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Flüchtlinge Hund Sam hilft Kindern beim Deutschlernen

Die Hilfe der Sülzetaler für die Syrer, die im Rasthof Körling leben, reißt nicht ab. Tag für Tag vermitteln sie ein Gefühl von Heimat.

Von Mathias Müller 18.10.2015, 10:58

Schwaneberg l Ruben Herm ist so etwas wie die gute Seele vom Rasthof Körling. Der Mann vom Malteser Hilfsdienst ist für die soziale Betreuung der 90 Syrer zuständig, die als Kriegsflüchtlinge über die Zentrale Anlaufstelle des Landes Sachsen-Anhalt in Halberstadt vor einigen Wochen in den früheren Rasthof bei Schwaneberg im Sülzetal einzogen. Erfahrungen mit Ausnahme- situationen hat Herm zur Genüge. Er hat Opfer des verheerenden Elbe-Hochwassers 2013 betreut.

Herm ist nahezu für alles im Körling zuständig, was die Menschen bewegt. Schmeckt das Essen? Ist die Heizung warm? Gibt es warmes Wasser? Muss ein Flüchtling zum Arzt? „Die Lage hier im Körling hat sich entspannt und verbessert“, schätzt er ein. Nach einiger Kritik am Betreiber des Körlings, sei die Heizung warm und fast zu jeder Zeit fließe warmes Wasser zum Waschen aus den Hähnen. Ein Syrer, der von Beruf Koch ist, arbeitet jetzt in der Küche mit, wo die Mahlzeiten zubereitet werden. Dabei werde weitestgehend auf die syrischen Gebräuche beim Essen geachtet.

Bei der Bewältigung des Tagesablaufs hat Herm Hilfe von seiner Kollegin Nina Prycziborski bekommen. Sie unterrichtet die Kriegsflüchtlinge in der deutschen Sprache und bringt ihnen die Lebensweise in der Bundesrepublik nahe. Den Unterricht nehmen die Flüchtlinge gerne wahr, erste Erfolge stellen sich ein. „Es gibt nicht viel, was die Syrer hier im Körling machen können“, spielt Herm auf die abgelegene Lage der Unterkunft an. Die Unterbringung in dem früheren Hotel sei jedoch im Vergleich zu Zelten oder Turnhallen weitaus besser. Dennoch setze Herm viel daran, dass zunächst die Frauen mit ihren zehn Kindern im Alter von einem bis zehn Jahren schnellstmöglich die Unterkunft verlassen, um irgendwo im Landkreis in geeignete Wohnungen zu ziehen. Mit dem Fachdienst für Migration der Kreisverwaltung stehe er deshalb ständig in engem Kontakt, um geeignete Wohnungen zu finden.

Unterstützung bei der Betreuung der Syrer bekommen die Malteser von ehrenamtlichen Helfern aus dem Sülzetal. Diese kommen meist am Nachmittag, bringen den Asylbewerbern Deutsch bei oder spielen mit den Kindern. Unterstützung kommt auch von der Arbeitsgruppe „Willkommen im Sülzetal“, die sich die Integration der Ausländer in die Gesellschaft zum Ziel gesetzt hat. Einmal in der Woche besucht die pensionierte Landärztin Dr. Dorothea Wolff die Flüchtlinge und kümmert sich um Sorgen und Nöte aus medizinischer Sicht. Herm freue sich ebenso über die Spenden der Sülzetaler, die die Bewohner des Körlings über das zentrale Sammellager der Einheitsgemeinde in der früheren Sekundarschule erreichen. Dringend benötigt würden noch Winterschuhe für Frauen, Männer und Kinder in allen gängigen Größen.

„Was wir hier haben, ist viel Zeit“, beschreibt Herm den im Körling herrschenden Zustand. Jeden Tag unternimmt er Rundgänge durch die Sechs-Personen-Stuben, fragt nach den Problemen der Bewohner und kontrolliert, ob die Heizkörper auch warm sind. „Wir können hier immer Unterstützung gebrachen“, würde er sich über noch mehr Hilfe von ehrenamtlichen Helfern freuen. Für diesen Sonntag sucht Herm noch nach Transportmöglichkeiten, um mit den Kindern nach Magdeburg fahren zu können. Dort lädt das Puppentheater zu einem Tag der offenen Tür ein. Auch suche Herm noch einen ehrenamtlichen Begleiter, da er aus familiären Gründen verhindert sei.

Ehrenamtliche Unterstützung kommt jetzt auch vom Verein „Tiere helfen Menschen“. Stephanie Brehm als Vertreterin dieses Vereins und Inhaberin des Therapie- und Ausbildungszentrums für Hunde in Schwaneberg, will den Kindern eine tiergestützte Sprachtherapie anbieten. Der Umgang mit den Vierbeinern, die als Therapiehunde ausgebildet sind und in Schulen, Behinderteneinrichtungen sowie Krankenhäusern zum Einsatz kommen, biete eine willkommene Abwechslung im eintönigen Alltag der Unterkunft und helfe dabei, Ängste abzubauen und Deutsch zu lernen. Bei ihrem Besuch am Donnerstag wird die Tierlehrerin von ihrem Hund Sam begleitet. Der Miniature Australien Shepherd nimmt sofort Kontakt zu den Kindern auf, die jedoch noch etwas ängstlich und zurückhaltend reagieren. Eine Distanz, die sich nach den Erfahrungen der Fachfrau noch abbauen werde. Und richtig. Am Ende ihres Besuchs im Körling rennen Kinder und Erwachsene in den Fluren mit Sam um die Wette. Außerdem hat Stephanie Brehm den Kindern liebevoll verpacktes Spielzeug mitgebracht, deren Kauf die Vereinsmitglieder finanziert haben. In der nächsten Woche wolle sie noch einen Kicker-Tisch vorbeibringen. Den Wert der Sachspenden der Hundefreunde bezifferte sie auf 575 Euro.

Wie Stephanie Brehm berichtet, habe ihr Verein bereits gute Erfahrungen beim Unterrichten von Roma-Kindern gemacht, die mit Unterstützung der Hunde die deutsche Sprache erlernten. Sie könne sich vorstellen, dass die Vereinsmitglieder mit ihren Hunden einen regelmäßigen Besuchsdienst im Körling einrichten würden. „Das würde die Bewohner auf andere Gedanken bringen“, ist sie sich sicher. Sam wird am Montag zurück in den Körling kehren. Dann startet dort der „Deutschkurs mit Sam“. Der Hund hilft den Kriegsflüchtlingen, Deutsch zu lernen.