1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Mäuse und Ratten im „Eichbaum“

Schandfleck Mäuse und Ratten im „Eichbaum“

Die ehemalige Gaststätte „Zum Eichbaum“ in Silstedt verfällt. Jetzt wird das Gelände zum Fall für die Behörden.

Von Katrin Schröder 10.04.2016, 10:00

Silstedt l Von der Straßenseite sieht man lediglich die verwitterte Fachwerkfassade. Das Chaos offenbart sich auf der Rückseite des Gebäudes an der Silstedter Harzstraße. Schutt türmt sich auf dem Gelände der ehemaligen Gaststätte „Zum Eichbaum“. Ortsbürgermeister Karl-Heinz Mänz (CDU) ist der Schandfleck in der Ortsmitte bereit seit Jahren ein Dorn im Auge. Doch weil Nachbarn inzwischen über Schädlinge klagen, die auf ihre Grundstücke vordringen, müsse dringend etwas geschehen, so Mänz.

Paletten, Ziegel, Steine, eine ausrangierte Gartenbank und weiterer Plastemüll liegen überall zwischen dem Haupthaus sowie mehreren Anbauten wie der ehemaligen Scheune. Die Halden sind teilweise bereits von Gras überwachsen. „Der Zustand im Gebäude und auf dem Hof ist katastrophal“, sagt Mänz und meint damit nicht nur, dass es wüst aussieht. Ein Teil der Scheune ist vor wenigen Wochen in sich zusammengebrochen. In den maroden Gebäuden und dem herumliegenden Unrat treiben Mäuse und Ratten ihr Unwesen. „Die Nachbarn werden von Ungeziefer belästigt“, sagt Mänz. Das ging so weit, dass bei Nachbarn eine Zwischendecke in der Küche heruntergekommen ist – dort hatten sich Scharen von Mäusen aufgehalten. Teilweise lagen dort auch tote Tiere.

Seit mehr als einem Jahr versucht der Ortsbürgermeister deshalb, den privaten Eigentümer zum Handeln zu bewegen. Doch der stellt sich taub: Der Hettstedter hat Gebäude und Grundstücke vor vier Jahren günstig bei einer Internetauktion erworben, sich seitdem aber kaum um sein Eigentum gekümmert. Im Ortschaftsrat versprach der Besitzer mehrfach, dass er den alten Gasthof und seine Umgebung beräumen lassen werde. Doch geworden ist daraus nichts.

Deshalb hat Mänz die Kreisverwaltung eingeschaltet. Die Harzer Behörde hat ein abfallrechtliches Verfahren eingeleitet, teilt Verwaltungssprecher Manuel Slawig mit. „Trotz mehrfacher telefonischer Zusagen des Grundstückseigentümers kam es bisher nicht zu einer Entsorgung der Abfälle.“

Derzeit prüft die Abfallbehörde, ob sie den säumigen Besitzer dazu zwingen kann, seinen Pflichten nachzukommen. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor. Auch das Wernigeröder Ordnungsamt musste sich schon mit den Zuständen auf dem Gelände befassen, bestätigt Amtsleiter Gerald Fröhlich.

Früher war die Gaststätte das gesellige Zentrum des Ortes. 1754 als „Gemeindekrug“ erbaut, war die Traditionswirtschaft lange Zeit ein Haltepunkt für Kaufleute, die auf dem Weg in Harz eine Pause einlegten und die Pferde ausspannten. In der DDR betrieb die Konsumgesellschaft die Gaststätte und den dazugehörigen Saal. Nach der Wende wollte der Gemeinderat dort ein Dorfgemeinschaftshaus einrichten, doch der frühere Eigentümer verhinderte dies.