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Baupläne Seniorenzentrum contra Eigenheim

In Wernigerode sollen neue Eigenheime entstehen. Matthias Winkelmann (CDU) schlägt hingegen ein Senioren- und Pflegezentrum vor.

Von Katrin Schröder 04.11.2015, 00:01

Wernigerode l Das Grundstück Breite Straße 84 ist eine von wenigen freien Flächen in der Innenstadt. Das soll sich ändern: Die Stadtwerke Wernigerode haben das rund 7000 Quadratmeter große Gelände von der Stadtverwaltung gekauft. Dort sollen nach ihrer Planung Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser entstehen. Das Stadtwerke-Konzept wurde bisher nur intern behandelt. Matthias Winkelmann macht es nun öffentlich.

Das CDU-Stadtratsmitglied ist gegen den Plan und plädiert für den Bau eines Senioren- und Pflegezentrums auf dem Areal, das von der Breiten Straße bis hoch zur Stadtmauer Am Küchengarten reicht. Für seinen Vorschlag möchte der Wernigeröder einen grundsätzlichen Beschluss. Somit muss sich der Stadtrat in seiner Sitzung am morgigen Donnerstag (17.30 Uhr, Rathaussaal) mit seiner Vorlage befassen.

80 bis 120 Senioren könnten in dem Komplex einziehen, so Winkelmann. Damit würde die Stadt dem demografischen Wandel Rechnung tragen, betont er und verweist auf die steigende Zahl älterer Einwohner. „Die Stadt hat die Pflicht, im sozialen Sinne zu denken.“ Schon jetzt sei es schwierig, einen Heimplatz in der Stadt zu bekommen, berichtet der Kommunalpolitiker aus eigener Erfahrung mit Familienangehörigen. Wernigerode sei als Wohnort bei älteren Semestern gefragt. „Wir müssen ihnen die Möglichkeit geben, in der Stadt zu bleiben.“

Die Lage im Zentrum sei für ein Senioren- und Pflegezentrum ideal. Die Wege zu Geschäften, Gaststätten, Ärzten und anderen Einrichtungen in der Innenstadt seien kurz. „Dadurch können ältere Menschen am Leben in der Stadt teilhaben, was am Stadtrand nicht geht.“ Hinzu komme, so Winkelmann weiter, dass unter dem Seniorenzentrum eine Tiefgarage mit rund 70 Plätzen geplant werden sollte. „Das trägt dazu bei, die Parkplatznot im Quartier zu lindern“, so Matthias Winkelmann. Eine Straße, die von Ost nach West über das Gelände führt, würde zudem Anwohnern eine direkte Anbindung an die Lindenallee ermöglichen. Das würde eine zeitweilige Sperrung der unteren Breiten Straße für Feste und Feiern erleichtern.

Die Wernigeröder Stadtverwaltung favorisiert hingegen den Plan der Stadtwerke. „Wir erleben eine riesige Nachfrage nach hochwertigem Wohnraum, der wir im Moment nicht gerecht werden können“, erklärt Rathaussprecher Andreas Meling auf Volksstimme-Anfrage. Die Lage sei optimal dafür, zudem würden sich Eigenheime gut in die Wohnbebauung in der Umgebung einfügen. Der Bedarf sei in diesem Bereich aus Sicht der Verwaltung größer als der an Heimplätzen. „Wir sind bei der Seniorenbetreuung relativ gut aufgestellt“, so Meling.

Für die Stadtwerke ist die Erschließung von Wohngebieten ein zusätzliches Standbein. „Bei der Entwicklung des Konzepts haben wir das angrenzende Umfeld einbezogen und einen Vorschlag erstellt, der sich aus unserer Sicht optisch, wirtschaftlich und sozial gut in die vorhandene Bebauung einfügt“, teilt Stadtwerke-Geschäftsführer Steffen Meinecke gegenüber der Volksstimme mit. Damit diene das Unternehmen der Stadtentwicklung.

Dass Jüngere und Familien ebenfalls Wohnraum brauchen, sieht auch Matthias Winkelmann ein. Dieser werde frei, wenn Ältere sich entschließen, ihr Haus zu verkaufen und in ein Heim zu ziehen. „Man erreicht damit durch die Hintertür viel mehr.“ Auf eine schnelle Entscheidung Seniorenzentrum oder Eigenheime ist Winkelmann nicht aus. Er möchte, dass der Stadtrat seinen Vorschlag grundsätzlich annimmt und in die Ausschüsse verweist. „Dort soll dann ausführlich und sachlich diskutiert werden.“

Übrigens: Ein weiterer Lückenschluss ist auf dem Eckgrundstück Breite Straße/Johannisstraße geplant. Dort will die Eigentümerfamilie ein Wohn- und Geschäftshaus errichten.