Museum Indianern auf der Spur

Für Besucher ist das Indianermuseum in Derenburg noch zu. Doch diese Woche kam ein Gast aus den USA.

Von Jens Müller 14.08.2015, 01:01

Derenburg l Die mit mehr als 3000 Exponaten größte private Sammlung zur indianischen Kultur und Geschichte in Deutschland ist ein beliebter Treffpunkt für Forscher aus aller Welt. Sammler Thomas Merbt, der aktuell sein Indianermuseum in Derenburg einrichtet, begrüßte jetzt Prof. Leo Riegert vom Kenyon-College aus Ohio auf seiner Baustelle. Der US-Amerikaner, Inhaber eines Lehrstuhls für Deutsche Sprache und Literatur, widmet sich neben seinem eigentlichen Fachgebiet – der deutsch-jüdischen Literatur des 19. Jahrhunderts – nun einem weiteren Forschungsprojekt: den amerikanischen Ureinwohnern und ihrem Versuch, mit der „weißen Kultur“ zurecht zu kommen.

Erste Anlaufstelle in Deutschland war für ihn zunächst Bad Segeberg. Auf den Spuren Karl Mays sollte es dann weiter gehen nach Radebeul. „Ich habe gesucht, was es zum Thema Indianer in Deutschland noch gibt“, so der College-Professor und stieß bei seinen Recherchen sofort auf das Indianermuseum von Thomas Merbt. Und den Abstecher nach Derenburg hat er nicht bereut: „Ich bin zum ersten Mal im Harz und beeindruckt von dieser schönen Gegend.“ Darüber hinaus war er auch fasziniert von der Sammlung. „Sie ist unglaublich vielfältig“, lobte er.

Dass der 49-Jährige zum Thema Indianer forscht, hänge zum einen mit seinem ureigenen Fachgebiet zusammen. So hätten unter anderem die Schriftsteller Franz Kafka und George Tabori das Bild des Indianers in ihren Werken thematisiert. Zum andere habe es aber auch mit seiner ganz persönlichen Lebenssituation zu tun. Riegert ist selbst in einem Reservat aufgewachsen. Seine Mutter gehört zum Volk der Ojibwa im US-Staat Minnesota.

Aus diesem Gebiet im Norden der USA hat Merbt übrigens einige interessante Stücke, darunter ein echtes Kanu aus Birkenrinde. Außerdem zeigte Merbt seinem Gast ein weiteres Stück verbindende Geschichte: eine originale Auswanderungsurkunde des Landes Sachsen-Weimar-Eisenach aus dem März 1848 für einen Johann Friedrich Wolf und dessen Ehefrau, Sohn und zwei Töchter.

Warum Wolf aber letztlich die Ausreisegenehmigung doch nicht nutzte, ist vielleicht Stoff für einen neuen Roman von Schriftsteller Gottfried Zurbrügg, der seinem Freund Thomas Merbt ebenfalls einen Besuch abstattete.