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Dreharbeiten Viel Lärm um „Frantz“

„Klein-Hollywood“ in Wernigerode: Die Dreharbeiten für „Frantz“ sorgen für Aufregung und Staus.

Von Ivonne Sielaff 19.09.2015, 01:01

Wernigerode l Es sollte ein geheimer Filmdreh sein - abgeschottet von der Öffentlichkeit. Doch die Dreharbeiten für den französisch-deutschen Kinofilm „Frantz“ haben in den vergangenen Tagen in der Wernigeröder Altstadt mächtig für Furore gesorgt. Während die Kamera lief, ging rund um den Liebfrauenkirchhof nichts mehr. Ordner stoppten die Autos aus Richtung Burgstraße und Am Vorwerk. Zeitweise staute sich der Verkehr bis zum Kreisel in der Lindenallee – zum Ärger vieler Autofahrer.

„Wir wissen von den punktuellen Schwierigkeiten“, sagt Rathaussprecher Andreas Meling. Es seien jeweils nur ein paar Minuten gewesen, in denen der Verkehr unterbrochen wurde. „Aber gerade zu den Stoßzeiten am Nachmittag war es nicht immer leicht.“ Er könne nur immer wieder um Verständnis bitten.

„Die Dreharbeiten sind bisher gut verlaufen, nicht zuletzt dank der Unterstützung vieler Menschen vor Ort“, teilt Micaela Wöll von der Produktionsfirma X Filme mit. Neben aller Spannung würden Filmdrehs mitunter Einschränkungen im gewohnten Ablauf des öffentlichen Lebens mit sich bringen. „Dies versuchen unsere Teams vor Ort bestmöglich zu regeln.“

Die Geschäftstreibenden rund um den Liebfrauenkirchhof erleben die Dreharbeiten indes aus erster Reihe. „Unser Laden wird im Film zu sehen sein“, sagt Felicitas Ristau stolz. Aus ihrem Raumausstattergeschäft „Wohnen mit Ideen“ wurde kurzerhand eine historische Buchdruckerei. „Das ist doch lustig. Bei den Nachtdrehs sollten wir die Schaufensterbeleuchtung ausschalten. Die Fensterscheiben wurden mit Papier verklebt“, so die Wernigeröderin. Während der Dreharbeiten sei vor dem Laden jedes Mal „die Hölle losgewesen“, berichtet sie. „So viele Menschen.“ Nicht schön sei, dass die Kundschaft in den letzten Tagen ausgeblieben sei.

Das haben auch die Mitarbeiterinnen des Frisiersalons Burgstraße bemerkt. „Die Parkplätze vor dem Salon sind alle durch das Filmteam besetzt. Deshalb ist es im Moment sehr ruhig“, sagt Nadja Borchers. Der Film sei das große Thema im Salon. „Unsere Kunden fragen alle: Was ist denn bei euch los?“ Die Dreharbeiten verfolgen Nadja Borchers und ihre Kolleginnen mit Spannung. „Wir haben schon einige Schauspieler in historischen Kostümen gesehen,“ so Kristin Nebe. „Es waren aber keine Berühmtheiten. George Clooney ist diesmal leider nicht dabei“, sagt die Friseurin lachend.

„Die Filmarbeiten sind sehr aufregend“, sagt Jutta Grabowski, die ein paar Häuser weiter bei Orthopädie-Schuhtechnik Spangenberg arbeitet. „Das ganze Drumherum, der Aufwand, die vielen Kabelträger. Es ist unheimlich interessant, so etwas einmal aus der Nähe zu sehen.“ Hauptdarsteller Pierre Niney sei sogar im Laden gewesen. „Er wollte unsere Toilette benutzen“, sagt Gabriele Damköhler. „Wir haben aber nur kurz ‚Hello‘ gesagt.“ Den Film wollen sich die beiden Frauen auf jeden Fall anschauen. Wann sei Wernigerode schließlich schon mal im Kino zu sehen? „Für die Stadt ist das schon etwas Besonderes.“

Das kann Rathaussprecher Andreas Meling nur bestätigen. „Ein Filmdreh wie dieser bedeutet eine große Wertschöpfung“, so Meling. Das 70-köpfige Team sei in der Stadt untergebracht, gehe dort essen. Die Requisiten seien in der Region gekauft oder geliehen worden. Auch für die Zusammenarbeit mit dem den Filmleuten findet der Pressesprecher nur lobende Worte.

Am Liebfrauenkirchhof kehrt ab dem Wochenende übrigens erst einmal wieder Ruhe ein. „Der erste Teil der Dreharbeiten wurde in dieser Woche abgeschlossen“, informiert Micaela Wöll von der Produktionsfirma. Nach Volksstimme-Informationen stehen nun Aufnahmen in Görlitz und Osterwieck an. Ab Mitte Oktober wird es noch einmal spannend, wenn die Filmleute für zwei Wochen in die bunte Stadt zurückkehren. Dann aber ohne große Aufregung. Die Dreharbeiten sollen hauptsächlich im ehemaligen Pfarrhaus neben der Liebfrauenkirche stattfinden.

Hintergrund: Wernigerode, Görlitz und Quedlinburg sind Drehorte für „Frantz“. Der Film des französischen Star-Regisseurs Francoir Ozon („Swimmung Pool“, „8 Frauen“) spielt in einer deutschen Kleinstadt in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Zur Handlung: Anna (Paula Beer) trauert um ihren Verlobten. Auf dem Friedhof lernt sie Adrien (Pierre Niney) kennen. Die Anwesenheit des Franzosen im Ort nach der deutschen Niederlage entfacht unvorhergesehe Reaktionen... Die deutschen Schauspieler Marie Gruber, Johann von Bülow, Ernst Stötzner und Anton von Lucke sind ebenfalls in dem Streifen zu sehen.