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Heimatverein "Die weddinger" ziehen um

Der Kultur- und Heimatverein „Die weddinger“ muss sein Vereinshaus verlassen. Er zieht in das Bürgerhaus in die frühere Bibliothek.

Von Mathias Müller 14.06.2016, 01:01

Langenweddingen l Der Kultur- und Heimatverein „Die weddinger“ ist in Aufbruchstimmung. „Einmal in Hinblick auf die 1070-Jahr-Feier unseres Heimatortes am 17. Juni und zum anderen hinsichtlich des anstehenden Auszuges aus unserem, seit 2002 genutzten Vereinshaus“, berichtet Jürgen Zimmermann vom Vorstand des Vereins.

Wenn die Vereinsmitglieder in den vergangenen Jahren meist zu dieser Zeit die jährlichen Vereinsausstellungen zur Historie Langenweddingens vorbereitet und gestaltet haben, sind sie jetzt damit beschäftigt, ihre Räume zu beräumen, Sachen auszusortieren und zu entsorgen sowie Wichtiges für den Abtransport zu verpacken. Das Vereinshaus in der Langen Straße 4 wurde 2015 durch die Gemeinde Sülzetal ausgeschrieben und auf Beschluss des Gemeinderates im Mai 2016 an einen Interessenten verkauft. Der neue Eigentümer hat für das Haus andere Nutzungsvorstellungen.

„Angeboten wurde uns bereits im Januar 2016 als Alternative ein Umzug ins Bürger-haus Langenweddingen in den ehemaligen Bibliotheksraum. Umziehen tut man aus einem langjährig angestammten Domizil nur ungern, aber die Gemeindeleitung ließ uns wissen, dass die Beräumung der Bibliothek aufgrund einer relativ geringen Nutzung und einer vorgesehenen Zusammenlegung mit anderen Bibliotheksstandorten sowieso beschlossene Sache der Gemeinde ist. Da wir niemanden verdrängen wollten, haben wir auf diese Gemeindeaussage hin diesem Umzug zugestimmt“, sagt Zimmermann weiter. Nun warte der Verein, dass ihm die Gemeinde einen verbindlichen Umzugstermin mitteile.

Trotzdem komme bei den „weddingern“ auch der kulturelle Aspekt nicht zu kurz. So führte der Verein nach der Winterpause im März wieder seine Jahresauftaktveranstaltung durch. „Meist in lustiger Runde, diesmal geprägt von den Verkaufsabsichten der Gemeinde für unser Vereinshaus und den notwendigen Beschlussfassung durch die Vereinsmitglieder. Aber auch neue Aktivitäten im Vereinsjahr 2016 wurden diskutiert“, sagt Zimmermann. Die wöchentlichen Kaffeenachmittage mittwochs fallen meist kürzer aus, da die meiste Zeit für die Umzugsvorbereitungen genutzt werden. Im April besuchten die Vereinsmitglieder die Veranstaltung „Gartenträume“ auf Schloss Hundisburg sowie im Mai die Heimatstube Hadmersleben, um die Sonderausstellung „Bördetrachten“ zu besichtigen. Am 1. Juli fährt der Verein wieder zum Schönebecker Operettensommer auf den Bierer Berg.

„Aktuell unterstützen wir als Kultur- und Heimatverein die Aktivitäten zum 1070-Jahr-Jubiläum unseres Heimatdorfes Langenweddingen in diesem Jahr. Seit 2013 hat unser Heimatverein sowohl in verschiedenen Veröffentlichungen in der Volksstimme oder im Sülzetaler als auch in der Gemeinde oder der Gesprächsrunde der Vereine konkret auf das 1070-Jubiläum im Jahr 2016 hingewiesen“, sagt Zimmermann. Diese Aussage habe auch das Vereinsmitglied und Ortschronist Rudolf Ehrhardt auf Nachfrage bereits im Januar bekräftigt.

Trotzdem seien in den folgenden Wochen Irritationen aufgetreten, als in der Presse mehrfach von einem 1075jährigen Jubiläum berichtet worden sei. Daraufhin haben Karl-Heinz Daehre und Jürgen Zimmermann vom Heimatverein die Initiative ergriffen und im Landesarchiv Magdeburg nach der ersten urkundlichen Erwähnung Langenweddingens gesucht. Vorgelegt wurde den beiden Heimatforschern vom Leiter des Archivs eine Originalurkunde, signiert und gesiegelt von Kaiser Otto I. aus dem Jahr 946, worin er die Schenkung der Ortschaft, damals Westerwattinge heißend, und anderer Orte an das Moritzkloster zu Magdeburg am 29. Juli 946 bekundet.

Untermauert wurde diese Tatsache in einem ebenfalls vorgelegten historischen Forschungsband zur Geschichte der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt für die Jahre 937 bis 1192 aus dem Jahr 1937 mit einer Interpretation der Urkunde von Otto I. bezogen auf die damaligen Namensnennungen für Langenweddingen.

Bei weiteren Recherchen stießen Daehre und Zimmermann auf verwandtschaftliche Beziehungen des Mitautors Walter Möllenberg in das Bördedorf. Er ist ein Vorfahre der Langenweddinger Familie Gertrud und Alfred Schoof aus dem Pfarrwinkel.

Die „weddinger“ und Daehre werden zur Jubiläumsveranstaltung am 17. Juni in der evangelischen Kirche St. Georg eine Kopie der Urkunde Otto I. von 946 präsentieren, in der zum ersten Mal die Existenz des Ortes Langenweddingen, damals noch Westerwattinge genannt, belegt ist.

Vereinsmitglied Rudolf Ehrhardt hat in Vorbereitung dieses Jubiläums die Ortschronik für das Bördedorf Langenweddingen mit viel Herzblut seit Jahren erarbeitet. „Auch wir Mitglieder des Heimatvereins ‚Die weddinger‘ und so manch Unterstützer aus dem Sülzetal haben mit zahlreichen alten Utensilien, Ausstellungen, Veröffentlichungen und Dokumentationen vieles von der historischen Geschichte Langenweddingens für die Bürger aufgearbeitet, für die Zukunft erhalten und vor allem den jüngeren Generationen in den Schulen Langenweddingens angetragen“, berichtet Zimmermann.