1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Zwillingsboom in Wernigerode

Harzklinikum Zwillingsboom in Wernigerode

Über doppelten Kindersegen können sich in diesem Jahr besonders viele Eltern in Wernigerode freuen.

Von Ivonne Sielaff 02.11.2015, 00:01

Wernigerode l „Glückwunsch – Sie bekommen Zwillinge.“ Als Isabella Franke das am 1. April von ihrem Frauenarzt hörte, glaubte sie zunächst an einen Scherz. Dabei ist die Ballenstedterin selbst Zwilling, hat die Veranlagung also in ihren Genen. „Da wir bereits drei Kinder haben, war ich zuerst besorgt, ob wir das alles schaffen.“ Seit 18. Oktober ist Isabella Franke fünffache Mutter und überglücklich über ihren Kindersegen im Zweierpack.

Diese Glück erleben in Wernigerode in diesem Jahr besonders viele Eltern. „Wir haben 2015 bereits 26 Zwillingspärchen bei aktuell 611 Geburten auf die Welt gebracht“, informiert Dr. Uta Schulze, Oberärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe im Harzklinikum in Wernigerode. Zum Vergleich: 2013 gab es nur 12 Mal Zwillinge, und 2014 waren es lediglich acht Zwillingsgeburten. Erklären kann sich die Ärztin den Zwillingsboom nicht. Grund für Doppelgeburten könnte beispielsweise künstliche Befruchtung sein. „Obwohl die meisten der Kinder auf natürlichen Weg gezeugt wurden“, so Uta Schulze.

Auch würden nicht alle Elternpaare eine genetische Veranlagung aufweisen. „Zwillinge sind eben eine Laune der Natur“, so die Oberärztin. Und dafür gebe es zwei Ursachen. „Einmal, wenn zufällig zwei Eizellen gleichzeitig befruchtet werden.“ Dabei handele es sich um zweieiige Zwillinge. „Medizinisch gesehen sind das eigentlich keine richtigen Zwillinge, sondern zwei sich gleichzeitig entwickelnde Geschwisterkinder“, erklärt Schulze. Würde sich dagegen eine befruchtete Eizelle in einem sehr frühen Stadium teilen, spreche man von echten Zwillingen.

Weil die menschliche Gebärmutter eigentlich für Einlinge vorgesehen ist, gehen Zwillingsschwangerschaften oft mit Komplikationen einher. Die Babys kommen nicht nach 40 Wochen, sondern meist früher auf die Welt – wegen vorzeitiger Wehen oder weil die Plazenta die Kinder nicht mehr richtig versorgt.

In der Neonatologie des Harzklinikums werden sie in ihren ersten Lebenswochen versorgt. „Manchmal haben sie noch Probleme mit der Atmung, mit der Wärmeregulation, mit der Verdauung und mit dem Trinken und brauchen Unterstützung“, sagt Kinderarzt Dr. Henning Böhme. Wichtig sei es nach der Geburt, dass die Kinder die Nähe zueinander spüren. „Sie sind es von der Zeit im Bauch so gewöhnt. Wir legen sie meist zu zweit ins Wärmebettchen, um die Zweisamkeit fortzusetzen“, so der Oberarzt.

Genauso wichtig ist der Kontakt zu den Eltern. Deshalb fährt Isabella Franke täglich von Ballenstedt nach Wernigerode, um Janes und Julia zu besuchen. Wie auch Carolin Ebert aus Heudeber. Ihr Zwillinge Ansgar und Freya wurden am 17. Oktober geboren - sieben Wochen zu früh. „Mein Wunsch war es, dass sie bei der Geburt zwei Kilogramm wiegen“, sagt die junge Mutter. „Das haben wir geschafft.“ Sie könne momentan nicht viel für ihre Kinder tun. „Aber das, was ich tun kann, mache ich von ganzem Herzen.“ Dazu gehören viel Nähe und Kuscheln, damit die Kleinen wissen, dass jemand für sie da ist. Ende November, so hofft Carolin Ebert, werden die beiden entlassen. Diesen Tag könne sie kaum erwarten. Und zu Hause sei alles für den Nachwuchs vorbereitet: Bettchen, Kindersitz – alles in zweifacher Ausstattung.