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Bilanz Schierker Parkhaus mit 42 000-Euro-Defizit

Im neuen Parkhaus in Schierke werden deutlich weniger Autos abgestellt, als vorher von Experten prognostiziert.

Von Ivonne Sielaff 19.11.2015, 00:01

Wernigerode/Schierke l Insgesamt 26 701 Fahrzeuge sind von Januar bis Oktober im Schierker Parkhaus abgestellt worden. Wie Wernigerodes Stadtkämmerer Frank Hulzer im Ordnungsausschuss bilanzierte, wurde die höchste durchschnittliche Auslastung im Februar mit 244 Fahrzeugen pro Tag erzielt, die geringste im Juni mit 35 Autos. Bis Jahresende werden insgesamt 33 600 Fahrzeuge erwartet. In der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung der Firma nymoen war man von knapp 62 000 Fahrzeugen ausgegangen. „Diese Erwartung wurde mit 54 Prozent erreicht“, so Hulzer. Auch bei den Einnahmen durch Parkgebühren hat sich die Prognose nicht erfüllt. Voraussichtlich 134 000 Euro fließen in diesem Jahr in die Stadtkasse. Die Experten waren von 292 000 Euro ausgegangen.

Der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung hätten gewisse Voraussetzungen zu Grunde gelegen, die teilweise nicht eingetreten seien. Frank Hulzer nannte die zahlreichen privaten Parkplätze in Schierke sowie den Parkplatz Am Thälchen, auf die nach wie vor viele Autofahrer ausweichen würden. „Das beeinflusst die Nutzung des Parkhauses negativ.“ Der Kämmerer rechnet Ende des Jahres mit einem Minus von 42 000 Euro. Interne Leistungsverrechnungen seien dabei noch nicht berücksichtigt.

„Für das erste Jahr ist das kein schlechter Start“, äußerte sich Christian Härtel (Linke) nach Hulzers Bilanz. „Ich würde mir mehr Sorgen machen, wenn wir die Auslastungsgrenze schon jetzt erreicht hätten – bevor Eisstadion und Seilbahn gebaut sind.“ Das Defizit sei keine große Überraschung meldete sich auch Siegfried Siegel (SPD) zu Wort. „Als ob eine Stadt mit einem Parkhaus Geld verdienen würde. Das funktioniert nicht.“ Wichtig sei, das Minus so gering wie möglich zu halten und mit den Ticketpreisen eine „vernünftige Balance“ zu finden, so Siegel.

Die Zahlen würden dem touristischen Saisonverlauf entsprechen, sagte Roman Müller von der Wernigerode Tourismus-GmbH (WTG), die das Parkhaus in Schierke betreibt. „Im Winter, während der Ferien und zu besonderen Veranstaltungen wurde es gut angenommen. Dazwischen gab es magere Monate“, so der WTG-Vize. Walpurgis sei der erste Härtetest gewesen. Das Parkhaus sei gut genutzt worden, war aber bei weitem nicht überfüllt. „Beim Festival Fantasia Ende Juli mit 3000 Besucher war das Haus ebenfalls gut ausgelastet.“

Der Vandalismus halte sich bisher glücklicherweise in Grenzen, bilanzierte Roman Müller. „Das Parkhaus hat 24 Stunden täglich geöffnet. Es kommt vor, dass Motorradfahrer nachts die Schranken umfahren und drinnen ihre Runden drehen.“ Problematisch sei auch, dass die Notrufnummer von einigen Besuchern mit der der Touristinformation verwechselt werde. „An Störungen taucht alles auf, was man sich vorstellen kann: Schranke abgefahren, Automatenschlitz verstopft, Parkticket verloren“, so Müller. Ein Mitarbeiter kümmere sich um solche Fälle.

Für das Ordnungsamt sei es kräfteraubend gewesen, die Verkehrsführung zum Parkhaus durchzusetzen, schätzte Amtschef Gerald Fröhlich ein. „Personell und zeitlich sind wir an unsere Grenzen geraten.“ Bis Navigationsgeräte das neue Parkhaus erfassen, könne es Jahre dauern. „Das können wir nicht beeinflussen.“

Das Parkhaus wurde Ende Oktober 2014 eröffnet. Sein Bau verschlang mehr als zwölf Millionen Euro. Es bietet Stellflächen für 714 Fahrzeuge.