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Hundetraining Die Innenstadt als Hundeplatz

Der Hundeverein Wasserleben trainiert mit den Vierbeinern das Miteinander von Mensch und Tier in der Wernigeröder Innenstadt.

Von Julia Bruns 14.04.2016, 01:01

Wernigerode l „Natürlich kann man ohne Hund leben, es lohnt sich nur nicht.“ Wäre dieser berühmte Ausspruch nicht von Heinz Rühmann, er hätte auch aus dem Mund von Thorsten Schmidt stammen können. „Hunde bereichern die Gesellschaft: Allein für die Menschen, die durch Hunde glücklich werden, sind sie eine Bereicherung“, sagt Schmidt, der sich im Hundeverein Wasserleben intensiv mit seiner Hündin „Lotte“ beschäftigt.

Damit niemand durch Vierbeiner verärgert wird, trainieren die Mitglieder des Vereins ganz gezielt mit den Tieren das Verhalten im Trubel der Wernigeröder Innenstadt. „Der Hund stellt sich wie kein anderes Tier auf den Menschen ein“, sagt Thorsten Schmidt. „Im Verein trainieren wir in der Stadt, damit sich viele Menschen an Hunden erfreuen können, statt sich über sie zu ärgern.“

Bleib, Sitz, Platz und Steh - alles Kommandos, die jeder Hund in der Stadt unbedingt beherrschen müsse. Beifußgehen – sowohl links als auch rechts von Frauchen oder Herrchen – müsse der Vierbeiner können. „In der Stadt ist übrigens die Kurzleine vorgeschrieben. Sie darf maximal 1,50 Meter lang sein.“ Eine „Unsitte“ sei es, wenn Halter ihre Vierbeiner an einer sogenannten Flexleine Gassi führten. „Und alle Passanten müssen dem Hindernis ‚Hund‘ ausweichen.“

Ein weiteres No-Go: die Tiere mit zum Fleischer oder Bäcker zu nehmen. „In Lebensmittelläden haben Hunde aufgrund der Hygienebestimmungen nichts zu suchen. Sie sollten sich vor den Geschäften ablegen.“ Seine „Lotte“ gehe mit gutem Beispiel voran. Sie warte schon mal eine halbe Stunde vor der Sparkasse, wenn er einen Termin habe, sagt Schmidt.

Ganz und gar kein Verständnis haben die Mitglieder im Hundeverein für Halter, die die Hinterlassenschaften ihrer Tiere nicht beseitigen. „Das Problem sitzt am anderen Ende der Leine“, sagt Schmidt. Seine Hündin uriniere nicht einmal in der Stadt. „Auch das kann man einem Hund – zumindest einer Hündin – beibringen. Es braucht allerdings Geduld.“

An keinem anderen Ort treffen Hundefreunde und solche, die lieber einen Bogen um die Vierbeiner machen, auf so engem Raum aufeinander wie in der Stadt. Hier erfordere es Geschick im Umgang mit dem eigenen Tier – und Rücksichtnahme auf alle anderen, die sich in der Stadt aufhalten. Thorsten Schmidt ist bewusst: Nicht alle Menschen teilen seine Zuneigung zum Hund. „Und das ist völlig in Ordnung so. Hundehalter sollten sich stets in der Defensive sehen“, sagt er.

Trainiert werden deshalb Konfliktsituationen wie Ablenkungen, das Aufeinandertreffen mit anderen Hunden, die Fahrt mit einer Rolltreppe oder einem Fahrstuhl, beispielsweise im Wernigeröder Bahnhof. „Auch für den Hund ist dieses Training sinnvoll“, erklärt der Buchverleger. Für die Tiere verringert sich der Stress, je besser sie an eine Situation gewöhnt sind.“ Es profitieren letztlich alle. „In Niedersachsen wird mittlerweile von allen Hundehaltern ein Hundeführerschein verlangt“, sagt Schmidt. „Ich halte das für sinnvoll.“

Halter, die eine Stadtprüfung, einen Test auf dem Hundeplatz und einen Theorieteil erfolgreich ablegen, haben gute Chancen, die Begleithundeprüfung zu bestehen. Haben sie diese in der Tasche, winken Bronze, Silber und Gold als Belohnung für besonders eifrige Frauchen und Herrchen.

Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es den Hundeverein Wasserleben, in dem zwölf Mitglieder aus Wasserleben, Wernigerode, Stapelburg und Bad Harzburg mit ihren Hunden aktiv trainieren. Der Platz befindet sich in Wasserleben. Die Gruppe ist organisiert im Internationalen Rasse-, Jagd- und Gebrauchshunde Verband. Anders als bei anderen Gruppierungen steht nicht der Sport im Mittelpunkt, sondern Erziehung und der Spaß.