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Nachwuchsmangel Weniger Azubis in der Börde-Landwirtschaft

Einer der ältesten Berufe der Börde sucht dringend Nachwuchs. Das Interesse von Jugendliche an der Landwirtschaft wird immer geringer.

15.09.2020, 23:01

Groß Germersleben/Oschersleben/Wanzleben l „Die Nachfrage ist da, aber sie könnte größer sein“, sagt Christian Apprecht von Bauernverband mit Blick auf den Landwirtschafts-Nachwuchs im Landkreis Börde. „Vor allem bei den Tierwirten ist noch viel Potenzial nach oben.“ Besonders im Bereich der Schweinehaltung und in der Geflügelhaltung sei der Ansturm auf freie Stellen eher mager. Tatsächlich konnte zum Ausbildungsbeginn 2020 ein neuer Auszubildender in der Schweinehaltung begrüßt werden. Zum Vergleich: Im Salzlandkreis waren es immerhin drei neue Tierwirte in der Schweinehaltung.

Ganz so dramatisch wie bei den Tierwirten ist es aber nicht im gesamten Landwirtschaftsbereich in der Börde. „Natürlich besteht in fast allen Bereichen gleichermaßen Nachwuchsbedarf“, bestätigt Katharina Steinhardt. Sie ist Pressesprecherin des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt. Dieses ist für die Berufsbildung im Land zuständig. Um die zukünftigen Landwirte kümmert sich der Fachbereich Landwirtschaft und Hauswirtschaft. „Insbesondere die größeren Berufsgruppen wie zum Beispiel Landwirte und Gärtner bemühen sich intensiv um die Gewinnung von motivierten und interessierten Jugendlichen“, erklärt sie.

 

Demzufolge befinden sich aktuell 100 junge Männer und Frauen im Landkreis Börde in Ausbildung. Davon haben 38 dieses Jahr ihre Ausbildung in der Landwirtschaft begonnen. Zum Vergleich: 2019 konnten 43 Auszubildende in der Landwirtschaft begrüßt werden. Somit ist ein kleiner Schwund zu verzeichnen.

Im Landkreis Börde gibt es insgesamt 76 vom Landesverwaltungsamt erfasste Ausbildungsbetriebe für die Grünen Berufe. Einer diesen Ausbildungsbetriebe ist die Nehring-Isermeyer-Bückner Service GbR in Oschersleben. Aktuell werden dort jedoch keine Lehrlinge ausgebildet. „Seit zwei Jahren haben wir jetzt keine neuen Azubis bei uns“, erklärt Wolfgang Nehring. Das liege aber nicht daran, dass das Interesse für den Berufszweig nicht da sei, sondern daran, dass man aktuell die Ausbildung im Betrieb neu strukturiere. Dafür seien einige Anpassungen und Änderungen notwendig.

„Zukünftig wollen wir die duale Ausbildung zum Fachagrarwirt anbieten“, erläutert Nehring weiter. Fachagrarwirte zählen zu den „Spezialkräften“ im Landwirtschaftssektor. Während und nach ihrer Ausbildung können sie sich für verschiedene Spezialgebiete qualifizieren lassen. Dazu zählen unter anderem Besamungswesen, erneuerbare Energien sowie Rechnungswesen und weitere Zweige in der Landwirtschaft.

Ebenfalls ein Ausbildungsbetrieb ist die Landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaft in Groß Germersleben. Dort wird aktuell ausgebildet. „Derzeit haben wir zwei Auszubildende in unserem Betrieb“, erklärt Chef Sven Borchert. Diese würden aktuell zur Fachkraft Agrarservice ausgebildet werden. „Trotzdem habe ich das Gefühl, dass sich insgesamt weniger junge Leute für die Landwirtschaft interessieren." Woran das liegt, könne er nicht beurteilen. Trotzdem gebe es Ausnahmen von der Regel. „Wir erhalten trotz des geringen Interesses regelmäßig Initiativbewerbungen von jungen Männer und Frauen. Das freut mich wirklich sehr.“

Was jedoch nicht vom Landesverwaltungsamt erfasst wird, sind die Azubi-Stellen, die offen bleiben. Zurzeit sind dies elf im gesamten Landkreis. Freie Stellen gibt es aktuell in den Bereichen Wanzleben, Oschersleben, Am Großen Bruch, Sülzetal und Samswegen. Hier werden vor allem Landwirte und Tierwirte im Bereich Rinderhaltung gesucht. Wichtig sei laut Christian Apprecht vom Bauernverband Börde letztendlich, dass sich die Ausbildungsbetriebe modern präsentieren und auch die guten Karrierechancen nach einer entsprechenden Ausbildung aufzeigen.

Chancen hierfür sehen die Ausbildungsverantwortlichen vor allem bei Ausbildungs- und Jobmessen in der Region. Dort präsentiert sich der Bauernverband regelmäßig, um junge Menschen zu erreichen. Zuletzt fanden solche Messen in Wanzleben und Oschersleben statt. Dort war das Interesse für die „Grünen Berufe“ durchaus gegeben. Wie viele der Messebesucher sich tatsächlich bewarben, ist jedoch unklar.