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Filmdreh Wernigerode glänzt in „Frantz“

Am 29. September kommt „Frantz“ in die Kinos. Etliche Filmszenen sind in Wernigerode gedreht worden.

Von Ivonne Sielaff 18.09.2016, 08:08

Wernigerode l Fast auf den Tag genau ein Jahr ist her, dass sich Wernigerodes Liebfrauenkirchhof in eine Filmkulisse verwandelt hat. In und um das alte Pfarrhaus wurden Szenen für die französisch-deutsche Koproduktion „Frantz“ gedreht. Das 70-köpfige Filmteam um Star-Regisseur Francois Ozon hatte sich für mehrere Wochen in der Stadt eingemietet und die Wernigeröder in Aufregung versetzt – Straßen gesperrt und für ein kleines Verkehrschaos in der Altstadt gesorgt.

Am Donnerstag, 29. September, kommt der Film ins Kino. Doch schon vor seiner Deutschlandpremiere sorgt er für Furore. Die Regiearbeit von Francois Ozon erntete beim Filmfestival in Venedig jüngst nicht nur Kritikerlob. Die deutsche Hauptdarstellerin Paula Beer wurde zudem als beste Nachwuchsdarstellerin mit dem „Marcello Mastroianni Award“ ausgezeichnet.

„Wir gratulieren ihr ganz herzlich“, so Winnie Zagrodnik, Pressesprecherin der Stadt. „Wir sind stolz, dass auch ein Stück Wernigerode dabei ist und dass wir uns als potenzieller Drehort für weitere Filmproduktionen präsentieren können.“

Für die Stadtverwaltung ist der Film ein dicker Fisch. Zwar gehen im Rathaus regelmäßig Anfragen von Locationscouts ein, die nach Drehorten suchen. Doch nicht immer handelt es dabei um große Kinoproduktionen. Ganz anders als bei „Frantz“. Francois Ozon ist ein renommierter Regisseur. Seine Filme „8 Frauen“ und Swimmingpool“ sind weltbekannt.

Was für Wernigerode, Quedlinburg und Görlitz, wo ebenfalls gedreht wurde, gesprochen hat? „Diese Orte liegen in der ehemaligen DDR und sind fast intakt geblieben“, so Ozon in einem Interview. „Sie wurden weder zerstört noch übertrieben restauriert, im Gegensatz zu den Städten in Westdeutschland.“ Das sei ihm als Regisseur wichtig gewesen, denn seine Geschichte spielt nach dem Ersten Weltkrieg.

„Frantz“ ist für den Filmemacher eine Herzensangelegenheit. Schon lange habe er den brüderlichen Aspekt zwischen Frankreich und Deutschland thematisieren wollen und die Freundschaft, die beide Völker miteinander verbindet. Der Film sei die ideale Gelegenheit dazu, so Ozon. „Frantz“ habe für ihn viele spannende Herausforderungen bereit gehalten: Krieg, Kampfszenen, eine deutsche Kleinstadt, Paris in Schwarz-Weiß, die deutsche Sprache. Wichtig sei ihm dabei gewesen, die Geschichte vom Standpunkt der Deutschen zu erzählen.

Zur Handlung: Die junge Anna (Paula Beer) trauert um ihren Verlobten Frantz, der im Krieg gefallen ist. Jeden Tag legt sie Blumen an seinem Grab nieder. Eines Tages trifft sie dort den Franzosen Adrien (Pierre Niney). Er gibt vor, ein Freund von Frantz gewesen zu sein, auch er habe einen Verlust erlitten. Paula stellt Adrien Frantz‘ Familie vor. Dessen Eltern nehmen den jungen Franzosen auf, in der Hoffnung er könnte ihre tiefe Trauer lindern. Doch Adrien hat ein Geheimnis ...

Das alte Pfarrhaus in Wernigerode dient im Film als Wohnort von Frantz‘ wohlhabenden Eltern. Etliche Schlüsselszenen wurden dort gedreht. Zuvor ließ das Produktionsteam in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde das gut 250 Jahre alte Fachwerkgebäude herrichten, Wände mit Holz verkleiden, Fußböden aufarbeiten, Fenster- und Türrahmen reparieren, ein Wohnzimmer, Esszimmer und Küche sowie eine Arztpraxis einrichten. Historisch anmutende Tapetenmuster und dezente Farben sollten das Flair der 1920er Jahre widerspiegeln.

Längst ist Ruhe am Liebfrauenkirchhof eingekehrt. Lediglich die neu verputzte Fassade des Pfarrhauses erinnert an die Dreharbeiten und die Aufregung, die hier herrschte. Die Kulissen sind zum größten Teil abgebaut. Das Haus steht nach wie vor leer, wurde von der Stadt schon vor einiger Zeit zum Verkauf ausgeschrieben. Ab dem 29. September zieht wieder Leben in das alte Haus ein - zumindest im Kino – und das lässt auch Wernigerode glänzen.