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Fotografie Domführung der anderen Art in Seehausen

Eine besondere Ausstellung lenkt den Blick von Seehausen (Landkreis Börde) zum Magdeburg Dom.

Von Constanze Arendt-Nowak 17.07.2020, 01:01

Seehausen l Eine Domführung im Kleinen erlebten am Mittwochnachmittag die Besucher der Seehäuser Laurentiuskirche. Die Basis dafür waren viele Ansichten des Magdeburger Domes, die der Magdeburger Hobbyfotograf Gotthard Demmel hier für 14 Tage zur Schau stellt. Der Anlass: Vor 500 Jahren wurde der Dombau beendet. Wie Gotthard Demmel sagt, soll die Ausstellung den Dom nicht nur als Museum und Denkmal zeigen, sondern sie soll auch auf die christliche Botschaft hinweisen, die Steine, Kapitelle, Bilder, Figuren und der Raum vermitteln.

Gotthard Demmel ist gleichzeitig nicht nur Dom- und Stadtführer, sondern auch noch ein Seehäuser Kind. Er lebte in Seehausen, während sein Vater hier die Pfarrstelle innehatte. 1948 ist er hier getauft worden.

„Als Domführer habe ich die Möglichkeit, auch zu Zeiten in den Dom zu kommen, in denen andere nicht dort hinkommen“, sagte er. Ebenso wird mancher für die Allgemeinheit unerreichbare Ort für ihn erreichbar und ermöglicht so auch Perspektiven, die nicht jeder entdecken kann. Eine Dominnenansicht zum Sonnenaufgang beispielsweise oder eine Nachtaufnahme vom Turm. Laut eines Ausschnitts aus seiner Vita ist es seine Intension, das größte mittelalterliche Bauwerk der Stadt Magdeburg und des Landes Sachsen-Anhalt nicht nur mit Worten, sondern auch mit seinen Abbildungen ins richtige Licht zu rücken. „Es soll die Schönheit, das Besondere und die Größe der Kathedrale zeigen“, ist dort zu lesen. Für ihn sei es immer wieder ein Wunder, dass dieses riesige Bauwerk im Mittelalter begonnen wurde, noch in dieser Zeit fertig geworden ist und dass es jetzt noch steht.

Die Erklärung seiner Bilder, die auf Leinwand, auf Papier oder Aluminiumplatten aufgebracht sind, unterlegte er mit jeder Menge Fakten und fundiertem Wissen über den Magdeburger Dom, der von 1207 bis 1520 erbaut wurde. „Die Jahreszahl 1520 ist auch oben am Turm über der grünen Tür verewigt“, erklärte er. Doch er weiß auch, dass der Dom eigentlich eine ewige Baustelle ist, denn der Sandstein müsse immer wieder erneuert werden.

Teile des Sandsteins stammen aus den sogenannten Domkuhlen zwischen Seehausen und Schermcke, weswegen auch Pfarrer Thomas Seiler eine über Jahrhunderte währende Verbindung zwischen Seehausen und dem Magdeburger Dom sieht. Und Gotthard Demmel vermutet, dass auch viele Seehäuser bei der Entstehung des Domes mitgewirkt haben. „Beim Lettner, der 1467 erbaut wurde, weiß man genau, dass hier Seehäuser Sandstein zum Einsatz kam, denn dafür gibt es noch eine Rechnung“, sagte er vor einem Foto, das den Lettner zeigt. Der Lettner ist eine Wand mit Durchgängen, die den Raum für das Priester- oder Mönchskollegium vom übrigen Kirchenraum abtrennt.

Andere Bilder zeigen zum Beispiel die Domtürme aus der Vogelperspektive oder im winterlichen Kleid, den Dom im Stadtbild, das Dominnere stuhlfrei in Corona-Zeiten oder auch Details wie die Stifterfiguren oder die Jungfrauen.

Gotthard Demmel dankte nicht nur für die Neugier des Publikums, sondern auch für die Möglichkeit, in der Laurentiuskirche seine Bilder zeigen zu können. Schon lange der Fotografie verschrieben, schloss er sich 2015 dem Fotoclub „magdeburger photographierer“ an. In mehreren Austellungen hat er in der Vergangenheit bereits seine Bilder zu verschiedenen Themen an unterschiedlichen Orten in Magdeburg und Umgebung gezeigt.