo die Kinder stehen“, beschreibt Mensing das Verfahren in Langenweddingen. Alle Kinder, ob zu Hause oder in der Schule, würden dieselben Aufgaben bearbeiten.

Mensing: „Die sozialen Kontakte fehlen Allen. Schule ohne Kinder ist keine Schule. Unterricht ohne Mitschüler ist kein Unterricht. So kann sich kein kooperatives Lernen von- und miteinander entwickeln.“