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Jugendpolitik Braucht Wanzleben die Tenne?

Die Stadt soll zukünftig mehr Geld für die Tenne ausgeben, sträubt sich aber.

Von Mike Kahnert 30.11.2019, 01:00

Wanzleben l Der Vertrag zwischen der Stadt Wanzleben-Börde und dem Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) läuft am 31. Dezember dieses Jahres aus. Betroffen ist das Kinder- und Jugendzentrum Tenne, das vom DRK betrieben wird. Im Stadtrat soll am Donnerstag, 12. Dezember, entschieden werden, ob der neue Vertrag angenommen wird.

Das Problem: Die Finanzierung der Stadt Wanzleben-Börde könnte sich für 2020 als schwierig gestalten. Die Erhöhung von Grund- und Gewerbesteuer gehört zu den Lösungsansätzen (Volksstimme berichtete). Im neuen Vertrag mit dem DRK soll die Stadt nun ihre Zuschüsse für die Kinder- und Jugendarbeit von 19 700 Euro auf 37 700 Euro erhöhen.

„Wir müssen uns entscheiden, was Priorität hat“, sagte Martin Heine (CDU) im Hauptausschuss am Dienstag. Eine geforderte Vertragsdauer von fünf Jahren komme für ihn nicht in Frage. Außerdem solle geprüft werden, ob zwei Vollzeitkräfte für die Tenne wirklich notwendig seien.

Warum die Erhöhung des Zuschusses? Die Stadt Wanzleben-Börde beteiligt sich an zwei Vollzeitkräften in der Tenne. Besonders deren Gehälter müssen angepasst werden, betont Stephan Dill vom DRK-Kreisverband Wanzleben. Diese liegen bisher weit unter dem, was in vergleichbaren Berufen in Kitas und Schulen verdient werden könne. Das Finden von Fachkräften würde sich als unmöglich erweisen, behielte man den derzeitigen Standard bei.

Dazu komme die geplante Laufzeit. Die Tenne lebe hauptsächlich von Fördermitteln. Für deren Anträge müsse Dill die Nachhaltigkeit der Einrichtung nachweisen können. Der Hauptausschuss schlägt vor, den Vertrag auf ein Jahr zu begrenzen. Mit einem jährlichen Vertrag, der Zukunftsaussichten ungewiss erscheinen ließe, würden Fördermittel in weite Ferne rücken.

Martin Heine stellte zudem in Frage, was die Vollzeitkräfte alles tun würden, während die Jugendlichen in der Schule seien. Doch die Öffnungszeiten überschneiden sich nur bedingt mit den Schulzeiten. In einem Arbeitsplan der Tenne, der Stephan Dill zufolge auch den kommunalen Politikern vorliegen sollte, wird der Wochenablauf aufgeschlüsselt.

Die ersten beiden Stunden, 11 bis 13 Uhr, werden für Verwaltungsarbeiten genutzt. Um 13 Uhr öffnet die Tenne für den Nachwuchs der Gemeinde. Zwischen 14 und 16 Uhr finden täglich Angebote wie die Tanzgruppe oder der Koch- und Backclub statt. Von 16 bis 19 Uhr werden die zahlreichen Ortschaften der Stadt Wanzleben-Börde mit dem Jugendmobil abgefahren – donnerstags zum Beispiel der Busbahnhof in Seehausen. Das aber nicht immer mit Erfolg. „Es gibt auch Tage, an denen man in den Orten nicht auf Kinder und Jugendliche trifft“, sagt Stephan Dill. 19 Uhr schließt die Tenne in Wanzleben. Am Wochenende ist die Kinder- und Jugendeinrichtung geschlossen.

„Was ist denn realistisch möglich?“, fragt Dill. „Die Ressourcen von zwei Vollzeitkräften sind endlich. Sie arbeiten schon am Limit“, sagt er. Krankheit und Urlaub müssen bedacht werden, sowie Freizeitausgleich für Aktionen während der Ferien, in denen die Arbeitstage der Tenne-Mitarbeiter auf 13 bis 14 Stunden anwachsen.

Das DRK betreibt die Tenne“in Wanzleben seit 2004. In den Gemeinden der Oberen Aller und der Westlichen Börde gibt es ebenfalls Kinder- und Jugendeinrichtungen, die jünger sind. Dort wurde dem Vertrag, wie er auch der Stadt Wanzleben-Börde vorliegt, bereits zugestimmt.