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Schierke-Projekt Verluste durch Parkhausneubau

Noch 2014 war die Sommerrodelbahn in Schierke ein rentables Geschäft. Doch mit der Eröffnung des Parkhauses ist der Umsatz eingebrochen.

Von Jörn Wegner 18.03.2016, 00:01

Schierke l Thomas Maske hat alle Hände voll zu tun und das mitten in der Saure-Gurken-Zeit. Kinder einer Schulklasse stehen vor seinem Geschäft Schlange. Maske betreibt den Brockencoaster, die Sommerrodelbahn in Schierke. Für zwei Euro kann hier jeder auf einer kleinen Achterbahn eine Runde mit einem Schienenschlitten drehen.

Die Kinder sind an diesem Tag das Hauptgeschäft für Maske. Über Schierke hängt der Nebel, es ist nasskalt, die umliegenden Berge sind im Grau verschwunden. An Tagen wie diesen war das Geschäft schon immer schlecht, sagt Maske.

Doch seit einiger Zeit hat der Unternehmer einen regelrechten Besuchereinbruch zu verzeichnen. „2014 war noch ein sehr gutes Jahr.“ Aber im November 2015 musste er erstmals Mitarbeiter entlassen. Maske hat einen Schuldigen ausgemacht: das neue Parkhaus. Seit dieses eröffnet ist, sei sein Umsatz um 20 000 Euro eingebrochen. Für den Kleinunternehmer mit drei Mitarbeitern eine sehr hohe Summe, die ihn an den Rand des Ruins bringen könnte. „Ich habe immer von Tagesgästen gelebt“, erklärt Maske. Sein Geschäftsmodell: Die Gäste parken ihr Auto am Parkplatz am Tälchen, direkt neben seiner Rodelbahn, unternehmen einen Ausflug zum Brocken und entscheiden sich nach der Rückkehr zum Auto spontan, noch eine Schlittenrunde zu drehen und ein Eis von Maskes Kiosk zu kaufen.

Aber seit der Tälchen-Parkplatz dem neuen Parkhaus keine Konkurrenz mehr machen soll, bleiben Maskes Gäste aus. Einen Teil des Parkplatzes pachtet er nun selbst. Maskes Rodelbahn war jedoch immer nur eine Nebenattraktion, extra für die Schlittenrunde macht sich niemand auf den Weg nach Schierke, sagt er.

Thomas Maske ist vor gut zehn Jahren von Berlin nach Schierke gekommen. 800 000 Euro hat er seitdem in sein Unternehmen gesteckt. Mit dem Bau des Parkhauses hat ihm die Stadt einen Ausweichplatz angeboten. Die Bahn sollte Maske am Parkhaus wieder aufbauen. Aber das ist finanziell unmöglich. „Ich müsste hier alles abreißen und wieder neu aufbauen“, sagt Maske und ergänzt: „Ich überlege mir gut, wenn ich investiere.“ Das Problem sei nicht nur, dass die Rodelbahn nicht einfach irgendwo auf- und abgebaut werden kann. Es gehe vor allem um die festen Gebäude der Anlage – Büro, Werkstatt, Kiosk, Überdachung. „Das müsste ich neu bauen“, sagt der Unternehmer.

Andreas Meling koordiniert das Schierke-Projekt. Seit der Eingemeindung des Brockenortes 2009 sei das Ortsentwicklungskonzept im Gespräch. „Seitdem haben wir auch mit Herrn Maske immer wieder gesprochen“, sagt Meling. Den Standortwechsel habe Maske immer „strikt abgelehnt“. Eine finanzielle Unterstützung könne die Stadt dem Unternehmer jedoch nicht unterbreiten. „Er kann genauso wie alle anderen Fördergeld beim Land beantragen“, sagt Meling. Maske hält dies alles für unrealistisch. Förderungen für seine Art von Touristikunternehmen sind ihm unbekannt.

Thomas Maske ist kein Freund der Schierke-Pläne. „Wir haben hier sechs Monate Sommer und vielleicht sechs Wochen Winter“, sagt der Unternehmer. „Die sechs Monate Sommer haben die gar nicht auf dem Radar.“ Sein Vorschlag für ein weiteres Projekt: Man könne doch am Parkhaus statt der Rodelbahn eine Skihalle errichten. „Falls der Schnee im Winter mal wieder nicht reicht“, sagt er sarkastisch.

Dass alles so bleibt, wie es ist, will Maske auch nicht. Viel hat er zu kritisieren. Da werde zum Beispiel zu wenig Werbung für den Ort gemacht, außerdem fehle ein Logo. Ein Hauptmanko seien allerdings fehlende Wege für Radfahrer und Wanderer aus Richtung Wernigerode und Drei Annen Hohne. Dieses Potential würden die Tourismusförderer vernachlässigen, da helfe auch das geplante Mountainbike-Hotel in Schierke nur wenig.

Trotzdem, „ich will hier nicht nur der Meckerer sein“, sagt der Unternehmer. Wie lange sein Geschäft in Schierke noch tragbar ist, kann er kaum einschätzen.