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Grundschule Ägypterin bringt Rumänen Deutsch bei

An der Grundschule Altenweddingen arbeitet eine Lehrkraft, die Ausländern Deutsch beibringt. Sie heißt Hora Burk und stammt aus Ägypten.

Von Mathias Müller 09.10.2015, 01:01

Altenweddingen l Freudestrahlend tanzten gestern zwei Mädchen und drei Jungen im Alter von sechs bis neun Jahren durch einen Klassenraum der Grundschul-Villa in Altenweddingen. Die Kinder schwangen dazu im Takt ihrer Bewegungen bunte Tücher durch die Luft. „Auf los geht‘s los, wir fangen an! Jeder macht bei uns gleich mit, so gut er kann“, sangen die aus Rumänien stammenden Kinder voller Begeisterung.

„Diese Liedzeile ist unser Motto“, sagte Hora Burk. Die aus Ägypten stammende Frau, die Kommunikation und Kunst studiert hat, unterrichtet seit Beginn dieses Schuljahres an der Grundschule Altenweddingen ausländische Kinder in Deutsch. Zunächst sind es Mädchen und Jungen von rumänischen Familien, die seit etwa eineinhalb Jahren in Altenweddingen wohnen. Als sogenannte EU-Ausländer können diese Menschen innerhalb der Europäischen Union ihren Wohnsitz frei wählen und haben sich für Altenweddingen im Sülzetal entschieden. Durch die Welle der Flüchtlinge, die auf Deutschland aus Kriegsgebieten dieser Welt hereinbricht, können es in Zukunft noch mehr Kinder aus anderen Ländern werden, die an der Grundschule Altenweddingen lernen werden.

Wie Hora Burk gegenüber der Volksstimme berichtete, seien die rumänischen Kinder zu Beginn des Unterrichts vor einigen Wochen noch sehr verschlossen gewesen. Sie haben kein Wort gesprochen und waren sehr in sich gekehrt. „Das hat sich mittlerweile stark verändert. Die Kinder sind jetzt aufgeschlossen und fröhlich“, schätzte sie ein. Über den gemeinsamen Gesang und das Tanzen sei es der Lehrerin gelungen, die Mädchen und Jungen an die deutsche Sprache heranzuführen. Lesen und Schreiben gehöre ebenfalls zum Unterrichtspensum. Wie auch das Vorlesen von kleinen Geschichten wie „Die kleine Raupe Nimmersatt“. Diese Story lesen sich die Kinder gegenseitig oder ihren deutschen Mitschülern vor und ernten dadurch Anerkennung, was wiederum ihr Selbstbewusstsein stärke. Ziel des Unterrichts sei es, sagte Hora Burk, dass die ausländischen Kinder so gut die deutsche Sprache lernen, um am normalen Unterricht in den verschiedenen Klassenstufen teilnehmen zu können. Mit ihrem Projekt „Sprache durch Singen“ wolle sich Hora Burk am Integrationspreis 2015 in Sachsen-Anhalt beteiligen. Der Wettbewerb steht unter der Überschrift „Integration braucht Engagement“.

Die Ägypterin leitet außerdem an der Grundschule Altenweddingen die Arbeitsgemeinschaft Kunst. In der hat sie kurzerhand ihre Schützlinge aus Rumänien angemeldet. In der Arbeitsgemeinschaft machen Deutsche und Rumänen mit. „Die Kinder gehen ganz selbstverständlich miteinander an“, freute sich auch Bernd Obermeier vom Förderverein der Grundschule Altenweddingen über die gelebte Integration und Inklusion.

Hora Burk lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Die 42-Jährige ist mit einem Deutschen verheiratet, hat eine 4jährige Tochter und wohnt in Haldensleben. „Ich war auch einmal eine Migrantin und kann nachvollziehen, wie schwierig es ist, die deutsche Sprache zu lernen“, schätzte sie ein. Jedoch nur über den Weg des Beherrschens der Sprache sei es möglich, sich in den deutschen Alltag zu integrieren und auf lange Zeit Fuß zu fassen.

„Frau Burk ist seit Beginn dieses Schuljahres eine große Unterstützung für uns“, sagte Ute Ellert, Leiterin der Grundschule Altenweddingen. Sie setze das Projekt „Deutsch als Zweitsprache“ an der Schule gekonnt um und helfe so mit, die Sprachbarriere bei den Kindern zu überwinden. Die Stelle für Hora Burk, die zunächst auf ein Jahr begrenzt sei, und weitere im Land Sachsen-Anhalt habe das Kultusministerium aus diesem Zweck geschaffen. Ute Ellert hoffe, dass es nach diesem Jahr mit der Finanzierung der Deutschlehrerstelle weiter gehe, da ja mit noch mehr ausländischen Kindern, die schulpflichtig seien, an der Grundschule Altenweddingen zu rechnen sei. Mit Blick auf die rumänischen Kinder sagte die Schulleiterin, ihr Ziel sei es, auch die Eltern in den Lernprozess der deutschen Sprache einzubeziehen. Diesen Ansatz der Integration der Älteren begrüße auch Kommunikatorin Hora Bulk. Sie habe bereits mit den Eltern ihrer Schützlinge gesprochen und dabei deutlich bemerkt, auch sie hätten ein großes Interesse daran, Deutsch zu lernen.