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Telefonieren Die gelbe Zelle hat ausgedient

Fast unbemerkt verschwinden die gelben Telefonzellen aus dem Stadtbild - wie zuletzt am Neuen Markt in Wernigerode.

Von Ivonne Sielaff 06.11.2015, 00:01

Wernigerode l Sie war unauffällig. Kaum jemand nahm noch Notiz von ihr. Dennoch gehörte sie zum Straßenbild – die gelbe Telefonzelle am Neuen Markt in Wernigerode. Seit ein paar Tagen ist sie verschwunden. Fast nichts mehr erinnert an das Häuschen – bis auf die neuen Pflastersteine auf dem Gehweg.

Die Zelle war vor einigen Monaten Randalierern zum Opfer gefallen und hätte komplett ersetzt werden müssen. Die Telekom entschied sich dagegen und beantragte bei der Stadt den Abbau der Anlage.

Wernigerodes Rathaussprecher Andreas Meling bestätigt das. Der Antrag sei im August vom Hauptamt genehmigt worden. „Dennoch passen wir auf, dass wir das Netz nicht all zu sehr ausdünnen – besonders in der Altstadt “, so Meling. Da es in der Gustav-Petri-Straße und in der Breiten Straße weitere öffentliche Telefonstationen gibt, habe man zugestimmt.

Der Siegeszug des Mobiltelefons bedeute nach und nach das Aus für die herkömmliche Telefonzelle. „Fast jeder hat heutzutage ein Handy“, sagt Georg von Wagner, Pressesprecher der Telekom. „Die Menschen gehen nicht mehr aus dem Supermarkt heraus und nutzen unsere Telefonzellen, um zu erfragen, was sie vom Einkauf mitbringen sollen. Sie stehen am Kühlregal und tätigen von dort aus ihren Anruf.“

Bundesweit betreibt die Deutsche Telekom noch rund 30 000 Telefonzellen, informiert von Wagner. „Es gibt immer noch Orte mit einer hohen Nutzung, etwa Flughäfen und Bahnhöfe.“ Liegt der Umsatz eines öffentlichen Telefons bei unter 50 Euro pro Monat, werde mit der Kommune über dessen Abbau verhandelt. Der Unterhalt einer Telefonzelle sei schließlich mit Kosten für Strom, Standortmiete und Wartung verbunden, so Georg von Wagner. „Wenn sie nicht genutzt wird, dann bedeutet das für uns, dass die Kunden diese Dienstleistung an diesem Ort nicht länger in Anspruch nehmen wollen. Der Kunde ist der Architekt des Telefonzellen-Netzes.“ Möchte die Kommune dennoch an einem Standort festhalten, werde eine kostengünstigere Alternative wie beispielsweise eine Telefonsäule angeboten.

Öffentliche Telefone hätten laut Georg von Wagner jedoch noch immer einen hohen Stellenwert für das Unternehmen. „Neue Dienste wie SMS-Service, WLAN und Multimedia-stationen sorgen dafür, dass die Bedeutung der öffentlichen Telekommunikation wieder steigt“, so der Sprecher.

Und was geschieht mit den ausgedienten Telefonhäuschen? „Sie sind käuflich zu erwerben“, sagt von Wagner. „Wer möchte, kann sich seine eigene Telefonzelle kaufen.“