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Senioren Hohe Bordsteine stoppen Rollatoren

Unter Osterweddinger Senioren rumort es. Sie sind unzufrieden mit den Gehwegen. Die Bordsteine sind zu hoch.

Von Mathias Müller 09.11.2016, 00:01

Osterweddingen l Wenn Anni Eckstein (82), Elisabeth Bethge (83), Elisabeth Stolze (86) und mit ihnen etliche weitere ältere Einwohnerinnen von Osterweddingen sich im Dorf auf den Weg zum Einkaufen machen, dann sehen sich die älteren Damen etlichen Gefahren ausgesetzt. Wegen ihres hohen Lebensalters sind sie nicht mehr so gut zu Fuß und bedienen sich Rollatoren als Gehhilfe. Doch wenn die Seniorinnen mit ihren Wagen, die nur sehr kleine Räder haben, an zu hohe Bordsteine stoßen, entwickeln sich diese oftmals zu unüberwindbaren Hindernissen. Und dagegen protestieren die Rentnerinnen jetzt und fordern von der Gemeindeverwaltung des Sülzetals schnelle Veränderungen.

Eine Fürsprecherin haben die Senioren in der Osterweddingerin Gerlinde Bottling gefunden. „Sind denn hier in Osterweddingen die Senioren nichts wert?“, fragt die engagierte Frau. Bereits von etwa eineinhalb Jahren habe sie in der Fragestunde einer Sitzung des Sülzetal-Gemeinderates auf das Problem der zu hohen Bordsteine in Osterweddingen aufmerksam gemacht. Trotz einer damaligen Versicherung von Bürgermeister Jörg Methner (SPD), es werde sich etwas ändern, sei bis heute nichts passiert. „Der Winter steht vor der Tür, es wird glatt“, befürchtet Gerlinde Bottling noch mehr Gefahren für die Senioren und mögliche Unfälle.

So wie es im Sommer Rainer Eckstein (83) erwischt hat. Wie seine Ehefrau Anni Eckstein berichtet, war ihr Mann mit seinem voll geladenen Rollator vom Einkaufen auf dem Weg nach Hause. An der Ecke Dodendorfer Straße/Weinbergstraße passierte es. Der Senior stürzte beim Versuch, mit seinem kleinen Wagen die zu hohen Bordsteine zu überqueren. Der alte Mann fiel aufs Gesicht, das sich später ganz blau färbte. „Diese Menschen haben ihr Leben lang in Osterweddingen verbracht, haben Steuern gezahlt. Um diese Leute kümmert sich hier niemand“, klagt Gerlinde Bottling die Gemeinde Sülzetal an.

Als vor Monaten die Gemeinde Sülzetal ihre Bürger aufrief, Vorschläge für das zu fassende Gemeindeentwicklungskonzept zu äußern, meldet sich auch Gerlinde Bottling zu Wort. „Da in unserem Ortsteil Osterweddingen weiterhin Eigenheime gebaut werden sollen, weise ich auf den zunehmenden Verkehrsfluss durch Fahrzeuge hin. Dies betrifft besonders die Verkehrsführung Bahnhofstraße, Weinbergstraße und Dodendorfer Straße. Die Bewohner in den Neubaugebieten genießen die ruhige, beschauliche Wohnlage, während die Lebensqualität der alt Eingessenen besonders in den genannten Straßen rasant sinkt“, schreibt sie. Trotz Geschwindigkeitsbegrenzung in der Weinbergstraße und elektronischer Geschwindigkeitsanzeigen, würden sich diese Straßen zu Rennstrecken entwickeln. Es bestehe unbedingter Handlungsbedarf. Ebenso plädiert Gerlinde Bottling in ihrem Schreiben zum Gemeindeentwicklungskonzept dafür, die Bordsteine der Gehwege abzusenken, um den Bürgern den Zugang mit ihren Rollatoren zu ermöglichen.

Gerlinde Bottling geht heute in ihren Forderungen an die Gemeinde noch weiter. „Hier muss ein Zebrastreifen her“, sagt sie zur verschärften Verkehrssituation in der Weinbergstraße. Und Elisabeth Stolze (86) ergänzt, dass sich die Gemeinde auch mehr um in die Pflege der Wege im Osterweddinger Park kümmern müsse. Dort lägen auf den Wegen Äste und große Mengen an Laub, die das Passieren mit Rollatoren unmöglich machen würden.

„Wir müssen in dieser Angelegenheit alles prüfen, um Abhilfe zu schaffen“, sagt Sülzetal-Bürgermeister (SPD). Die Gemeinde habe zwar einen genehmigten Haushalt, doch sei der aber mit einer Haushaltssperre verbunden. „Das heißt, wir müssen die Unabweisbarkeit bei zusätzlichen Maßnahmen begründen“, verdeutlicht Methner. Die Gemeinde habe in allen Ortschaften Probleme mit behindertengerechten Wegen und müsse auch hier Stück für Stück Abhilfe schaffen.

„Die Menschen werden immer älter und sollen natürlich am öffentlichen Leben teilnehmen. Hier in Osterweddingen haben wir eine besondere Situation. Wir haben Pflegeeinrichtungen und die Menschen wollen am öffentlichen Leben teilnehmen und demzufolge mit ihren Hilfsmitteln sich fortbewegen. Hinzu kommt, dass eine Verkaufseinrichtung gebaut wurde und auf dem Weg dahin gibt es diese Hürden“, ist sich der Bürgermeister des Problems in der Ortschaft Osterweddingen bewusst und versichert: „Wir werden uns der Sache annehmen“.