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Bauen Gärten sollen Häusern weichen

Die Wernigeröder Linke-Stadtratsfraktion schlägt vor, Bauland zwischen Friedrichstraße und Stillem Wasser zu erschließen.

Von Katrin Schröder 17.02.2016, 00:01

Wernigerode l Zwischen Friedrichstraße und Stilles Wasser passt mindestens noch ein Haus – wenn es nach der Linken geht. Die Nachfrage nach Wohnraum und Baugrundstücken in Wernigerode ist ungebrochen, hat Christian Härtel, Linke-Stadtrat und Chef des Bauausschusses, in der Sitzung am Montagabend festgestellt. Sein Vorschlag: Um die Lage zu entspannen, sollen zwischen Friedrichstraße und Stillem Wasser neue Baugrundstücke geschaffen werden.

Das Prinzip: Aus eins mach zwei oder gar drei. An der unteren Friedrichstraße zwischen Blochplatz und Einmündung Kirchstraße gebe es viele große Grundstücke, die sich bis zur Bahnlinie erstrecken. Die Eigentümer könnten ihre Parzellen teilen und Bauen in zweiter und dritter Reihe ermöglichen. „Dort kann man noch eine Menge Häuser errichten“, so Härtel. Das Quartier sei bereits erschlossen, es gebe Eigentümer, die Interesse hätten.

Die Idee sei nicht neu, sagte Hans-Dieter Nadler, Chef des Wernigeröder Stadtplanungsamtes. In den 1990er-Jahren habe es bereits einen Anlauf gegeben, in diesem Bereich Baurecht zu schaffen. „Auslöser war, dass der eine oder andere Eigentümer sein Grundstück teilen wollte“, so Nadler.

Die Friedrichstraße sei in der ersten Reihe mit Wohnhäusern bebaut. In zweiter Reihe gebe es Nebengebäude, die teils zu Wohnzwecken umfunktioniert wurden. Vereinzelt seien Wohnhäuser entstanden. Die großen Gärten dahinter gelten als „Außenbereich im Innenbereich“. Als Innenbereich wird der bebaute städtische Raum verstanden. Wo größere Lücken bestehen, zum Beispiel Gärten, ist der Außenbereich. „Und genau dort ist das Bauen nicht zulässig“, erklärt der Amtsleiter - es sei denn, es wird ein Bebauungsplan aufgestellt.

Einen solchen Plan hatte die Stadtverwaltung seinerzeit auf den Weg gebracht, doch weil zahlreiche Anwohner Einwände hatten, wurde das Vorhaben ad acta gelegt.

Einwände, so Nadler, könnten auch heute ein Problem sein. Denn die Stadt besitze in diesem Bereich keine Flächen, die für Zufahrtsstraßen und Versorgungsleitungen genutzt werden könnten. Zudem sei offen, ob ein Bebauungsplan für das gesamte Areal am Stillen Wasser oder nur für einzelne Grundstücke notwendig sei.

Stadträtin Angela Gorr (CDU) sagte: „Ich persönlich bin dafür, neue Wohngebiete zu erschließen.“ Das beste Beispiel sei die Entwicklung des Schleifwegs. Dort seien sämtliche zu lösenden Fragen in den Blick genommen worden.

Ob in Unterhasserode in zweiter oder dritter Reihe gebaut wird, hänge nicht von der Stadtverwaltung, sondern von den Grundstückseigentümern ab, betonte Siegfried Siegel (SPD). Grundsätzlich könne das Angebot an Wohnraum und Baugrund nicht groß genug sein. „Wernigerode ist teuer“, sagt Siegel. Die Stadtverwaltung sollte dem entgegenwirken und kostengünstigen Wohnraum fördern.

Zudem sollten Freiflächen in der Stadt genutzt werden, statt neue Einfamilienhäuser auf die grüne Wiese zu setzen. Darin sind sich Siegel und Härtel mit Sabine Wetzel (Grüne) einig. Sie moniert, dass der Wohnungsmarkt für Menschen mit wenig Geld eng sei. „Hier ist zum Beispiel die städtische Wohnungsbaugesellschaft gefragt.“ Was mögliche Neubauten am Stillen Wasser angeht, sollte die Verwaltung das Gespräch suchen. „Man müsste mit den Eigentümern reden, ob tatsächlich ein breites Interesse besteht.“