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Sammler-Hobby Die Mülltonne als Familienmitglied

Ein Wanzlebener hat ein ungewöhnliches Hobby, er sammelt Mülltonnen. Wie er zum sammeln von Mülltonnen kam.

27.09.2019, 04:00

Wanzleben l Beim Volksstimme-Vor-Ort-Termin in der Sarre-stadt präsentiert der Wanzleber alle seine Schätze. Die Mülltonnen aus Deutschland und Europa stellen eine ebenso ungewöhnliche wie mittlerweile schon wertvolle Sammlung dar.

Den Anstoß zu dem Hobby hat einst das Geschenk einer Nachbarin gegeben. Als Kind bekam er von ihr Miniaturmodelle, die ihn begeistert haben. „Heute befindet sich noch eines der Modelle in meinem Besitz“, erzählt Smoljanovic. „Dabei hat die Sammlung in den letzten fünf Jahren eine drastische Aufstockung erfahren – und es soll so weiter gehen.“

2014 besaß er fünf echte Tonnen, heute sind es 80, bei den Miniaturmodellen sprang die Zahl in dieser Zeit von 15 auf sagenhafte 300. Das ist eine Zwischenbilanz, auf die der Sammler stolz ist und dafür ist er mittlerweile trotz seiner jungen Jahre in der Szene bekannt. Er betreibt inzwischen eine eigene Facebookseite unter dem Titel „wbs.worldwide“. Hier können Interessenten und andere Hobby-Sammler mit ihm kommunizieren, auf Deutsch oder Englisch.

„Die Sammlerszene umfasst in Europa doch etliche Leute“, erzählt Alexander Smoljanovic. „In Australien und den USA ist sie entschieden größer.“ So gebe es in den Vereinigten Staaten 150 Mitglieder einer Gruppe, die sich mit Produkten des Herstellers Otto befassen. Über 200 Sammler seien es auf jeden Fall. Mit etlichen der Leuten steht der Wanzleber in Kontakt. „Wir machen Bilder, tauschen und kaufen die Tonnen.“ Über die Ländergrenzen hinweg sei das aber nicht so einfach.

Ein Beispiel ist die violette Tonne eines deutschen Herstellers aus Haan. „Die wird hier gefertigt und dann nach England ausgeführt“, beschreibt Smoljanovic. „Es ist aber absolut nicht machbar, ein Stück hier in Deutschland zu beziehen, daher muss sie re-importiert werden.“ Daran arbeitet der 20-jährige intensiv. Zu seinem Hobby gehört nicht nur Enthusiasmus und Ausdauer, ein Ziel zu erreichen.

„Wenn ich so bei den Menschen anrufe und mich für eine bestimmte Tonne interessiere, dann gibt es die merkwürdigsten Reaktionen“, berichtet der Sammler. „Manche legen einfach auf oder versuchen mich abzuwimmeln. So recht glaubt man mir das Hobby oft nicht.“ Sobald er aber E-Mails mit Bildern schickt, werden die Leute in der Regel sehr viel aufgeschlossener. Das trifft auch auf den Direktor einer Firma in Holland zu. Dieser hatte Alexander Smoljanovic zu sich eingeladen und ihm die Fertigung gezeigt. Als Clou bot er ihm an, ausgesuchte Tonnen nach Deutschland zu liefern. Vermittelt hatte in dem Fall eine holländische Zeitung. „Ich war völlig überrascht, als ein großer Lkw vor der Haustür stand und 20 Tonnen völlig kostenfrei bei mir ablieferte“, zeigt sich Smoljanovic begeistert. „Außerdem habe ich die Einladung zu einer Werksbesichtigung in Neuruppin erhalten.“

Die älteste Tonne in seinem Besitz stammt übrigens aus dem Jahr 1915 und ist aus Metall. „Kunststoff wird seit 1960 verwendet, meine älteste Plastiktonne ist von 1967“, sagt er. „Es ist ja gerade an diesem Hobby interessant, welche Geschichten sich hinter dem einzelnen Stück verbergen.“ Und auf diesem Gebiet ist der Wanzleber topfit. So benennt er Produktionsjahre und die Stärken der Einzelnen Wände. Die waren früher bis zu fünf Millimeter dick, betragen heute oft 0,7 Millimeter. „Heutzutage geht es um Kosten- ersparnis bei der Produktion und es wird quasi auf Verlust gerechnet und das in Zeiten der Klimadiskussion“, schätzt der Sammler ein. „Dabei gibt es so viele Möglichkeiten, wie Tonnen mit mehreren Fächern, die eine echte Platzersparnis bringen. Eine solche will er gern aus Australien einführen, was einmal mehr nicht so einfach ist. „Das System ist in Deutschland erfunden worden, wird hier kaum nachgefragt“, sagt der Wanzleber.

Die Tonnen seiner Stadt kennt er auch ganz gut, allein sie fehlen noch in seinem Sortiment. „In den 90-er Jahren wurden gebrauchte Tonnen aus den alten Bundesländern verwendet“, doziert er. „Seit 2008 werden Modelle der Firma Schäfer verwendet. Es sind aber auch schon wieder Auslaufmodelle. So gern ich eine davon hätte, es führt kein Weg dahin.“ Mit seinen Schätzen geht er sorgsam wie ein echter Sammler um. Hin und wieder nimmt er sich die Zeit, klappt einmal einen Deckel auf und erfreut sich am Anblick. Ein besonderes Stück hat er gar mit einer entsprechenden Decke versehen. „Sie ist fabrikneu und ungebraucht, praktisch ein Familienmitglied“, sagt er. „Durch den Schutz wird das Ausbleichen vermieden.“