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Galgenberg Letzter Stolleneingang dicht gemacht

Die Stollenanlage im Wernigeröder Galgenberg wird wegen akuter Einsturzgefahr mit Beton gefüllt.

Von Ivonne Sielaff 21.04.2016, 01:01

Wernigerode l Die Anwohner am Galgenberg haben sich inzwischen an die Geräuschkulisse gewöhnt. Wohl oder übel. Seit gut einem halben Jahr wird Beton durch dicke Schläuche in den Galgenberg, eine kleine Erhebung nördlich der Innenstadt, gepumpt. Tief unter der Oberfläche befindet sich ein Stollensystem, das im Zweiten Weltkrieg errichtet wurde.

Weil akute Einsturzgefahr bestand, beauftragte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) die Verfüllung des Bunkers. Die Institution mit Sitz in Bonn wird tätig, sobald Menschen durch ehemalige Luftschutzanlagen aus dem Weltkrieg gefährdet sind.

Laut BImA-Sprecher Thorsten Grützner laufen die Arbeiten nach Plan. „10 000 Kubikmeter sind verdämmt“, so Grützner. „In den nächsten Tagen sollen noch etwa 750 Kubikmeter verfüllt werden.“ Danach werde der Stolleneingang für immer verschlossen. Der Abschluss der Arbeiten sei Ende für April/Anfang Mai vorgesehen.

Hintergrund: Die verzweigte Stollenanlage liegt zwischen zwei und 30 Meter tief im Berg. Sie ist rund 730 Meter lang, die Gänge sind zwischen 2,50 und 6,80 Meter breit und zwischen 2,50 und vier Meter hoch. Die Stollen wurden vor mehr als 70 Jahren geschachtet – als Luftschutzbunker für die Bevölkerung sowie als unterirdische Produktionsstätte der Rautalwerke, einem Zulieferer für die Rüstungsindustrie.

Inzwischen ist die Anlage verwittert. Baumwurzeln waren durch die Stollendecke gewachsen, einige der Hohlräume sind mit Wasser gefüllt. Ein Teil des Bunkers musste bereits in den 1990er Jahren mit Beton gefüllt werden, mehrere Eingänge wurden verschlossen. Der Galgenberg selbst hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zum Wohngebiet entwickelt. Reihenhäuser wechseln sich dort mit Einfamilienhäusern und Gartengrundstücken ab. Am Fuße der Erhebung wurde sogar ein Kindergarten eröffnet.