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Jubiläum Ein Leben für Gott und die Kunst

Diakonisse Christa Otto, ehemals Oberin des Mutterhauses „Neuvandsburg“ in Elbingerode, hat ihren 90. Geburtstag gefeiert.

Von Günther Breutel 02.05.2016, 23:01

Elbingerode l Auf ein langes schaffens- und segensreiches Leben schaut Diakonisse Christa Otto zurück. Am Montag hat die ehemalige Oberin des Diakonissen-Mutterhauses „Neuvandsburg“ ihren 90. Geburtstag gefeiert.

Mit ihrer Zwillingsschwester Ingeborg wurde sie in Mulda bei Freiberg geboren. Gemeinsam besuchten sie die Schule in Freiberg, bevor sich ihre Lebenswege trennten. Künstlerisch hochbegabt, besuchte Christa Otto von 1942 bis 1944 die Meisterschule für Kunsthandwerk in Dresden. Danach studierte sie an der Dresdner Hochschule für Werkkunst. Ein Leben als Künstlerin war vorgezeichnet, doch die Begegnung mit Gott veränderte alles. „Jesus Christus ist mein Leben geworden“, erzählt sie.

Ihr Weg führte sie 1948 in die Schwesternschaft des Elbingeröder Diakonissen-Mutterhauses, dem sie seit 68 Jahren angehört. Wie bei den Diakonissen üblich, absolvierte sie eine Krankenpflegeausbildung und schloss diese mit dem Staatsexamen ab.

Von 1953 bis 1977 versah sie in verschiedenen Gemeinschaften ihren Dienst. Mitte der 1970er Jahre wurde sie der damaligen Oberin Herta Kalkowski zur Seite gestellt und auf deren Aufgaben vorbereitet. !977 wurde sie die Nachfolgerin der Oberin. Leicht war ihre Leitungstätigkeit zur DDR-Zeit nicht. Viele Beschränkungen wurden dem Mutterhaus auferlegt. Trotzdem legte sie gemeinsam mit dem Arzt Dr. Herbert Richter den Grundstein für die heute so erfolgreiche Suchtarbeit. Das Krankenhaus wurde mit seinen Abteilungen zur Freude der Elbingeröder und der Bewohner der naheliegenden Ortschaften weitergeführt.

Die Grenzöffnung am 9. November 1989 erlebte sie in Marburg. „Ich war als Rentnerin schon mauermündig und besuchte das Mutterhaus in Marburg-Werda“, berichtet sie. Am nächsten Tag brach sie ihre Reise ab – es galt, in Elbingerode die Weichen für die Zukunft zu stellen. Das Mutterhaus war in der DDR der Inneren Mission der Magdeburger Landeskirche unterstellt. Mit der Wiedervereinigung kehrte das Haus zum Deutschen Gemeinschafts-Diakoniewerk in Marburg zurück. „Ein Glücksfall war, dass gleich nach der Wiedervereinigung der jetzige Geschäftsführer des Diakonie Krankenhauses, Martin Montowski, zu uns kam. Er und der neue Direktor Helmut Fröhlich wurden eine Stütze für das Weiterbestehen unserer Arbeit“, erinnerte sich die ehemalige Oberin.

Zwar mussten einige Einschnitte erfolgen, wie zum Beispiel die Schließung der Chirurgie und Ausbildung der Krankenschwestern, doch in Laufe der Jahre stabilisierte sich die Arbeit des Mutterhauses. Bis 1996 leitet Christa Otto das Mutterhaus. Dann wurde sie von der Diakonisse Anita Rost abgelöst.

In einen geruhsamen Ruhestand ging sie nicht. Christa Otto knüpfte an ihre künstlerische Arbeit an, die während ihrer Dienstzeit ruhte. Ein Fernstudium für Freies Zeichnen und Malen nahm sie in der Studiengemeinschaft Darmstadt auf. Zugleich bildete sie sich bei dem Wernigeröder Kunstmaler Martin Donath weiter. Daraus wurde eine schöpferische Freundschaft.

1999 eröffnete sie gemeinsam mit Helmut Fröhlich die Mutterhaus-Galerie in einem Nebengebäude. 15 Jahre leitete sie diese gemeinsam mit der Diakonisse Siglinde Wiethaus, aus Gesundheits- und Altersgründen legte sie die Galerie dann in die Hände von Friedegard Holmer. In dieser Zeit entstand die Freundschaft zum Malkreis Blankenburg. Um das Lebenswerk von Christa Otto zu würdigen, wurde im vergangenen Jahr eine Ausstellung unter dem Motto „Rückblicke“ aufgebaut. Von Anfang ihrer künstlerischen Tätigkeit bis zu ihren Spätwerken waren zahlreiche Bilder, von der Grafik bis zum Ölbild, zu sehen.

Viele ihrer Werke bedienen sich einer symbolischen Bildsprache. Besonders liebt Christa Otto Kerzen als Lichtspender. „Das Licht ist für mich das Zeichen Gottes“, sagt sie über ihre christlich motivierten Bildern. Ihr gegenständlicher Malstil zeichnet sich durch Schlichtheit und Harmonie aus und widersetzt sich der Zuordnung zu bestimmten Malstilen. Teils impressionistisch, teils realistisch, zeitbezogen und zielgerichtet, so bezeichnet Martin Donath ihre Werke.

Weit mehr als 100 sind es, die zum Teil in den Gemeinschaftsräumen und im Nebengebäude hängen. Eine Elbingeröder Ansicht ist in der Heimatstube zu sehen. Alle ihre Werke wurden fotografisch festgehalten und sind in einer Festschrift zu ihrem 90. Geburtstag zu sehen. Ihre Nachfolgerin Anita Rost, selbst bereits im Ruhestand, stellte ein Buch über Christa Otto zusammen, das sie ihr zum Geburtstag überreichte.

Die Glückwünsche der Stadt Oberharz und des Harzkreises überbrachte Elbingerodes Ortsbürgermeister Rudolf Beutner (CDU). Gefeiert wurde im kleineren Schwesternkreis, zu dem das Ehepaar Donath stieß.