1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wanzleben
  6. >
  7. Billionenfund stimmt Kirche froh

Ortsgeschichte Billionenfund stimmt Kirche froh

Glückliche Gesichter in der Drackenstedter Kirche: Der Schatz der Turmkugeln ist nicht komplett verloren.

Von Ronny Schoof 29.04.2017, 01:01

Drackenstedt l Gemeindekirchenratsvorsitzende Marion Fruth, ihr Stellvertreter Bernd Eggeling und der ausführende Architekt Gerd Srocke als Moderatoren der kleinen Präsentation in der Baustelle St. Nicolai spannten die rund 40 neugierigen Gäste gehörig auf die Folter, ehe Eggeling mit den Worten „Und jetzt kommen drei Überraschungen“ die Anwesenden ahnen ließ, dass die Hoffnung auf brauchbaren, in dem Fall erkennbaren Materialfund nicht vergebens war.

Der Inhalt des nördlichen Turmknopfes wird wohl ein ewiges Geheimnis bleiben. Die daraus geborgenen Dokumente – ein Kuvert und ein Pergament – sind nicht mehr lesbar. Selbst unter Einsatz modernster, jedoch kostspieliger Methoden bestünde allenfalls eine äußerst geringe Chance auf Informationsgewinn.

„Ich denke, diese Funde kommen ins Drackenstedter Kirchenarchiv und sind dann ein Rätsel für lange Abendstunden im Winter“, meinte Srocke. Unklar sei auch, ob die metallischen Gegenstände zum gewollten Inhalt zählen oder Projektilreste der sichtbaren Einschüsse sind.

Umso deutlicher dagegen das Erbe der Südkugel. Eingeschlagen in Papier und kunstvoll gefaltet, fand sich darin eine Reihe von Markscheinen – Überraschung Nummer eins. „Der Gesamtbetrag geht in die Billionen“, stellte Bernd Eggeling süffisant fest, „leider ist es als solches aber wertlos, denn es handelt sich um Inflationsgeld aus den 1920er Jahren.“

Für die Drackenstedter ist es allerdings von hohem ideellen Wert, zumal auf dem größten Schein eine Notiz in Sütterlinschrift von Familie Jacobs erhalten geblieben ist – Überraschung Nummer zwei.

Dass die Kirchenverantwortlichen von 1932 darüber hinaus bemüht waren, den späteren Generationen eine Nachricht zu übermitteln, belegt Überraschung Nummer drei: ein stark vergilbtes Schriftstück, das noch wenige Worte eines handschriftlich abgefassten Textes sowie auf den zweiten Blick erkennbar ein gestempeltes Kirchensiegel offenbart.

„Wir sind wirklich froh, dass überhaupt etwas drin war und uns einige Fundstücke überliefert wurden, die unsere Dorfgeschichte bereichern“, sagte Bernd Eggeling. Neu bestückt werden die beiden Turmkugeln nach Beendigung der Sanierungsarbeiten am Dach, voraussichtlich im Juni.