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Rockmusik Das Bandfieber ist ausgebrochen

In Wernigerode wird gerockt. Unter dem Namen „Bandfever“ setzen gestandene Musiker ihren Sechziger- und Siebzigerjahren ein Denkmal.

Von Katrin Schröder 09.04.2016, 01:01

Wernigerode l Wolfgang Menger wirft einen Blick über die Schulter, zu seinen Mitstreitern. „Eins, zwei, drei“, zählt der Gitarrist. Dann greift er in die Saiten. „Back in the USSR“ singt der Wernigeröder, drei junge Frauen tanzen. Die Proben für „Bandfever“ laufen auf Hochtouren. Das „Rocksical“ – eine Wortschöpfung aus Rock und Musical – entführt die Zuschauer in die wilden Sechzigerjahre, als die noch junge Rockmusik in Wernigerode eine erste Blütezeit erlebte.

Wolfgang Menger war damals einer der jungen Männer, die sich mit der Gitarre in der Hand und Rhythmus im Blut die Nächte um die Ohren schlugen. „In Wernigerode gab es sehr viele Musiker.“ Diese spielten in wechselnder Besetzung in unterschiedlichen Bands. „Die Hurricanes waren die ersten“, so Menger. Es folgten Metronom, die Assistenten, die Nautics und Zweiplus. Den meisten Formationen war kein langes Leben beschieden, berichtet der Gitarrist, der gemeinsam mit Werner Schönfelder in fast allen Gruppen gespielt hat, an die erinnert wird.

Den Harzer Rockern ging es wie vielen vor und nach ihnen. Das Leben nahm seinen Lauf, Beruf und Familie drängten die Bühne in den Hintergrund. „Musik war immer noch wichtig, aber nur noch eine schöne Nebensache“, sagt Wolfgang Menger. Bis sich vor einigen Jahren ein ehemaliges Bandmitglied zum runden Geburtstag einen Auftritt von Zweiplus wünschte. „Dort haben zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder auf der Bühne gestanden“, berichtet Menger. „Das war ein richtiger Spaß.“

Deshalb überlegten die alten Recken, wie es weitergehen soll. Über die Bühnen tingeln kam nicht infrage, sagt der Gitarrist und Sänger. Stattdessen hat er das Stück geschrieben, in dem er die große Zeit Revue passieren lässt – inklusive weltbekannter Hits der Beatles, von Deep Purple, Steppenwolf, Bryan Adams und Pink Floyd. „Es ist die gleiche Geschichte wie bei den großen Bands“, sagt Menger. Schließlich gingen auch die Rolling Stones immer wieder auf Tour, weil sie die Bühne nicht missen wollen.

In die Saiten, Tasten und auf die Trommeln haut dafür die Besetzung von Zweiplus – neben Gitarrist und Frontmann Menger gehören dazu Wener Schönfelder an den Keyboards, Manne Ritter am Schlagzeug und Marco Bartels am Bass. Alle Musiker singen außerdem. Mit dabei sind außerdem die Freunde: Sammy Großheim, Musiklehrer und Bandleader von Paradox, Perkussionist Holger Fries, Peter Meyer, der als Sänger Bluesgröße Joe Cocker Konkurrenz macht, der Gitarrist Manfred Brewitz und Werner Konik, der als Erzähler und Zeitzeuge das „Rocksical“ begleiten wird.

Schon vor der Aufführung, die für Mittwoch, 4. Mai (Einlass: 18 Uhr, Beginn: 19 Uhr) geplant ist, stößt das Projekt auf große Resonanz. „Es melden sich ganz viele Leute aus dieser Zeit, die etwas beitragen wollen“, berichtet Menger, der im Internet, per Plakataushang und über persönliche Kontakte nach Mitstreitern suchte. Für die Organisation hat der Unternehmer den Verein „Rockhaus Wernigerode“ gegründet.

Mehr als 30 Musiker, Sänger und Tänzer gehören zum Ensemble von „Bandfever“. Dazu zählen zum Beispiel Musiker der Musikschule Schicker, die Showtänzerinnen aus Blankenburg, die Tanzschule Wernigerode, aber auch der Kinderchor der Freien Grundschule, die 2015 den Klassik Echo gewonnen haben. Von ihnen allen schwärmt Menger in den höchsten Tönen. „Das ist so ein Gemeinschaftsgefühl. Das sind alles Leute, die mit Lust und Liebe dabei sind.“

Zweimal pro Woche wird in einer zum Musikclub umgebauten Halle geprobt, bis sich am Abend vor Himmelfahrt im KiK-Saal der Vorhang hebt. Zu Musik und Tanz ist eine visuelle Begleitung geplant – mit zeitgenössischen Bildern vergangener Jahre und von Auftritten der Wernigeröder Unternehmer Bands auf der Großleinwand.

Beim großen Finale der voraussichtlich zweieinhalbstündigen Show spielen ein schneeweißer Oldtimer Mercedes 500 K und eine Mauer aus Styroporsteinen, die in sich zusammenfallen wird, die Hauptrollen. An der Bar wird es die alten Kultgetränke geben. Darüber hinaus haben sich die „Bandfever“-Musiker einige Überraschungen einfallen lassen, verspricht Wolfgang Menger. Eine Fortsetzung ist im übrigen nicht ausgeschlossen. „Was wir am 4. Mai auf die Beine stellen, ist eine einmalige Geschichte – allerdings mit dem Hintergedanken: Mal sehen, was daraus noch wird.“

Karten über die biber ticket-Hotline (03 91) 5 99 97 00 und in allen bekannten Vorverkaufsstellen