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Polizei Eine dumme Schnapsidee in Groß Rodensleben

Nach einem Einbruch in ein Sportlerheim in Groß Rodensleben (Landkreis Börde) sind die Mitglieder verärgert.

17.09.2020, 08:09

Groß Rodensleben l Das Sportlerheim in Groß Rodensleben ist ein wirklich schickes Exemplar und gilt seit Jahren als der Mittelpunkt der Sportwelt in dem kleinen Ort. 2004 hatten die Mitglieder des SV Eintracht Groß Rodensleben das Gebäude in Eigenleistung gebaut. „Rund 64.000 Euro haben wir damals in den Bau gesteckt. Alles aus Eigenmitteln“, erzählt Ortsbürgermeister Jürgen Wichert. Seitdem habe man das Gebäude immer gehegt und gepflegt. Nie gab es einen Vorfall - bis jetzt.

Was in den Nachtstunden des 14. September passiert, klingt wie aus einem typischen Polizeiruf zur besten Sendezeit. Gegen 23.08 Uhr vernimmt ein Nachbar des Geländes komische Geräusche aus dem Sportlerheim. „Er hatte erst ein Rumpeln und dann einen lauten Knall gehört“, schildert der Ortsbürgermeister die Erlebnisse des Nachbarn. „Kurz darauf sei das Zersplittern einer Fensterscheibe zu hören gewesen. „Natürlich hat unser Nachbar sofort die Polizei gerufen, da er sich ziemlich sicher war, dass dort gerade ein Einbruch stattfindet.“ Tatsächlich ist die Polizei nur wenige Minuten später am vermeintlichen Tatort eingetroffen.

Mit einem Streifenwagen blockieren die Beamten die einzige Zufahrt zu dem Gelände, welches sich leicht erhöht über dem Ort befindet. Das scheinen die drei Einbrecher mitzubekommen und ergreifen die Flucht. „Die sind mit einem Affenzahn die Zufahrt runtergebrettert und über den Bordstein abgehauen. Meine Mülltonnen haben sie dabei auch noch umgefahren“, erzählt Wichert weiter. Die Beamten nehmen sofort die Verfolgung auf. Die Jagd auf die vermeintlichen Einbrecher soll nicht lange andauern. Noch Tage später sind die Schleifspuren des flüchtigen Opels auf dem Bordstein zu erkennen.

Die Polizei stellt die ersten Minuten der Verfolgung etwas anders dar. „Auf der Anfahrt zum Ereignisort kam den Polizisten ein Fahrzeug entgegen. Irgendwie wirkte es verdächtig und die Beamten beschlossen, dies zu kontrollieren“, heißt es später im Polizeibericht. Danach setzt auch hier die Verfolgungsfahrt ein. Diese führt quer durch die Feldmark rund um Groß Rodensleben. Kurz vor Ochtmersleben landet der silberfarbene Opel Zafira in einer Böschung.

„Daraufhin flüchteten drei Personen aus dem Wagen“, schildert Polizeisprecher Mathias Lütkemüller den Sachverhalt. Da durch den noch laufenden Motor die Böschung in Brand geriet, brachen die Beamten die Verfolgung ab und löschten das Feuer. „Unter den flüchtenden Personen war auch eine junge Frau mit blonden Haaren. Diese konnte wenig später aufgegriffen werden“, erklärt der Polizeisprecher weiter.

Wie Ortsbürgermeister Wichert, seines Zeichens Polizist in Ruhestand, weiß, soll die 18-Jährige ihre Brieftasche im Fahrzeug liegen gelassen haben. Laut Polizeisprecher Lütkemüller wisse die Frau natürlich nicht, mit wem sie in das Sportlerheim eingebrochen sei. „Zusätzlich waren an dem Opel auch noch gestohlene Kennzeichen angebracht.“

Im Kofferraum des Fluchtwagens finden Beamte wenig später das Diebesgut, das die mutmaßliche Jugendbande mitgehen lassen hatte. „Drei Flaschen Kirschlikör und ein paar Flaschen Limonade“, ergänzt Wichert die Angaben der Polizei. Der Diebstahlschaden habe keine zwanzig Euro betragen. „Und dafür musste unser schönes Sportlerheim demoliert werden“, macht er seinem Ärger Luft. Die Bande hatte nämlich zuerst versucht, durch ein Fenster auf der Südseite einzusteigen. Hier hatten es schon mal Einbrecher versucht und waren wie im aktuellen Fall gescheitert. „Letztendlich haben sich diese Dummköpfe einen massiven Aschenbecher gegriffen und damit ein Fenster an der Ostseite eingeschlagen.“

Danach seien sie in das Sportlerheim eingedrungen und durchwühlten mit rabiater Gewalt alle Schränke. „Wahrscheinlich waren die auf der Suche nach Bargeld, aber sowas haben wir hier natürlich nicht“, erklärt Vorstandsmitglied Bernd-Dieter Krüper. Und die drei Flaschen Schnaps hätte man sogar noch verschenkt, wenn jemand gefragt hätte. „Das Zeug trinkt hier doch sowieso niemand“, sagt Krüper und zuckt mit den Schulter.

Viel schlimmer sei für den Verein der entstandenen Sachschaden. Auf rund 3000 Euro schätzen die Mitglieder diesen. „Zwar haben wir eine Versicherung, aber trotzdem schmerzt das uns extrem.“ Vor allem, weil man so viel Herzblut in das Gebäude gesteckt habe.

Durch Corona sei man sowieso schon hart angeschlagen und habe seit März kein Geld eingenommen. „Das macht es alles nicht leichter für uns“, erzählt Jürgen Wichert. Man habe schon die Beiträge der Mitglieder erhöhen müssen, um über Wasser zu bleiben. Nur dadurch sei man seit der Wende unabhängig gewesen. „Unser Sportplatz ist für alle da und für niemanden gesperrt. Nach solchen Aktionen müssen wir aber echt überlegen, ob das noch so weiter gehen kann.“ Bei einem sei man sich sicher: Das Gebäude wird zukünftig mit einer Alarmanlage und Gitern vor dem Fenster gesichert. „Damit auch die Dummen zukünftig kapieren, dass sich Einbrüche hier nicht lohnen“, schließt Wichert ab. Unglaublich sei auch, dass man noch zwei Stunden vorher gemütlich Beisammen gesessen habe.

Man stehe nun mit der Stadtverwaltung in Wanzleben in Kontakt, um die Schäden zu regulieren. Auch ein Fensterbauer war schon da. Dieser soll demnächst das notdürftig geflickte Fenster wieder in Stand setzen. Danach werden die Sicherungsarbeiten erfolgen.