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Coronavirus Der Alltag hat sich verändert

Das Leben im Wohnheim der Lebenshilfe in Seehausen ist durch die Corona-Pandemie anders geworden.

Von Michelle Kosub 02.06.2020, 01:01

Seehausen l Für die Bewohner und Mitarbeiter des Wohnheims hat sich der Alltag durch die Corona-Pandemie verändert. Ging es nach dem Frühstück in die Werkstatt, so bleiben die Bewohner jetzt in ihrer Einrichtung. „Mitte März brach der geregelte Ablauf zusammen“, sagt Cornelia Richter. Für die Teamleiterin des Wohnheims für Menschen mit Behinderungen war dies eine neue Situation, da sie und ihre Mitarbeiter nun rund um die Uhr für die Bewohner da sein mussten. „Sonst sind wir nachmittags da, wenn die Bewohner von der Arbeit kommen. Jetzt brauchten wir eine 24-Stunden-Betreuung“, erzählt Cornelia Richter.

Nicht nur die Mitarbeiter, auch die Bewohner hatten in den ersten zwei Wochen mit dem neuen Tagesablauf zu kämpfen. „In den ersten 14 Tagen war es dumm, aber jetzt hat man sich daran gewöhnt“, sagt Kerstin Schloddrick, Bewohnerin des Hauses. Sie informiert sich, wie auch Monika Lüddemann, täglich in den Nachrichten über die aktuelle Lage. „Schön war, dass sehr viele auch Fragen gestellt haben“, sagt die Teamleiterin. So konnten die Mitarbeiter erklären, was es mit dem Corona-Virus und den damit verbundenen Einschränkungen auf sich hat. Wichtig war es laut Cornelia Richter, den Bewohnern die Angst zu nehmen.

Um die Bewohner den ganzen Tag zu betreuen, musste das Personal aufgestockt werden. Wegen der Notbetreuung in den Kitas und in der Behindertenwerkstatt halfen eine Erzieherin aus Wellen und Kollegen aus der Werkstatt aus. „Das ist auf freiwilliger Basis passiert. Die Kollegen konnten sich melden, wenn sie hier helfen wollten“, erklärt Siegfried Krümling. Er leitet die Einrichtungen der Lebenshilfe in Seehausen und Haldensleben. Für ihn und Cornelia Richter entstand ein Mehraufwand. Jede neue Verordnung des Landes muss gelesen und dementsprechend im Wohnheim umgesetzt werden. „Wenn wir die Kollegen zur Unterstützung nicht gehabt hätten, wäre es eng geworden“, sagt die Teamleiterin. Sie sei sehr dankbar darüber und habe gemerkt, dass es auch für die Mitarbeiter gut war, dass sie einmal in einen anderen Bereich reinschauen konnten.

Seit 18. Mai fährt die Werkstatt langsam wieder hoch. So gehen 25 der 26 Bewohner an zwei Tagen in der Woche wieder arbeiten. „Die Arbeit hat mir dolle gefehlt“, sagt Kerstin Schloddrick. Sie arbeitet in der Küche der Werkstatt. An den drei Tagen ohne Arbeit kann sich jeder Bewohner aussuchen, was er machen möchte. So wurden zu Beginn der Corona-Beschränkungen kleine Gruppen gebildet. Je nach Interesse wurde dann gebastelt, Fußball gespielt oder spazieren gegangen. Monika Lüddemann verbringt dann auch gerne Zeit in ihrem Zimmer. „Ich höre dann Musik oder gucke Fernsehen“, sagt sie. Kerstin Schloddrick geht gern spazieren oder bastelt. „Wir haben draußen auch einen Garten wo wir die Blumen gießen“, erzählt die 51-Jährige.

Wegen der Ausgangsbeschränkungen gehen die Mitarbeiter für die Bewohner einkaufen. „Wir möchten gern mal wieder einkaufen gehen“, sagt Kerstin Schloddrick. Besucher dürfen jetzt für eine Stunde kommen. Davor hielten die Bewohner telefonisch Kontakt zu ihren Familien. „Ich telefoniere öfter mit meiner Schwester“, sagt Kerstin Schloddrick. Laut Cornelia Richter seien die Räume so groß, dass der Abstand gewahrt werden kann, wenn die Bewohner zur gleichen Zeit Besuch bekommen. Seit vergangener Woche können die Bewohner wieder nach Hause fahren. Einige reisten über die Pfingstfeiertage in ihre Heimat.

Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie hatten auch positive Effekte. Laut Cornelia Richter wurden bestimmte Dinge mehr genutzt und die selbstverständlichen Dinge, wie der wöchentlich Einkauf, mehr wertgeschätzt. So war die Freude auch groß, als in der vergangenen Woche der Friseur und die Fußpflege wieder ins Haus kamen. „Die Bewohner haben sich so gefreut, dass der Friseur wieder da ist. Jeder wollte der Erste sein“, sagt die Teamleiterin. Und auch die Ergotherapie ist wieder möglich.