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Erntebilanz Wetter verhagelt Börde-Bauern das Jahr 2017

Extreme Wetterlagen haben den Landwirten rund um Wanzleben im vergangenen Jahr die Ernte vermiest. Die Erntebilanz ist durchwachsen.

Von Ivar Lüthe 04.01.2018, 11:00

Wanzleben l Wenn Wolfgang Köhler, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Börde, auf das vergangene Jahr zurückblickt, so sieht er ein Jahr, in dem die Landwirte der Region mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.

„Das Anbaujahr 2017 wird den Landwirten als eines mit häufigen extremen Wetterlagen in Erinnerung bleiben“, sagt er. Der wechselhafte Sommer mit Starkregen und Nässe habe in der Mähdruschernte zu teilweise massiven Erntebehinderungen und Qualitätsverlusten geführt. Ein markantes Beispiel: Am 22. Juni zog Sturmtief „Paul“ über den Landkreis hinweg und verursachte auf den Feldern teils hohe Schäden. Besonders stark betroffen waren die Landwirte in der Region Wolmirstedt. Hier wurden Hagelschäden in den Feldkulturen von bis zu 80 Prozent registriert, so Wolfgang Köhler.

„Die Getreideerträge lagen rund 20 Prozent unter denen des Vorjahres. Auch die Qualitäten waren enttäuschend. Ein zu hoher Kleinkornanteil, schwankende Proteingehalte sowie die Backqualitäten und niedrige Erzeugerpreise infolge des starken Euro und schwächeren Dollar führten zu Erlöseinbußen“, bilanziert der Geschäftsführer.

Auch beim Raps mussten die Landwirte Einbußen hinnehmen. Hier wurden rund zehn Dezitonnen je Hektar weniger geerntet als im Vorjahr. „Die Qualität, infolge von niedrigem Ölgehalt, war nicht zufriedenstellend. Gute Ernten gab es bei den Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais“, so Wolfgang Köhler.

Mit Sorge blickt der Verbandsgeschäftsführer auf die Entwicklung der Milchviehbetriebe in der Börde. Denn trotz verbesserter Erzeugerpreise im Gegensatz zu den Vorjahren geht die Zahl der Milchviehbetriebe im Landkreis zurück. Die Gründe lägen in immer mehr Auflagen und Bürokratie.

„Große Angst bereitet zudem unseren Schweinehaltern die immer näher kommende Afrikanische Schweinepest. Das Risiko einer Einschleppung der Tierseuche nach Deutschland bleibt weiterhin hoch“, so Wolfgang Köhler.

Mit Blick auf die Weidetierhalter im Landkreis plädiert der Geschäftsführer des Kreisbauernverband für eine Regulierung der Wolfbestände im Land. „Eine Koexistenz zwischen den Weidetierhaltern und dem Wolf in der deutschen Kulturlandschaft kann nur funktionieren, wenn die Bestände des Wolfes reguliert und seiner uneingeschränkten Ausbreitung Grenzen gesetzt werden. Immer mehr Menschen im ländlichen Raum dulden nicht länger, dass ihnen die Folgen der Ausbreitung des Wolfes aufgebürdet werden“, meint Wolfgang Köhler.

Den Landwirten machen laut Köhler allerdings auch andere Rahmenbedingungen zu schaffen. „Laut einer Studie der Ruhr-Universität und HFFA Research GmbH belaufen sich die Kosten der deutschen Landwirte auf mittlerweile auf 5,2 Milliarden Euro, beziehungsweise 315 Euro je Hektar. Das sind rund 180 Euro je Hektar mehr als ihre Mitbewerber aus den Nicht-EU-Ländern. Dies sollte bei politischen Entscheidungen für die Entwicklung der Landwirtschaft bedacht werden. Unsere Landwirte stehen zu ihrer Verantwortung und übernehmen bereits heute viele Ausgaben, um die Umwelt zu schützen und gesamtgesellschaftliche Leistungen zu erbringen, wie zum Beispiel die Kosten zur Umsetzung von Wasserrahmenrichtlinien, Düngeverordnungen, Tierhaltungsauflagen, Pflanzenschutzgesetzgebungen oder für Bürokratie und Cross Compliance“, so Köhler. Als Cross Compliance wird die Bindung bestimmter EU-Agrarzahlungen an Verpflichtungen aus den Bereichen Umweltschutz, Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze sowie Tierschutz bezeichnet.