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Domersleben Jäger erschaffen eine „grüne Lunge“ für die Ortschaft

Wenn es um Naturschutz geht, dann sind Jäger ganz allgemein ganz vorn mit dabei, so auch die Waidmänner aus Domersleben. Ein ganz wichtiger Teil ihres Handwerks ist nämlich die Hege und Pflege. Im Laufe der Jahre haben sie 656 Bäume mit Schulkindern zusammen gepflanzt. Seit der Wende hat sich in dem Ort eld und Flur in ein grünes Idyll verwandelt.

Von Christian Besecke 03.08.2021, 16:16
Vor 30 Jahren war dieser feldweg der erste, der von den Domersleber Jägern mit Bäumen bepflanzt worden ist. Jetzt haben diese schon eine stattliche Höhe erreicht.
Vor 30 Jahren war dieser feldweg der erste, der von den Domersleber Jägern mit Bäumen bepflanzt worden ist. Jetzt haben diese schon eine stattliche Höhe erreicht. Fotos (3): Christian Besecke

Domersleben - Die Jäger haben damit einen Trend fortgesetzt, der schon in den 1970er Jahren von der seinerzeitigen LPG begonnen wurde. Insgesamt gesehen wurden seither allein auf dem Domersleber Gebiet über 19 Kilometer Feldwege begrünt. „Das ist schon eine stattliche Zahl, die sich sehen lassen kann“, befindet Günther Mendt, der ebenso wie sein Jägerkamerad Eberhard Träger 60 Jahre bei den Waidgenossen dabei ist, jetzt aber die Flinte an den Nagel gehängt hat. „Schon als ich LPG-Vorsitzender in Klein Rodensleben war, haben wir die Feldwege mit Büschen und Bäumen versehen.“

Einen weiteren Aufschwung hat die heutige „grüne Lunge“ von Domersleben im Jahr 1991 bekommen. „Da wurde die Jagdgenossenschaft gegründet“, weiß Träger zu berichten. „Die seinerzeit eingeführte Jagdabgabe wurde erstmals dafür genutzt, um die Feldränder zu begrünen.“ Die Aktion wurde von der Jägerschaft, dem Naturschutzbund (NABU) in Wanzleben und dem damaligen Landrat, Karl-Heinz Bärecke (CDU), unterstützt.

„Wir haben zuerst eine Eiche an der ehemaligen Deponie gepflanzt“, erzählt Träger. „Allerdings ist diese kurioserweise mit dem Abschied des Landrates eingegangen.“ Heute ist nur der zweite jemals bei diesen Aktionen gepflanzte Baum zu sehen – der macht aber etwas her. In der Folge begann eine Kooperation von Jagdgenossen und -Pächtern sowie der örtlichen Grundschule. „Die Idee hatte unser SPD-Gemeinderat Hartmut Thiele“, sagt Eberhard Träger. „Jedes Kind der ersten Klasse sollte künftig einen Baum in unserer Flur pflanzen.“ So ist die Begrünung des Ortes und seiner Umgebung zu einer Aktion geworden, die Jung und Alt beschäftigt hat. „Jedes Kind hat ein Namensschild entworfen, welches an dem Haltepfahl angebracht worden ist“, erzählt Günther Mendt. Dabei waren die Kleinen in der Gestaltung völlig frei und die Eltern haben sie unterstützt. „Alle haben etwas für die Umwelt getan und sind einem alten Spruch gefolgt, wonach jeder Mensch in seinem Leben einen Baum pflanzen sollte“, merkt Mendt an.

„Ein Irrtum ist es anzunehmen, wir Jäger würden einfach nur wild in der Gegend herumballern“, betont Träger. „Der weitaus größte Teil unserer Arbeit ist die Hege und Pflege.“ Gerade im Sommer ist die langjährige Arbeit der an dem Projekt Beteiligten entlang dem sogenannten Berklingweg gut zu sehen. Hier stehen Laubbäume und Büsche der verschiedensten Arten. „In den 90er Jahren waren wir in der Auswahl des Ortes und der Bäume noch frei“, sagt Träger. „Auf die Pflanzung von Nadelhölzern haben wir verzichtet, da sie nicht typisch für die Region sind.“ Das war weise, denn gerade Fichten stellen seit einigen Jahren echte Probleme dar. Es finden sich Eichen, Eschen, wilde Pflaumen, Ahorn und weitere Obstbäume bunt durcheinander gewürfelt am Wegesrand und doch steckt ein System dahinter.

„Schon bald ist der Gedanke aufgekommen, nicht einfach nur die Bäume zu pflanzen, sondern sie auch als Beispiele für die Kinder zu nutzen“, setzt Günther Mendt fort. „So gab es gemeinsame Exkursionen mit den Schülern zu den Anpflanzungen, bei denen Mitglieder der Jägerschaft dabei waren.“

So mancher inzwischen erwachsene Mitbürger hat auf diese Weise viel über die Natur gelernt und besitzt heute einen geschärften Blick für das richtige Tun in Sachen Umwelt.

„Ein wunderschönes Beispiel ist auch der Wiesenweg, welcher beidseitig bei den Aktionen mit Bäumen versehen wurde“, berichtet Mendt. „Hier finden sich ältere Laubbäume und direkt gegenüber Obstbäume und alle sind durch unsere und die Hände der Kinder gegangen. Das verbindet und ist eine schöne Erinnerung.“ Zumal gerade jetzt viele Obstbäume Früchte tragen, die im Herbst Jedermann abernten kann, so er denn mag.

„Unsere Aktivitäten sind nicht die einzigen auf diesem Gebiet“, sagt Eberhard Träger. Zusätzlich wurden viele Büsche und Bäume als Ersatzpflanzungen im Rahmen der Flurneuordnung untergebracht. Diese ziehen sich bis in den Wanzleber Bereich hin.

„Als ich 1955 in den Ort gezogen bin, da konnte man weithin über die Felder schauen“, berichtet Eberhard Träger. „Das ist heute nicht mehr möglich und das ist auch gut so für das Wild und für die Natur. Insofern können andere sicherlich eine ganze Menge von uns lernen.“

Günther Mendt begleitet die Belange der Jäger immer noch. Nach 60 Jahren hat er aber die aktive Jagd aufgegeben. Mitglied bleibt er im Verband jedoch weiter. „Ich habe mich über Treuenadel des Deutschen Jagdverbandes sehr gefreut“, sagt der 86jährige. „Gesundheitlich schaffe ich das aber nicht mehr.“ Immerhin ist er das einzige Ehrenmitglied des Kreisverbandes Wanzleben seit 2009. Der 82jährige Eberhard Träger war schon als Sprecher der Pächtergemeinschaft aktiv und ist heute noch im Jagdbeirat des Landkreises Börde aktiv, genau wie bei der Jagd.

Diesen Feldweg haben die Waidmänner vor 15 Jahren mit Laub- und Obstbäumen versehen.
Diesen Feldweg haben die Waidmänner vor 15 Jahren mit Laub- und Obstbäumen versehen.
christian besecke
Günther Mendt hat das Jägerhandwerk an den Nagel gehängt, besitzt aber noch heute etliche seiner Trophäen.
Günther Mendt hat das Jägerhandwerk an den Nagel gehängt, besitzt aber noch heute etliche seiner Trophäen.
christian besecke