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Erntezeit Dürre setzt Getreide in der Börde zu

Die Trockenheit macht den Landwirten in der Börde zu schaffen. Der Dreileber Landwirt Daniel Scheibe befürchtet Einbußen.

Von Mathias Müller 19.07.2018, 01:01

Dreileben l Routiniert steuert Dominik Fischer mit leichten Bewegungen am Lenkrad den Mähdrescher auf einen Schlag bei Dreileben zu. Mit einem Druck auf einen Knopf am Joystick senkt er das fast zehn Meter breite Mähwerk in das goldgelben schimmernde Meer aus Raps. Kraftvoll schiebt sich der gelbe Mähkoloss der Marke „New Holland“ über das Feld und saugt die Rapshalme in sich hinein.

Von der dicken Staubwolke, die sich rund um den Mähdrescher bildet und von den mehr als 30 Grad Außentemperatur merkt Dominik Fischer im Führerstand nichts. Die Klimaanlage surrt und macht das Arbeiten bei der Hitze erträglich. „Ich hätte auch nie gedacht, dass ich einmal in der Landwirtschaft arbeite“, sagt Fischer, der von Beruf Tischler ist. Der mit Frau und zwei Töchtern in Dreileben lebende 32-Jährige nahm das Angebot von Landwirt Daniel Scheibe an und sattelte beruflich um. Nach dem Ablegen der Fahrerlaubnis für große landwirtschaftliche Fahrzeuge und einigen beruflichen Qualifikation sitzt Fischer nun fest im Führerstand des Mähdreschers. Und anderer Maschinen, die das Arbeiten in der Landwirtschaft erfordert.

Daniel Scheibe, der zusammen mit seiner Frau Anne-Sophie Komp-Scheibe, den Landwirtschaftsbetrieb in Dreileben führt, schaut vom Feldrand zu wie Daniel Fischer im Mähdrescher den Raps erntet. „Wir haben im Betrieb zwei festangestellte Mitarbeiter, übrigens das gesamte Jahr über. Jetzt im Sommer kommt noch ein Erntehelfer hinzu“, sagt der 53-Jährige. Auch er steigt auf die Maschinen und arbeitet dort, wo es der Ablauf gerade erforderlich macht. Während sich Scheibe um die Außenwirtschaft kümmert, ist seine Frau für die Buchhaltung zuständig. Eine Arbeitsteilung, die sich aus Sicht des Landwirteehepaares bewährt hat.

„Jetzt ist die Lage noch entspannt. Das ändert sich schlagartig, wenn wir demnächst den Weizen ernten“, kündigt Scheibe an. Dann werde jede Hand im Betrieb gebraucht und dauern die Arbeitstags bis tief in die Nacht. So lange es das Wetter zulasse, werde dann der Weizen gedroschen. Da kein Regen in Sicht ist, werde die Ernte in diesem Jahr wohl schneller eingefahren.

Während die seit Monaten herrschende Trockenheit den Ablauf der Ernte begünstigt, schmälert sie auf der anderen Seite die Erträge. Daniel Scheibe rechne mit Ernteeinbußen von bis zu einem Drittel. Besonders beim Weizen, der Hauptanbaufrucht der Familie Scheibe, gebe es auf den Schlägen Hitzeschäden. Auf 280 Hektar baut Scheibe Weizen an. Insgesamt bewirtschaftet der Dreileber Betrieb in acht Gemarkung rund um das Dorf 510 Hektar. Auf den Äckern wachsen Weizen, Gerste, Raps, Mais und Zuckerrüben.

„Wenn es nicht bald in ausreichendem Maß regnet, nehmen auch die Zuckerrüben Schaden“, befürchtet Scheibe. Bereits jetzt seien auf den Rübenschlägen Schäden durch die Trockenheit bei den Pflanzen zu erkennen. Die Rüben könnten sich bei ausreichender Feuchtigkeit bis zu ihrer Ernte im Herbst noch erholen.

„Ganz Europa hat mit der Trockenheit zu kämpfen“, sagt Scheibe. Hier in der Börde mit den guten Böden seien die Auswirkungen noch geringer als zum Beispiel in der Altmark mit ihren leichteren, sandigen Böden. Wegen der geringeren Menge werde sich nach Ansicht von Scheibe der Preis für Weizen, den die Händler zahlen, erhöhen. Ob das jedoch den Verlust, den die Trockenheit angerichtet habe, ausgleiche, bleibe abzuwarten. „Nach der Ernte wissen wir mehr“, sagt er. Der promovierte Landwirt hat seine Doktorarbeit übrigens zum Thema Bewässerung geschrieben.