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Landtagswahl AfD-Ergebnis verschreckt Harz-Touristen

Wernigerode Tourismus GmbH berichtet von Stornierungen nach der Landtagswahl.

Von Ivonne Sielaff 17.03.2016, 00:01

Wernigerode l Die Landtagswahl am vergangenen Sonntag zeigt erste Folgen. Erdmute Clemens, Geschäftsführerin der Wernigerode Tourismus GmbH (WTG), berichtet von Stornierungen durch Touristen und von Telefonanrufen, die sich auf das Ergebnis der AfD beziehen.

„Der Wahlabend hat sie sprachlos gemacht“ – so die Zusammenfassung einer E-Mail. „Wir werden das beobachten und wahrscheinlich stornieren“, habe ein anderer Tourist mitgeteilt, so Erdmute Clemens gegenüber der Volksstimme.

Die Mitarbeiter der Tourist-Information würden die eingehenden E-Mails beantworten und versuchen, die Urlauber zu beruhigen.

Die Botschaft: „Wernigerode ist die bunte Stadt und soll es auch bleiben.“ Gerade erst wurde Wernigerode zur beliebtesten Ferienstadt Deutschlands erklärt. „Aber so ein Titel nützt uns nichts, wenn das von solchen Meldungen überschattet wird“, so Erdmute Clemens.

Die WTG-Chefin hofft nun, dass es sich nur um kurzfristige Reaktionen handelt. „Für uns ist es wichtig, dass Sachsen-Anhalt wieder in demokratisches Fahrwasser gerät.“

Bislang, so Erdmute Clemens, habe Wernigerode das Glück gehabt, dass „Pegida für unsere Region nicht die Rolle gespielt hat.“

Einen Vorteil habe Wernigerode gegenüber anderen Orten im Bundesland: „Für Gäste ist es nicht so wichtig, ob sie in Sachsen-Anhalt oder Niedersachsen sind. Wir sehen uns als Harzer.“ Erdmute Clemens ist froh, dass Wernigerode häufig nicht mit Sachsen-Anhalt in Verbindung gebracht wird.

Welche Risiken Fremdenfeindlichkeit für die Tourismuswirtschaft birgt, zeigt das Beispiel Dresden. Während die Übernachtungszahlen in ganz Deutschland im Jahr 2015 angestiegen sind, verbucht die Elbe-Stadt nach dem Wachstumsjahr 2014 einen Rückgang. Die Dresden Marketing GmbH sieht als Grund für den Rückgang Pegida an.

Vertreter von Wirtschaftsverbänden, etwa BDI-Chef Ulrich Grillo, äußerten sich bereits am Montag besorgt über das Abschneiden der AfD. Hartmut Meine, Bezirksleiter der IG Metall in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, sagte am Montag gegenüber der Volksstimme, dass der Imageschaden qualifizierte Menschen vor einem Studium in Sachsen-Anhalt abhalten könnte.

Im Wirtschaftsclub Wernigerode habe man kurz über das Thema gesprochen, sagt Geschäftsführer Peter Lösler. Stellunnahmen oder Entscheidungen gebe es jedoch nicht. „Wir beobachten das“, so Lösler.