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Hundetraining Spürnasen üben für den Ernstfall

Die DRK-Rettungshundestaffel gehört seit 2012 zum Kreisverband Wanzleben.

Von Michelle Kosub 26.02.2020, 02:00

Wanzleben l Wenn ein Mensch im Landkreis Börde oder woanders im Land vermisst wird, dann kommt die Rettungshundestaffel des DRK-Kreisverbandes Wanzleben zum Einsatz. In Wäldern, weitläufigen Wiesenflächen und schwerzugänglichem Gelände suchen sie nach den Vermissten. Dafür treffen sich die Männer und Frauen zweimal in der Woche, um mit ihren Helden, wie sie ihre Hunde auf ihrer Facebook-Seite nennen, zu üben. Mittwochs geht es auf den Hundeplatz nach Sommerschenburg. Sonntags sind die Wälder rund um Weferlingen, Zielitz, Born und Harbke oder der Park nach Klein Wanzleben das Ziel.

An diesem regnerischen Sonntagvormittag üben die Hundeführer im Harbker Wald. Bernd Alpert, Leiter der Rettungshundestaffel, holt seine Belgische Schäferhündin Clara aus ihrer Box. Dann bekommt sie ihr Geschirr um, das mit einem roten Kreuz und Glocken versehen ist. Währenddessen haben sich Sandra Karkosch und Maja Fröhlich im Wald vertsteckt, um von Clara gefunden zu werden. Mit dem Kommando „Clara such!“ von Bernd Alpert läuft die Schäferhündin voraus. Hin und her läuft sie durch das Waldgebiet. „Das liegt daran, dass sie nach dem Geruch sucht“, sagt Bernd Alpert. Währenddessen streut er Talkum aus einer Tube, um zu sehen, wie der Wind steht. Plötzlich ist Clara gar nicht mehr zu sehen, doch dann kommt sie schnell aus einer Ecke des Waldes angelaufen. Immer mit dem Blick zu ihrem Hundeführer. Nach einigen Minuten ertönt ein Bellen. Clara steht vor Sandra Karkosch und Maja Fröhlich. „Sie bleibt da jetzt so lange stehen und bellt, bis ich ihr ein Kommando gebe“, sagt Alpert. Zur Belohnung erhält die Hündin ihr Lieblingsspielzeug.

Um diese Aufgabe erfolgreich zu meistern, ist ein sehr zeitintensives Training erforderlich. Bis zu drei Jahren dauert die Ausbildung des Vierbeiners, bis er als Rettungshund eingesetzt werden kann. Nach zwei Jahren muss die Prüfung erneut abgenommen werden. Hier werden auch die ehrenamtlichen Hundeführer geprüft. Während der Prüfung sehen die Prüfer unter anderem, wie der Hund am Opfer arbeitet und wie gehorsam er ist.

Nachdem Bernd Alpert die Suche mit Clara erfolgreich gemeistert hat, ist Maren Bernhardt mit ihrem Schäferhund Jacques an der Reihe. Diesmal legt sich Bernd Alpert in den Wald. Es dauert nicht lange, da sind die Glocken von Jacques’ Geschirr zu hören. Er läuft ganz dicht zu Bernd Alpert und bellt. „ Er kommt extrem nah heran. Da darf man keine Angst haben“, sagt der Leiter der Rettungshundestaffel. Kurz danach kommt Maren Bernhardt hinzu.

Die Hundeführer haben alle eine Ausbildung als Sanitätshelfer. Seit 2012 gehört die Rettungshundestaffel zum DRK-Kreisverband Wanzleben. In diesen acht Jahren konnten sie bei etwa 30 Sucheinsätzen helfen. Der größte Einsatz sei laut Bernd Alpert die Suche nach der bis heute vermissten Inga aus Schönebeck gewesen. „Meistens werden wir in der Nacht verständigt“ sagt Bernd Alpert. Dann seien die ehrenamtlichen Retter auch mal bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz.

Im Landkreis Börde ist die Rettungshundestaffel nicht als offizielles Hilfsmittel anerkannt. Damit seien die Retter und ihre Hunde bei Einsätzen über den Landkreis nicht versichert und es könne über den Kreis auch keine Lohnfortzahlung für die Zeit des Einsatzes erfolgen. Bisher sind die Mitglieder über den DRK-Kreisverband versichert. Dieser könne jedoch keine Lohnfortzahlung leisten. Stephan Dill, Abteilungsleiter beim DRK Wanzleben, plädiert deshalb dafür, die Rettungshundestaffel als Hilfsmittel anzuerkennen. „Die Hoffnung ist groß, dass eine Lösung für beide Seiten gefunden wird“, sagt Dill. Bisher werde die Rettungshundestaffel zu Einsätzen vermittelt. Einen Auftrag bekäme sie nicht.

Auf Volksstimme-Nachfrage beim Landkreise Börde heißt es, dass es derzeit Gespräche mit dem DRK Wanzleben gebe. „Wir sind noch nicht detailliert ins Gespräch gegangen“, sagt Corinna Sladky, Leiterin des Amtes für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen. „Wir wollen einfach nochmal ins Gespräch kommen, wie wir da im Katastrophenschutz zusammenarbeiten können“, sagt Sladky.

Bereits im Jahr 2014 hatte der damalige Landrat Hans Walker angekündigt, die Rettungshundestaffel als offizielles Hilfsmittel anzuerkennen.