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Nationalpark Harz Kritik an Brocken-Seilbahn

Auf der Festveranstaltung 10 Jahre Nationalparlk Harz gab es Kritik am Brocken-Seilbahnprojekt, indirekte und ganz deutliche.

Von Regina Urbat 08.01.2016, 00:01

Goslar l Der erste länderübergreife Nationalpark in Deutschlands ist zehn Jahre nach seiner Gründung als Erfolgsgeschichte gefeiert worden. Viel Lob gab es auf der Festveranstaltung am Donnerstag in der Kaiserpfalz Goslar für Nationalpark-Leiter Andreas Pusch und für all seine Mitarbeiter bis hin zu den engagierten Junior-Rangern.

„Wer hätte das gedacht, dass hier wirklich das zusammenwächst, was im wahrsten Sinne des Wortes zusammen gehört“, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Speziell zielten seine Worte auf die erfolgreiche Zusammenarbeit der Behörden über Landesgrenzen hinweg, die aus seiner Sicht beispielgebend sei.

Haseloff, selbst ein bekennender Harzwanderer und Brockenerklimmer, erinnerte daran, dass noch 2013 besonders im östlichen Teil des Nationalparks vom Borkenkäfer befallene absterbende Fichtenbestände zu sehen waren. „Das hat mich immer wieder in Erklärungsnot gebracht. Es war nicht leicht rüberzubringen, dass dies eine Zwischenphase auf dem Weg zu einem naturbelassenen Mischwald war.“

Sein Amtskollege in Niedersachsen, Ministerpräsident Stephan Weil, sprach ebenfalls von einer persönlichen Beziehung zum Harz. „Ich wandere seit 35 Jahren regelmäßig durch das Mittelgebirge.“ Vor allem der Nationalpark Harz sei für den SPD-Politiker mit seinen rund 7200 wildlebenden Tier- und Pflanzenarten ein „Schatz der Natur“.

Und dieser soll weiter gehegt und gepflegt werden, versicherte der Nationalpark-Chef den 350 geladenen Gästen. Waren es einst 41 Prozent, gehören heute 60,3 Prozent der Gesamtfläche von 247 Quadratkilometer zur Kernzone im Schutzgebiet. Dort kann Natur Natur sein und greift der Mensch nicht ein. Bis 2022 soll dieser Anteil auf 75 Prozent steigen.

Bei allem Lob gab es auch kritische Töne. Anlass waren die Berichte über den Vorschlag der Lüder-Investorengruppe, eine Seilbahn von Torfhaus zum Brocken - mitten durch den Nationalpark - zu bauen. Während die beiden Ministerpräsidenten sich in ihren Festreden indirekt gegen ein solches Projekt aussprachen, nannte der Vorsitzende des Nationalpark-Beirats, Werner Grübmeyer, das Seilbahnprojekt beim Wort. Der 89-Jährige bezeichnete es als „Blödsinn“ und: „Die Seilbahn gehört dort nicht hin.“

Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk (CDU), der stolz verkündete, dass seine Stadt seit der Fusion mit Vienenburg im Jahr 2014 ein Nationalpark-Ort ist, da der Schimmerwald nun zum Stadtgebiet gehört, mahnte ebenso vor einer Großinvestition im Schutzgebiet, selbst wenn eine Brocken-Seilbahn ein Segen für die Tourismusentwicklung sein könnte. Vielmehr forderte Jung für die Region mehr länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. „Außer dem Nationalpark, Harzklub und Tourismusverband gibt es kaum gemeinsame Projekte.“