Kultur Neuzugang im Kaiserreich

Zuwachs für Cäsar und Claudius: Mit Octavianus ist die dritte Büste eines römischen Kaisers in Blankenburgs Berggarten zurückgekehrt.

14.04.2016, 23:01

Blankenburg (jmü/euh) l Die dritte der vor mehreren Jahren zerstörten oder gestohlenen Kaiserbüsten aus dem Blankenburger Barockgarten ist wieder aufgestellt worden. Dabei handelt es sich um die Statue des römischen Kaisers Octavianus. Die Nachbildung steht nun wieder vor dem Teehäuschen im Berggarten.

Es ist bereits die zweite Büste, die dank einer großzügigen Spende des Energieversorgers Avacon auf der Grundlage des originalen Vorbilds nachgegossen wurde. Im vergangenen Jahr war eine erste Replik angefertigt und aufgestellt worden: die des Kaisers Claudius. Die Büste von Julius Cäsar steht bereits seit 2008 im Berggarten.

Die Geschichte der Blankenburger Kaiserbüsten reicht bis ins Ende des 19. Jahrhunderts zurück, wie Birgit Walsch, bei der Stadtverwaltung für die städtischen Gärten verantwortlich, recherchiert hat. Demnach hatte Prinz Albrecht von Preußen (1837–1906) auf der oberen Terrasse im Blankenburger Berggarten insgesamt zwölf Büsten römischer Kaiser zu Gestaltungszwecken aufstellen lassen. Sie wurden am 12. Juni 1894 von der Kunst- und Antiquitätenhandlung Carl Löhr aus Braunschweig per Bahn nach Blankenburg gesendet.

Als der Berggarten im Februar 1992 der Stadt Blankenburg durch das Bundesvermögensamt zugeordnet wurde, wurden die zu diesem Zeitpunkt im Garten liegenden Plastiken gesichert und nach deren Sanierung wieder dort aufgestellt. Die Freude darüber währte aber nicht lange. Bereits im September 2003 wurde die Büste des Domitianus gestohlen. Bis heute fahndet das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalts vergeblich nach dieser Statue.

Vandalen gaben der kaiserlichen Figurengruppe schließlich den Rest: Die verbliebenen Büsten und Postamente wurden wenig später vom Sockel gestoßen.

Laut Birgit Walsch wurden fünf Büsten zunächst beim Technischen Eigenbetrieb der Stadt (TEB) und später im historischen Archiv im Museum Kleines Schloss eingelagert. 2008 wurde ein erster Versuch zur Abformung der Cäsar-Büste unternommen und eine Kopie aus einer Steinersatzmasse angefertigt. Der Sockel wurde als Kopie in Sandstein hergestellt. „Die eingesetzte Technik hat sich bis heute als geeignet erwiesen“, schätzt Birgit Walsch ein. Deshalb sollen nach und nach die weiteren Büsten in gleicher Technik nachgebildet werden. Nicht zuletzt bilde das originalgetreue Herrichten des Berggartens mit diesen Figuren ein weiteres Mosaiksteinchen auf dem Weg zur möglichen Ausrichtung einer Landesgartenschau im Jahr 2022.

Allerdings belaufen sich die Kosten einer Kopie auf rund 5000 Euro. Geld, das die Stadtverwaltung aufgrund ihres Haushaltsdefizits nicht aufbringen kann. Umso mehr freut es Birgit Walsch und auch Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU), dass sich die Avacon AG per Sponsorenvertrag verpflichtet hat, hier zu helfen. Damit kann nun jährlich eine Büste mit Postament nachgebildet werden. Eine schnellere Umsetzung des Projekt, so Birgit Walsch, wäre möglich, wenn sich weitere Sponsoren finden würden.

Allerdings gibt es eine noch größere Hürde, die Kaiserbüsten irgendwann wieder komplett aufstellen zu können: „Ein großes Problem stellt noch die Beschaffung mancher Originale zur Erstellung der Kopien dar“, erklärt Birgit Walsch. Hier wäre es wünschenswert, eventuelle Informationen von Einwohnern zu bekommen, wo vergleichbare Büsten eventuell als Vorlagen vorhanden sind.