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Suchtprävention Vor Karriereknick handeln

Immer öfter verbauen sich Berufseinsteiger ihre Karriere durch Alkoholsucht. Auf Hilfsmöglichkeiten haben Experten aufmerksam gemacht.

Von Regina Urbat 10.10.2015, 01:01

Ilsenburg l Das Problem ist längt bei den Auszubildenden und jungen Facharbeitern angekommen. Waren es früher vor allem die ab 45-Jährigen, die ihre berufliche Karriere durch Alkoholsucht und -missbrauch aufs Spiel setzten, so sind heutzutage vermehrt Berufsstarter gefährdet. Und nicht nur, weil sie mal ein paar Bierchen zuviel trinken.

Laut einer Studie sind in den vergangenen 15 Jahren in Sachsen-Anhalt zur Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit noch Drogen- und Spielsucht hinzu gekommen. Auch Essstörungen wie Mager- und Ess-Brechsucht haben bei jungen Menschen erheblich zugenommen. Um so mehr sieht sich der Arbeitskreis „Betriebliche Suchtprävention und Suchtkrankenhilfe“ in der Pflicht, mit Informationsveranstaltungen und Projekten aufzuklären beziehungsweise aktive Hilfe zu leisten.

Dass das Thema Betriebe, Berufsschulen und Institutionen beschäftigt, machte der 2. Regionale Fachtag mit Schwerpunkt Suchtmittelkonsum bei Azubis und jungen Berufseinsteigern deutlich. Rund 90 Vertreter folgten der Einladung nach Ilsenburger in die Grobblech GmbH.

In Diskussionsbeiträgen und in einer Podiumsdiskussion machten Experten auf den Ernst der Lage aufmerksam. Trotz des Mangels an Fachpersonal könne sich kein Unternehmen suchtgefährdete beziehungsweise suchtkranke Mitarbeiter leisten und verzichten so eher auf die Übernahme eines Azubis. Sehr harte und deutliche Worte wie „zur Not müssen wir sie sogar vorzeitig ausmustern“ gebrauchte beispielsweise Ole Hesse, Personalchef bei Noveles.

In erster Linie seien Betriebe jedoch an einer erfolgreichen Nachwuchsförderung interessiert. „Deshalb lohnt es sich, wenn rechtzeitig aufgeklärt und fachlich eingegriffen wird“, sagte Bernd Dreikluft, Sprecher des Arbeitskreises und selbst ehrenamtlicher betrieblicher Suchthelfer. Es bringe nichts, wenn sich ein suchtgefährdeter Azubi drei Jahre durchmogelt und als Facharbeiter beim Bedienen der Maschinen versagt. „Wir müssen vorher ansetzen“, so Dreikluft, der gemeinsam mit Klaus-Dieter Krebs vor sechs Jahren die Initiative ergriffen hatte, den Arbeitskreis zu gründen.

Aus dem Arbeitskreis ist mittlerweile ein kreisweites Netzwerk geworden, dem 14 Unternehmen mit 24 Mitgliedern angehören. „Immer mehr Betriebe zeigen Flagge und nutzen unsere Präventionsangebote“, sagte Klaus-Dieter Krebs, Leiter der Komplementäreinrichtungen im Suchtmedizinischen Zentrums der Diakonie-Krankenhaus Harz GmbH in Elbingerode. Auf ein positives Echo sei das Anliegen des Arbeitskreises auch bei der IHK gestoßen. Reserven sehe Krebs noch im Handwerk.