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Schwimmen Hamburgerin findet im Harz das Paradies

Lotte Müller ist Deutschlands älteste Langstreckenschwimmerin. Vom Naturbad in Elbingerode ist die 82-Jährige begeistert.

Von Burkhard Falkner 12.08.2015, 01:01

Elbingerode (bfa) l Baden ist in der Hitze dieser Tage alltäglich. Im Naturbad Elbingerode aber schwimmt derzeit ein ganz und gar nicht alltäglicher Gast.

Lotte Müller (82) zieht dort zweimal täglich ihre Bahn durch das Idyll mit Teich und Christinenteichbaude. „Ein Paradies“, schwärmt die Hamburgerin. Was kaum einer weiß - hier schwimmt eine deutsche Legende.

Denn Lotte Müller, von vielen Lotti genannt, gilt als älteste Langstreckenschwimmerin Deutschlands und ist international bekannt. Sie schwamm bereits Staffel im Ärmelkanal, hat den reißenden Fluss Tay in Schottland durchpflügt, kraulte im Mittelmeer von Insel zu Insel. Die Elbe in Hamburg und Dresden hat sie selbstverständlich auch durchschwommen. Nur das Naturbad in Elbingerode, das kannte sie noch nicht.

Bei einem Bus-Ausflug zu Ostern nach Braunlage habe sie einen Oberharz-Katalog in die Finger bekommen, berichtet Lotte Müller. „Das Gästehaus ,Tanne‘ am Mutterhaus hat mich interessiert, wegen des Hallenbades direkt unterm Kirchsaal“, wie sie sagt. Aber auch wegen der Architektur des Gebäudes ähnlich dem Jugend- und Bauhausstil.

Als Lotte Müller dann anreiste, war‘s fürs Hallenbad allerdings mehr als zu warm. So entdeckte sie das Naturbad. „Kein Chlor, natürliches, kühles Quellwasser – das liebe ich“, verrät die Langstreckenschwimmerin, und allein blieb sie auch nicht lange.

Gleich in den ersten Tagen Tag lernte die Hamburgerin Manuela Nickel aus Wernigerode kennen. Die interessiert sich schon lange sehr fürs Schwimmen. Beide freundeten sich an. „Sie ist meine Schwimmmutti“, sagt Manuela Nickel mit Respekt und lernt nun die richtige Schwimmtechnik von der Meisterin. „Schwimmen macht Spaß, aber auch einsam“, sagt Lotti Müller aus ihrer Erfahrung und weiß die neue Freundschaft zu schätzen. Die Leute würden manchmal schon ungläubig schauen, wenn sie mit Badekappe und Schutzbrille dem Wasser entsteigt. Und die Wasserschutzpolizei in Hamburg habe ihr das Geburtsjahr (1933) schonmal schier nicht glauben wollen, als sie Lotte im Wasser antraf, erinnert sie sich. Neider habe es viele gegeben, als sie bekannt wurde und Titel gewann. Mehrere deutsche Altersklassentitel im Fünf-Kilometer-Freiwasserschwimmen kann sie vorweisen. Der Auslöser ihrer einzigartigen Karriere war allerdings kein guter. Anfang der 90-er Jahre habe sie ein Arzt nach diversen Venenleiden vor die Wahl gestellt, in den Rollstuhl zu steigen oder zu schwimmen, was anderes helfe nicht mehr. Sie wählte das Schwimmen.

Aus dem Naturbad in Elbingerode will sie bei dem schönen Wetter jetzt am liebsten gar nicht mehr gehen. „Das saubere Wasser, diese Ruhe hier“, lobt Lotte Müller mir ihrer „Schülerin“ an der Seite. Bald ist wieder Zeit fürs nächste Training. Zur Harzerkundung bleibt da keine Zeit. „Der Brocken kann warten, beim nächsten Besuch nehme ich mir mehr Sehenswürdigkeiten vor“, sagt Lotti Müller.

Das Gästehaus „Tanne“ am Mutterhaus habe sie schon für einen Besuch im Februar gebucht, natürlich mit Dauerkarte fürs Mutterhaus-Hallenbad.