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Coronavirus Bauarbeiter halten die Stellung

Die Corona-Krise wirkt sich auch auf die Bauwirtschaft im Landkreis Börde aus. Ein Beispiel aus Klein Wanzleben:

Von Mathias Müller 02.04.2020, 02:00

Klein Wanzleben l „Unsere Baustellen laufen so, wie wir es im Januar geplant haben“, sagt Hans-Werner Gebhardt (68). Zusammen mit seinem Bruder Karl-Ernst Gebhardt (59) führt er die Firma Gebhardt Bau GmbH mit Sitz im Zuckerdorf Klein Wanzleben. Was die Brüder im Januar wie so viele andere noch nicht wussten oder ahnen konnten, ist, dass Deutschland und die Welt wenig später von der Corona-Pandemie betroffen sein werden. Seitdem beeinflusst der aggressive Virus auch die Arbeit in dem mittelständischen Bauunternehmen der Gebrüder Gebhardt in Klein Wanzleben.

„Wir versuchen jedoch, unsere Abläufe in der Firma so normal wie möglich zu gestalten. Soweit das unter diesen Unterständen überhaupt möglich ist“, verdeutlicht Hans-Werner Gebhardt. Deshalb versuche er so gut wie es geht, trotz der Ausnahmesituation eine gewisse Normalität an den Tag zu legen. „Der Druck auf jeden Menschen ist ohnehin da“, ist sich Gebhardt sicher. Ausgelöst von der Sorge um die Familie, die Gesundheit und um den Job. Die Normalität helfe, diese Spannung etwas zu dämpfen.

Veränderungen gibt es wegen Corona bei Gebhardt Bau in Klein Wanzleben dennoch. Trafen sich die 19 Bauarbeiter morgens auf dem Hof der Firma in der Magdeburger Landstraße, um in großer Runde die Aufgaben des Tages zu besprechen, ist es jetzt eher ruhig. Auf große Menschenansammlung wird verzichtet. Die Baustellen werden in kleineren Gruppen angefahren. Auch bei der Arbeit achten die Bauarbeiter darauf, den Mindestabstand zu den Kollegen einzuhalten. Auf den Baustellen sind die Dixi-Toiletten mit Desinkektionsmitteln ausgerüstet. Auf die Pause in großer Kollegenrunde wird verzichtet. An Corona ist noch kein Mitarbeiter erkrankt oder musste wegen betroffener Angehöriger in Quarantäne.

Betroffenen war die Baufirma in der Vorwoche dennoch, als zwei Männer zuhause bleiben mussten, um ihre Kinder zu betreuen. Ihre Frauen sind im medizinischen Bereich tätig und mussten trotz der angespannten Lage unbedingt zur Arbeit. Hinzu kamen weitere Beschäftigte, die sich aus anderen Gründen krank meldeten. Auf den Schlag fehlten sieben Mann. „Das hat alles ganz schön durcheinander gewirbelt“, sagt der Chef. Mit organisatorischem Geschick und in Absprache mit den Auftraggebern sei die schwierige Lage gemeistert worden. Noch musste Gebhardt wegen Corona keine Baustelle stilllegen. Was in vier Wochen sei, könne er heute noch nicht einschätzen.

Generell bewertet Hans-Werner Gebhardt die Auftragslage der Firma als gut. Und zwar so gut, dass er als Mittelständler es schwer habe, alle Aufträge unter einen Hut zu bekommen. Die Philosophie von Gebhardt Bau lautet seit der Gründung des Betriebes 1994 „Wir bauen um den Kirchturm herum“. Soll heißen, die Baustellen sind nicht weit entfernt und liegen in der Region. Dieser Ansatz ermögliche ein effektives Arbeiten.

Zu den Baustellen gehören zurzeit ein größeres Privatvorhaben in Remkersleben und der Neubau einer Halle bei der KWS Saatzucht Klein Wanzleben. Quasi der Nachbar von Gebhardt Bau in der Magdeburger Landstraße des Zuckerdorfes. In Ausleben/Ottleben startet der grundhafte Straßenausbau. Genauso im Klein Wanzleber Rudolf-Breitscheid-Ring sowie in Wanzleben in der Burgstraße und Am Schlossplatz. „Mit diesen Baustellen sind wir bis zum Ende des Jahres ausgelastet“, freut sich Gebhardt. Sorge bereitet ihm indes die Sicherheit der Materiallieferungen, auf die sich die Firma verlassen müsse, um termingerecht arbeiten zu können. Die Lieferungen könnten ins Stocken geraten, wenn die Mitarbeiter dieser Lieferanten vom Corona-Virus betroffen seien. Deshalb habe Gebhardt für den demnächst beginnenden Rohrleitungsbau in Klein Wanzleben bereits jetzt auf seinem Hof das Material gelagert, um bei den Arbeiten nicht ins Stocken zu geraten. Was die Firma wiederum finanziell belaste, da sie beim Kauf des Materials in Vorkasse gehen müssen. Gebhardt freut sich über das Verständnis seiner kommunalen Auftraggeber, wenn er deshalb eine Abschlagsrechnung stellen müsse.

Hans-Werner und Karl-Ernst Gebhardt loben zudem den Zusammenhalt unter der Belegschaft gerade in diesem schwierigen Tagen. Während die Bauarbeiter den Betrieb draußen am Laufen halten, sorgen Angelika Berndt im Büro und Frank Hoppert in der Werkstatt für den reibungslosen Ablauf. „Das sind die Säulen unseres Unternehmens“, sagt Hans-Werner Gebhardt. Außerdem arbeitet der Klein Wanzleber Mittelständler seit drei Jahren mit der Strabag zusammen. Strabag ist eines der größten Bauunternehmen Europas.