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Sozialarbeit Erwartungen ans Jugendmobil

Wegen fehlender Ressourcen mangelt es dem Kinder- und Jugendmobil aus Wanzleben an zusätzlichen Mitarbeitern.

Von Michelle Kosub 19.02.2020, 01:00

Wanzleben l Die „Tenne“ ist der zentrale Treffpunkt für Kinder und Jugendliche aus Wanzleben und Umgebung. Um die Kinder aus den umliegenden Orten zu erreichen, planen Jörg Schulz und seine Kollegin Sabine Stitz kleine Projekte in den Orten. „Wir fahren regelmäßig raus und bringen den Jugendlichen unsere Angebote näher“, sagt Jörg Schulz, der Einrichtungsleiter der „Tenne“.

Seit Dezember 2018 steht dafür das Kinder- und Jugendmobil zur Verfügung. In diesem Kleinbus gibt es Sport-, Spiel- und Bastelmaterial. Laut Jörg Schulz müsse er sich mit den Ortsbürgermeistern der Stadt Wanzleben-Börde absprechen, um die Projekte in jedem Ort umsetzen zu können.

Die Bürgermeister haben zu dem Vorhaben der Tenne unterschiedliche Meinungen. Werner Jander, Bürgermeister von Hohendodeleben, hat bisher keine Informationen von der „Tenne“ erhalten. „Das wird langsam Zeit. Wir sind durchaus interessiert“, sagt er. Der Jugendraum in Hohendodeleben könnte eine Örtlichkeit für die Projekte mit den Jugendlichen sein. „Das sollte schon vor einem halben Jahr passieren“, sagt Seehausens Bürgermeister Eckhard Jockisch. Ein Gesprächstermin vor vier Wochen konnte er nicht wahrnehmen, weil er krank war und jetzt warte er auf eine Reaktion der „Tenne“.

„Der Termin mit Herr Jockisch ist für nächste Woche geplant“, sagt Jörg Schulz. In Seehausen haben Kinder und Jugendliche viele Möglichkeiten ihre Freizeit im Ort zu verbringen. „Wir haben unseren Sportverein, wo die Kinder sich beschäftigen können und im Rathaus gibt es die Kindergruppe der DRK-Ortsgruppe“, erzählt Jockisch. Hier könne man auch die Projekte der „Tenne“ realisieren.

Jürgen Wichert, Bürgermeister von Groß Rodensleben steht dem Vorhaben der „Tenne“ offen gegenüber . „Ich finde das gut. Es ist nur sehr schwer, das umzusetzen“, sagt er. Es gebe im Ort Räumlichkeiten, die von der „Tenne“ genutzt werden können. Doch diese zu organisieren, sei schwierig.

„Man muss sich die Frage stellen: Wer richtet die Räumlichkeiten her und wer zahlt die Nebenkosten, die bei der Raumnutzung entstehen?“, sagt Wichert. Er sehe dabei gravierende Probleme. Auch zum Jugendmobil äußert er Zweifel. „Wir haben unseren Kindern beigebracht, nicht mit Fremden zu sprechen und wenn ich mit einem bunten Mobil durch die Orte fahre, ist das schwierig“, so Groß Rodenslebens Bürgermeister. Er wünscht sich von der „Tenne“, dass die Kinder gut betreut werden.

Helge Szameitpreuß findet das Vorhaben interessant. „Die Idee finde ich erstmal ganz gut“, sagt Domerslebens Bürgermeister. Der Jugendclub in Domersleben wäre ein guter Ort, sich über die Pläne der „Tenne“ zu unterhalten. „Wenn das Kinder- und Jugendmobil Angebote macht, dann sollte man sich das anhören. Ich würde es begrüßen“, so ­Szameitpreuß. Auch René Gehre ist mit der Arbeit der „Tenne“ zufrieden. „Das läuft meiner Meinung nach gut“, sagt der Bürgermeister von Bottmersdorf und Klein Germersleben. Das Spielmobil habe bereits in den Orten gehalten. „Ich habe bisher noch nichts gehört, ob es Zustimmung gefunden hat“, sagt Gehre. Die Projekte könnten laut Gehre im Dorfgemeinschaftshaus stattfinden. „Wenn man auf den Dörfern solche Projekte macht, ist das eine schöne Sache“, sagt Gehre. Die Kinder und Jugendlichen nach Wanzleben zu bringen, sehe er allerdings problematisch. „Wie das alles in Wanzleben zentral ablaufen soll, weiß ich nicht“. Er sehe organisatorische Probleme. Die Eltern müssten ihr Einverständnis geben und es müsse an den örtlichen Schautafeln bekannt gegeben werden.

Die Vorstellung der Bürgermeister, dass die Mitarbeiter der „Tenne“ sich intensiv in den Orten mit den Kindern und Jugendlichen beschäftigen, sei laut Jörg Schulz schwierig. „Wir können es zeitlich und personell nicht schaffen“. Wenn sich das Kinder- und Jugendmobil in einem Ort länger aufhalte, müsse der Besuch eines anderen Ortes ausfallen. „Das DRK kann sehr gut die Bürgermeister verstehen, aber es fehlt an der Realität der Umsetzbarkeit“, sagt Stephan Dill, Abteilungsleiter Hilfsgesellschaft Kinder, Jugend und Soziales beim DRK. Gerne würde das DRK mehr Mitarbeiter einstellen, dies sei jedoch durch die Knappheit an Ressourcen nicht möglich. Bei mehreren Ausschüssen der Stadt habe Dill die Möglichkeiten des DRK erläutert.

Die Mitarbeiter der „Tenne“ wollen die Jugend erreichen, damit sie die Einrichtung in Wanzleben besuchen. Mithilfe des Kinder-und Jugendmobils versuchen sie niedrigschwellige Kontakte zu den Kindern und Jugendlichen in Wanzleben und den umliegenden Orten zu knüpfen. Dazu gehöre laut Stephan Dill auch Beziehungsarbeit, um das Vertrauen zwischen Fachkraft und Jugendlichen aufzubauen. In den Orten hält das Mobil an Stellen, an denen sich viele junge Leute aufhalten. In Seehausen ist das die Bushaltestelle, an der Sabine Stitz, Mitarbeiterin der „Tenne“, öfter auf Jugendliche trifft. Diese werden über die Angebote der Kinder- und Jugendeinrichtung informiert. Auch wollen die Mitarbeiter erfahren, was die Jugend in den Orten bewegt. Die aufsuchende Jugendarbeit habe jedoch nichts mit dem Begriff Streetwork zu tun. „Es sind auch schon Kinder auf die Arbeit der ,Tenne‘ aufmerksam geworden“, berichtet Dill.

Von Montag bis Donnerstag ist das Kinder- und Jugendmobil zwischen 16 und 19 Uhr in den umliegenden Orten von Wanzleben unterwegs. Etwa 30 Minuten steht das Mobil in den Ortschaften. „Das Jugendmobil ist ein riesen Zugewinn für die Arbeit, damit überhaupt die Möglichkeit besteht, in die Orte zu fahren“, sagt Dill. Momentan gibt es mit Jörg Schulz und Sabine Stitz zwei geförderte Fachkräfte, die sich um die offene Kinderarbeit in der Tenne und die aufsuchende Jugenarbeit kümmern. „ Unsere Mitarbeiter sind willens und motiviert, offen mit den Ortsbürgermeistern zu sprechen“, sagt Stephan Dill.