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Gemeindezentrum Unruhe im „Pferdestall“

Der mögliche Verkauf des „Pferdestalls“ in Hohendodeleben sorgt für Unruhe. Viele befürchten einen Niedergang des Dorflebens.

Von Mathias Müller 27.10.2018, 01:01

Hohendodeleben l Die Hohendodeleber Ortschronistinnen Anneliese Kups, Rosemarie Kretschmer und Margit Vogel schlagen Alarm. „Wir haben mit großer Enttäuschung erfahren, dass das Gemeindezentrum ‚Pferdestall‘, die letzte Begegnungsstätte, die es im Ort für unsere Bevölkerung gibt, verkauft werden soll“, schreiben die drei Frauen an die Volksstimme. Wie sie mitteilen, bestünde durch eine Privatperson das Interesse, das Gemeindezentrum zu kaufen.

„Der Verkauf des Objektes liegt nicht im Sinne der gesamten Ortsbevölkerung. In dieser Begegnungsstätte spielt sich das gesamte kulturelle Leben des Ortes ab. Fast alle Vereine des Ortes haben hier ihr zu Hause. Auch wir als Ortschronistinnen, Betreiber der Heimatstube und der Zirkel ‚De Plattspreeker‘ wirken in diesem Gebäude. Ebenso die Vereine, das DRK, die Angler, die Sportgemeinschaft Grün-Weiß, die Volkssolidarität, der Verband der Kleingärtner Börde-Ohre, der Gemischte Chor ‚Bördeland 1876‘ und der Jugendclub“, verdeutlichen die Hohendodeleber Ortschronistinnen. Außerdem würden in den Räumen der ehemaligen Gaststätte viele Vereins- und Familienfeiern stattfinden.

Da in Hohendodeleben bereits die Sparkasse, die Post, die Sekundarschule und die Lebensmittelverkaufsstelle geschlossen wurden, sei der „Pferdestall“ für die älteren Bürger die einzige Möglichkeit für Gespräche und etwas Geselligkeit. „Die zwischenmenschlichen Beziehungen würden bei einem Verkauf vollständig auf der Strecke bleiben. Außerdem müssten wir bei einer Veräußerung des Objektes alle unsere Aktivitäten zum Nachteil des Ortes beenden“, befürchten Anneliese Kups, Rosemarie Kretschmer und Margit Vogel.

Einen Verkauf und dann die Anmietung der Räume durch die Vereine erachten die Ortschronistinnen als nicht sinnvoll, da die dann anfallenden Kosten von den Vereinen nicht getragen werden könnten. „Sollte der Verkauf zustande kommen, bestätigt es sich abermals, dass der Zusammenschluss der Ortschaften zur Einheitsgemeinde statt zu einer Verbandsgemeinde ein Fehler war“, verdeutlichen die drei Frauen.

„Für den ‚Pferdestall‘ liegt ein Kaufangebot vor. Entsprechend des Kommunalrechts und der Hauptsatzung der Stadt Wanzleben-Börde ist bei der Entscheidung der Ortschaftsrat Hohendodeleben einzubeziehen“, sagt Wanzlebens Bürgermeister Thomas Kluge (parteilos) auf Volksstimme-Nachfrage zum möglichen Verkauf des Hohendodeleber Gemeindezentrums. Die Entscheidung liege praktisch beim Ortschaftsrat, denn der Stadtrat entscheide so gut wie nie gegen den Willen dieses Gremiums. „Inhaltlich ist der Kaufantrag beratungswürdig“, verdeutlicht Kluge. Ein Teil des Komplexes, der unter anderem von der Ortschaft genutzte Flügel, könne im Eigentum der Stadt bleiben. „Es würde sich also gar nichts für die derzeitigen Nutzer ändern“, versichert Kluge. Im anderen Teil solle altengerechter Wohnraum entstehen. „Man saniert mit einem möglichen Verkaufserlös keinen Stadthaushalt, aber man gestaltet das Ortsbild und man schafft Wohnraum für die ältere Generation. Gute Gründe, darüber nachzudenken“, gibt der Wanzleber Bürgermeister zu verstehen. Es sei im Übrigen immer schade, wenn Leute falsch oder unvollständig informiert würden.

Die Mitglieder des Ortschaftsrates Hohendodeleben beschäftigen sich mit dem möglichen Verkauf des Gemeindezentrums „Pferdestall“ bei ihrer nächsten Sitzung. Diese Sitzung des Ortschaftsrates findet am Donnerstag, 1. November, um 19 Uhr im Versammlungsraum in der Matthissonstraße 13 statt. Dann steht der Tagesordnungspunkt „Beratung zum angedachten Verkauf des ‚Pferdestalls‘ durch den Bürgermeister“ auf der Tagesordnung.

„Den Unmut der Bevölkerung kann ich verstehen, das Gemeindezentrum ‚Pferdestall‘ ist das politische und kulturelle Zentrum der Gemeinde. Die Nutzung erfolgt nicht nur durch den Ortschaftsrat und den Ortsbürgermeister, sondern insbesondere durch die Vereine des Ortes, die hier ihr Zuhause finden. Ein Verkauf würde das kulturelle Leben im Ort nachhaltig und schwer schädigen beziehungsweise unmöglich machen“, sagt Hohendodelebens Ortsbürgermeister Dr. Werner Jander (CDU).