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Kirche Steinerne Kolosse umgelagert

Fünf bisher in der Ilsenburger Klosterkirche gelagerte Sarkophagdeckel haben in dieser Woche einen neuen Platz erhalten.

Von Jörg Niemann 29.01.2016, 00:01

Ilsenburg l Wer bis vor Kurzem die Ilsenburger Klosterkirche St. Peter und Paul betreten hat, dem dürften in Blickrichtung zum Alter fünf steinerne Sarkophagdeckel aufgefallen sein. Diese gehören der Evangelischen Kirchengemeinde Ilsenburg und lagerten schon einige Jahre in der Kirche. „Eigentlich gehörten sie ursprünglich zu Grabanlagen, doch um die Kunstwerke vor Verwitterung zu schützen, wurden sie zunächst in den Westflügel des Klosters gebracht. Als dort Restaurierungsarbeiten anstanden, wurden die Deckel in die Kirche umgelagert“, sagt Pfarrer Peter Müller.

Um die Kirche besser für Konzerte nutzen zu können, wurde die Idee geboren, die Sarkophagdeckel wieder aus der Kirche zu bringen. Dies ermöglicht sowohl sichere Wege für die Besucher als auch mehr Platz in den Gängen. Für die bis zu zwei Tonnen schweren Sandsteinkolosse wurde in Abstimmung von Klosterstiftung, Kirchengemeinde und Stadt ein neuer Platz in einer Pseudo-Krypta im Ostflügel des Klosters geschaffen. „Das geht so in Ordnung, da liegen die Deckel auch geschützt und sind für die Öffentlichkeit zugänglich.“ Die zuständigen Denkmalschutzbehörden waren laut Detlev Selz von der Klosterstiftung einverstanden. Den Transport meisterte der Wernigeröder Steinmetz Enrico Frieseke. „In der Kirche und der Krypta arbeiten wir wie zu Zeiten des Pyramidenbaus“, sagt er schmunzelnd, denn in den Gebäuden war kein Einsatz von Technik möglich. Statt dessen wurde das Hebelgesetz pausenlos auf seine Richtigkeit hin überprüft. Zum Transport der Deckel wurde außerhalb der Gebäude ein gemieteter Hublader genutzt. Und was an Muskelkraft im Innern benötigt wurde, war draußen von Hublader-Fahrer Matthias Erbrecht an Fingerspitzengefühl an den Hebeln im Cockpit gefragt. Am Ende waren nach einigen Stunden spannender Arbeit alle fünf Sarkophag-Deckel ohne Schäden am neuen Platz. Dort stören sie nun nicht mehr und sollten für längere Zeit einen sicheren Platz haben.