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Landkreis Börde Lehrermangel: Unmut in Wanzleben

In Wanzleben sorgt das Fehlen von Lehrern für Unmut. Für einige Abschlussklassen kann nicht mal der Unterricht stattfinden.

27.09.2020, 23:01

Hohendodeleben/Wanzleben l Marko Haberland macht sich Sorgen. Der Familienvater hat zwei Kinder an der Gesamtschule in Wanzleben. Sein Sohn besucht die zehnte Klasse, seine Tochter die Achte. Eigentlich sind die beiden recht gut in der Schule, doch er macht sich um die Fächer Chemie und Biologie Sorgen. „Nicht wegen der Leistung meiner Kinder. Die sind gut, trotzdem werden sie wahrscheinlich am Ende des Schuljahres ein ‚Nicht beschult‘ in diesen Fächern auf dem Zeugnis haben“, erklärt der Landwirt. Grund sei laut Haberland der Lehrermangel, der seit Beginn des Schuljahres herrsche. Denn seit diesem Zeitpunkt würden zwei Lehrer fehlen, da diese dauerhaft krankgeschrieben seien. „Das regt mich auf, es muss doch schon lange bekannt gewesen sein, dass die beiden Fachlehrer ausfallen werden.“

Auf einer Versammlung waren die Eltern über den Missstand in Kenntnis gesetzt worden. „Der Schule und vor allem den Lehrern mache ich da keinen Vorwurf. Die geben ja schließlich ihr bestes“, so Haberland. Schuld sei viel mehr die aktuelle Bildungspolitik und das Landesschulamt. „Die müssen doch reagieren, wenn Lehrpersonal fehlt.“ Vom Direktor der Schule in Wanzleben wisse er immerhin, dass dieser aktuell versuche, einen Lehrer im Ruhestand zu reaktivieren um zumindest den Unterricht des Abschlussjahrgangs abzusichern. „Ein Dauerzustand kann das aber auch nicht sein.“ Das Problem mit den Naturwissenschaften sei, dass die Jugendlichen zu ihrer Prüfung aus den Fächern Biologie, Chemie und Physik ein Fach auswählen müssten. „Wenn natürlich Chemie und Biologie ausfallen, dann bleibt nur noch eins über. Das ist nicht fair.“

Ein ähnliches Problem mit dem Unterricht gibt es auch an der Grundschule in Hohendodeleben. Hier zeichnet sich ein akuter Lehrermangel ab. „Dem wollen wir entgegenwirken“, erklärt Marcel Haase. Er ist Mitglied im Elternrat der „Friedrich von Matthison“-Grundschule und hat zusammen mit anderen Eltern einen offenen Brief an das Landesschulamt in Magdeburg verfasst. In dem Brief wird die Nachbesetzung einer Lehrkraft gefordert. Man wolle mit dem Schreiben die Schulleitung unterstützen und der Forderung nach einer zeitnahen Nachbesetzung Nachdruck verleihen. Dass sich ab dem 1. Oktober eine Stellenvakanz bilden wird, bestätigt auch Schulleiterin Roswitha Sarpe. „Bereits im Februar hat das Landesschulamt das Ausscheiden einer unserer Lehrer bestätigt. Viel getan hat sich seitdem nicht.“ Insgesamt drei Ausschreibungen hatte das Landesschulamt Sachsen-Anhalt für die freie Stelle geschalten, viel getan hatte sich aber nicht. „Wir wissen immer noch nicht, ob wir nun ab dem 1. Oktober eine neue Lehrkraft erhalten.“ Dabei sei diese besonders wichtig, heißt es Brief des Elternrates. Denn dann würden für die vier Klassen nur noch drei Lehrer zu Verfügung stehen. „Dabei vertritt jede vorhandene Lehrkraft die Funktion eines Klassenlehrers […] und unterrichtet die Hauptfächer Deutsch, Mathe und Sachunterricht.“ Mit dem Ausscheiden des Lehrers, würde die Klasse 3 demnach keinen Klassenlehrer mehr haben. Roswitha Sarpe müsse demnach den Unterricht übernehmen, was laut Elternrat nicht zielführend sei. Außerdem, so die Eltern weiter, gebe es bereits seit drei Jahren keinen Unterricht in den Fächern Ethik und Religion. Grund: Lehrermangel. Hinzu komme, dass Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf nicht mehr unterstützt würden, da die hierfür beschäftigte Fachkraft dauerkrank sei.

Mit dem Wegfall der nun ausscheidenden Lehrkraft müssten zudem die Fächer Sport, Englisch und Musik auf ein Minimum reduziert werden. Daher fordern die Eltern eine schnelle Lösung des Problems. „Zur Not muss von einer anderen Schule eine Lehrkraft übergangsweise abgezogen werden“, bringt Marcel Haase die Forderung auf den Punkt.

Im Landesschulamt in Magdeburg sind die Problem der beiden Schulen bekannt. Dort arbeite man bereits an einer zufriedenstellenden Lösung. „Wir hatten Bewerbungen für die freiwerdende Stelle in Hohendodeleben. Leider haben sich die Bewerber jedoch für andere Stellen entschieden“, erklärt Pressesprecher Tobias Kühne auf Volksstimme-Nachfrage. Jedoch habe man eine Lehrkraft gefunden, die zunächst befristet angestellt werden soll. „Wir streben deren Einstellung zum 1. Oktober 2020 an“, so Kühne weiter. Man suche jedoch weiter nach einem geeigneten Bewerber, welcher unbefristet angestellt werden kann. „Mit der befristeten Kraft kann somit ist erstmal Planungssicherheit für das laufende Schuljahr gegeben werden.“ Letztendlich wolle man auch im Sinne der Kinder Lehrerwechsel im laufenden Schuljahr vermeiden. Laut Kühne sei aber auch so die Absicherung des Unterrichtes gegeben, falls die Einstellung nicht zum 1. Oktober gelingen sollte. „In diesem Fall würde die Schulleiterin Klassenleiteraufgaben übernehmen.“ Mit dieser Lösung sind die Vertreter des Elternrates alles andere als zufrieden. „Das ist in unseren Augen nicht zielführend“, so Marcel Haase. Die Arbeit als Schulleiterin lasse von ihrem Unfang her, keine weitere Arbeit als Klassenlehrerin zu. Außerdem würde im eventuellen Krankheitsfall wieder eine Lehrkraft fehlen und somit der Unterricht gefährdet.

Im Fall von Wanzleben hat das Landesschulamt gute Nachrichten für Eltern und Schülern. „Uns ist bekannt, dass durch Krankheit die Unterrichtsversorgung aktuell bei 96 Prozent liegt“, erklärt Tobias Kühne. „Für das Fach Chemie konnten wir eine ehemalige Lehrkraft gewinnen, welche einige Stunden pro Woche unterrichten wird.“ Der ehemalige Lehrer werde zunächst nur in der zehnten Klasse eingesetzt um eine optimale Prüfungsvorbereitung zu gewährleisten. „Zudem haben eine Vertretungsstelle für das Fach Biologie ausgeschrieben. Diese soll nach Möglichkeit bereits nach den Herbstferien besetzt werden“, erläutert Kühne abschließend.

Für Eltern bedeutet das, dass sie sich vorerst keine Sorgen um die Unterrichtsversorgung ihrer Kinder machen müssen. Vor allem Abschlussjahrgänge sollen weiterhin eine optimale Unterrichtsversorgung erhalten.