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Corona-Krise Sport mit Maske geht gar nicht

Auch die Fitness- und Gesundheitsbranche wird in Mitleidenschaft gezogen, wie ein Beispiel aus der Stadt Seehausen/Börde zeigt.

Von Mathias Müller 13.05.2020, 09:26

Seehausen l An normalen Tagen tummeln sich auf den drei Etagen des Sportiv Wellness Clubs Seehausen mit angeschlossenem Gesundheitssport des Vereins Reha-Sport-Bildung die Mitglieder. Die Menschen wollen durch das selbstständige Sporttreiben an den Geräten ihre Fitness erhalten oder diese nach gesundheitlichen Einschränkungen auf ärztliche Anordnung hin und unter Anleitung von geschulten Instruktoren in Kursen wieder herstellen. Jetzt herrscht unter dem Diktat der Corona-Pandemie und wegen der staatlich angeordneten Kontaktbeschränkungen auf den insgesamt 1000 Quadratmetern Trainingsfläche gähnende Leere.

Nicht nur die Sportgeräte warten auf die Sportler. Ebenso Katharina und Bernd Kaufmann, die Besitzer und Betreiber des Seehäuser Sportstudios. „Wir haben seit dem 17. März geschlossen. Am 19. März kam ein Anruf des Ordnungsamtes der Stadt Wanzleben-Börde mit der Frage, ob wir auch wirklich geschlossen haben“, erinnert sich Katharina Kaufmann. Da hatte sich das Ehepaar bereits entschieden, aus Rücksicht auf die Gesundheit der Club- und Vereinsmitglieder, der Mitarbeiter sowie wegen der unklaren Corona-Lage, die Sporteinrichtung vorerst dichtzumachen.

Das Sporttreiben, die Teilnahme an den Kursen und die gesundheitliche Aufklärung sei nach Ansicht von Katharina Kaufmann die eine Facette ihrer Einrichtung. „Hinzu kommt die soziale Gemeinschaft, wir sind ein Club der Begegnungen“, verdeutlicht sie. Deshalb steht im Eingangsbereich ein langer Tisch, an dem sich gerade die älteren Teilnehmer vor oder nach dem Sport zum Gedankenaustausch treffen. Auch das ist unter den Kontaktbeschränkungen, die Corona mit sich brachte, zurzeit nicht möglich.

Ihre Mitarbeiter mussten die Kaufmanns in Kurzarbeit schicken. „Mit der Schließung habe ich zuerst die Heizung abgestellt, um Betriebskosten zu sparen“, sagt Bernd Kaufmann. Ebenso ziehen die Betreiber seit der Schließung keine Beiträge von ihren Mitgliedern des Sportiv Wellness Clubs und des Vereins Gesundheitssport Reha-Sport-Bildung mehr ein. Jedoch hätten ihnen gegenüber viele Mitglieder gesagt, sie sollten doch weiter den Beitrag kassieren. Sie wollten so dem Ehepaar Kaufmann beim Bewältigen dieser auch finanziell schwierigen Lage helfen. Doch letztlich entschieden sich die Betreiber gegen diese Variante und setzten die Beiträge aus, um einen klaren Schnitt zu machen und möglichen, späteren Konflikten aus dem Weg zu gehen.

Momentan haben Katharina und Bernd Kaufmann durch ihre Fitness- und Gesundheitseinrichtung keine Einnahmen und leben von ihren Rücklagen. Das gehe ihrer Ansicht nach noch eine Weile gut, auf lange Dauer aber nicht. Noch schlimmer dran seien ihrer Ansicht nach die Instruktoren, die als Selbstständige die Gesundheitskurse leiten und dafür Honorar kassieren. Keine Kurse - kein Geld. Nicht nur bei den Kaufmanns seien die Aufträge weggebrochen. Auch andere Studios, in denen die Instruktoren auf Honorarbasis arbeiteten, sind geschlossen.

„Eine Maskenpflicht in Sportstudios geht gar nicht“, sagt Katharina Kaufmann mit Blick auf zu erwartende Auflagen bei der Wiedereröffnung ihrer Seehäuser Sportstätte, die sie für Anfang Juni erwartet. Auch die Einschränkung, dass nur fünf Personen an einem Kurs teilnehmen dürften, sehe sie skeptisch. Erschwerend komme noch hinzu, dass Umkleidekabinen und Duschen von den Sportlern nicht benutzt werden dürften.

„Wir fiebern der Wiedereröffnung unserer Sporteinrichtung entgegen und wünschen uns nichts sehnlicher als Normalität“, verdeutlicht Bernd Kaufmann. Deshalb setzen er und seine Frau alles daran, um geforderte Hygieniekonzepte und Auflagen zu erfüllen. Wohl wissend, dass nichts mehr so sein werde wie vor Corona. Dennoch wollen sie ihren Mitgliedern das Sporttreiben wieder ermöglichen, wenn auch zunächst unter Einschränkungen. „Wir machen weiter“, blickt Katharina Kaufmann optimistisch in die Zukunft.

Das Ehepaar Kaufmann betreibt das Fitness-Studio am Seehäuser Friedensplatz seit 1997. Im Jahr 2008 kamen die Angebote des Vereins Gesundheitssport Reha-Sport-Bildung hinzu. Eine lange Tradition, die durch Corona nicht zerstört werden soll.