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Wiederaufbau Neue Windmühle in Klein Germersleben

Der Orkan Friederike hat große Teile der Windmühle in Klein Germersleben zerstört. Jetzt wollen die Besitzer sie wieder herrichten.

Von Mathias Müller 23.05.2018, 01:01

Klein Germersleben l Mitte April 2017 verbrachten Erika (75) und Siegfried Graumann (76) ihren Urlaub auf den Kanarischen Inseln. Nichts Böses ahnend, erreichte das Ehepaar aus Magdeburg auf der spanischen Inselgruppe vor der Nordwestküste Afrikas eine Nachricht aus der Heimat auf dem Handy. Auf den Bildern war die zerstörte Windmühle in Klein Germersleben zu sehen, die sich im Besitz des Ehepaars Graumann befindet und die seit 1982 als Wochenend- und Sommerdomizil nutzen.

Die unter Denkmalschutz stehende Paltrockwindmühle, deren Ursprünge bis ins Jahr 1848 reichen, war am 18. April 2017 Opfer des Orkantiefs „Friederike“ geworden. Der starke Sturm war vom Brocken aus in Richtung Klein Germersleben gezogen und hatte die Flügel der Windmühle in Bewegung gesetzt. Wie Siegfried Graumann den Hergang des Unglücks rekonstruierte, drehte der Sturm die Flügel der Mühle in die entgegengesetzte Richtung des sonst üblichen Laufkurses. Dadurch habe sich die Bremse des Flügelrades gelöst. „Die zehn mal zehn Zentimeter starken Kanthölzer brachen weg wie Brennholz“, sagte Graumann. Der Sturm habe die Flügel der Windmühle mit hoher Drehzahl rückwärts gedreht.

Schließlich seien die Kräfte zu groß gewesen, so dass das Flügelkreuz aus Metall und Grauguss aus mehreren Metern Höhe in den Garten vor der Windmühle krachte. Das zehn Tonnen schwere Bauteil bohrte sich fast einen Meter tief in die Erde. „Das alles hat nur einen kurzen Augenblick gedauert“, verdeutlichte Mühlenbesitzer Graumann. Er schätzte, dass der Orkan eine Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometern gehabt haben müsse, als er auf seine Windmühle getroffen sei. Auf dem Brocken habe man Windspitzen von 160 Kilometer pro Stunde gemessen, die „Friederike“ auf dem höchsten Berg Mitteldeutschlands erreichte. Und der Brocken sei nur etwa 50 Kilometer Luftlinie von der Graumann-Windmühle in Klein Germersleben entfernt.

Vor dem Absturz des Mühlenrades waren auch die sechs Blechtafeln, die an den drei Flügeln befestigt waren, Opfer des Sturm geworden. Eine der Tafeln flog 250 Meter weit und landete im Garten eines Nachbarn. Dass bei all diesen Zerstörungen kein Menschen zu Schaden kam, war für Siegfried Graumann persönlich ein großes Glück.

Die Nachricht, dass große Teile seiner Windmühle bei dem Sturm zerstört worden waren, habe Graumann nach eigenem Bekunden eher ruhig aufgenommen. „Mein Polster war meine Versicherung“, sagte er. Die Versicherung begleiche den Schaden, den Graumann auf eine Geldsumme im sechsstelligen Bereich schätze. Ende Mai sollen zunächst die Reparaturen an dem beschädigten Fachwerk und am Dach beginnen. Dann im Oktober soll ein gebrauchtes Flügelkreuz aus Metall eingesetzt werden. Damit der Kran, der die Tonnen schwere Last heben müsse, an die Mühle heranfahren könne, müsse erst das angrenzende Feld mit Sonnenblumen abgeerntet sein. Zu guter Letzt werde Graumann neue Flügel für seine Windmühle montieren.

„Eigentlich wollten wir am Mühlentag nicht öffnen. Doch dann haben wir uns entschieden, den Besuchern an unserer Mühle zu zeigen, was die Kraft des Windes anrichten kann“, sagte Graumann. Trotz der Beschädigungen nutzt das Ehepaar aus Magdeburg ihre Windmühle in Klein Germersleben wieder als Sommerdomizil. Wenn auch mit Einschränkungen.