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Rathaus Wernigerode Neustart für papierlosen Stadtrat

Wernigerodes Stadträte sollen auf das Ausdrucken von Unterlagen verzichten. Stattdessen stattet sie das Rathaus mit Computern aus.

Von Ivonne Sielaff 30.09.2015, 01:01

Wernigerode l Neuer Anlauf für den papierlosen Stadtrat. „Die Stadtratsfraktionen haben uns signalisiert, dass sie weiter an dem Projekt festhalten wollen“, informiert Wernigerodes Hauptamtsleiter Rüdiger Dorff auf Volksstimme-Nachfrage.

Gut 128 000 Blatt Papier verbraucht die Stadtverwaltung im Monat. Übers Jahr gerechnet sind das 1,5 Millionen Bögen. Zu viel, so die einhellige Meinung der Rathausspitze. Schließlich habe sich die Stadt der Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit verschrieben. Einsparpotenzial sieht man bei den Lokalpolitikern. Auf Anregung der Verwaltung sollen die Stadträte deshalb künftig papierlos arbeiten – das heißt, auf Ausdrucke von Vorlagen, Informationen und sonstigem Material verzichten, um Papier zu sparen. Die Unterlagen könnten sie stattdessen über ein spezielles Programm abrufen. Dafür sollten die Politikern mit Computern ausgestattet werden.

Doch das Projekt geriet ins Stocken. Eigentlich sollte es bereits im Januar 2015 mit einer sechsmonatigen Probezeit gestartet werden. Eine Arbeitsgruppe mit Mitgliedern aller Fraktionen hatte sich zuvor ein Jahr lang mit der Realisierung beschäftigt und eine Richtlinie erarbeitet. Bei der Ratssitzung im Dezember 2014 zog die Verwaltung die Vorlage dann zurück. Es habe sich gezeigt, dass es zu viele offene Fragen gebe. Man müsse erneut diskutieren, hieß es damals.

„Es gab eine nennenswerte Anzahl von Stadträten, die sich die Unterlagen weiter zuschicken oder diese gegen eine Entschädigung zu Hause ausdrucken wollten“, sagt Rüdiger Dorff. Dies sei aber nicht im Sinne der Verwaltung. „Das widerspricht dem Nachhaltigkeitseffekt“, so der Hauptamtsleiter. Zumal die kleineren Druckgeräte für den Hausgebrauch oftmals noch umweltschädlicher arbeiten würden als der große Drucker im Rathaus.

In den vergangenen Monaten hat die Arbeitsgruppe erneut getagt. „Wir haben darüber gesprochen, welche Optionen wir anbieten wollen“, sagt Rüdiger Dorff. Konsenz ist momentan, dass jeder der 40 Stadträte eine Summe X für die Anschaffung eines mobilen Rechners (Laptop oder Tablet) erhält. Die Summe stehe noch nicht fest. „Sie richtet sich nach dem Gerät, das wir vorschlagen wollen. Darüber müssen wir uns noch verständigen.“

Selbstverständlich könne sich jeder selbst einen geeigneten Computer auswählen, so der Hauptamtsleiter. Es gebe aber einige Politiker, die nicht so technikbegeistert sind. „Für diese Stadträte wäre es sinnvoll, wenn sie ein gleiches Gerät benutzen, damit unsere IT-Abteilung bei eventuellen Störungen unkomplizierter helfen kann.“

Rüdiger Dorff rechnet frühestens Anfang 2016 mit dem Startschuss für das Projekt. Die überarbeitete Richtlinie müsse vorher in den Fachausschüssen beraten und vom Stadtrat abgesegnet werden. 24 000 Euro waren in diesem Jahr für die Umsetzung im städtischen Haushalt eingeplant – Geld, das nun erst im kommenden Jahr benötigt wird.

Trotz knapper Kassen wolle sich die Verwaltung diese Ausgabe leisten, sagt der Hauptamtsleiter. „Wir wollen als Kommune mit gutem Beispiel vorangehen. Nachhaltigkeit gibt es eben nicht zum Null-Tarif. Auch für ein Elektroauto muss man deutlich tiefer in die Tasche greifen.“ Außerdem würde durch die Einführung des papierlosen Stadtrates auch im Rathaus etwas Geld eingespart. „Die Kosten für das Drucken, Kopieren und Versenden der Unterlagen fallen weg“, so Rüdiger Dorff.