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Bürgerbüro Öffnung am Sonnabend auf Prüfstand

Halberstadt und Blankenburg machen es vor. In Wernigerode soll's bleiben wie es ist: Sonnabends ist das Bürgerbüro dicht.

Von Ivonne Sielaff 18.03.2017, 00:01

Wernigerode l Reisepass beantragen, Personalausweis anmelden, den Wohnsitz ummelden – das können Wernigeröder in der Bürgerinformation am Nicolaiplatz erledigen. Jedoch nicht sonnabends, denn da hat das Amt geschlossen.

Stadtrat Matthias Winkelmann (CDU) findet das problematisch. „Viele Wernigeröder arbeiten auswärts.“ Für sie sei es schwierig, das Bürgerbüro wochentags während der Öffnungszeiten zu erreichen. „Könnte man nicht einmal monatlich am Sonnabendvormittag eine Sprechstunde anbieten – auch im Sinne der Bürgerfreundlichkeit?“, hat Winkelmann in der Sitzung des Ordnungsausschusses angeregt.

Das sei kein „ganz einfaches Thema“, sagt Ordnungsdezernent Volker Friedrich auf Volksstimme-Nachfrage.“ Man könne über alles nachdenken und reden – allerdings nur unter der Wahrung des Standards. Eine Ausweitung der Öffnungszeiten sei jedoch eine Anhebung des Standards und politisch nicht gewollt. „Ständig werden wir gescholten, weil wir als Verwaltung Personal einsparen sollen“, so Friedrich. „Ich habe die Leute nicht, um sonnabends zu öffnen. Die müsste ich anderswo abknapsen. Und die Heinzelmännchen kommen nicht, um unsere Arbeit zu erledigen.“ Und selbst mit einer Fünftel-Stelle mehr im Budget könnte es sein, dass der Mitarbeiter am Sonnabend zwei Stunden „rumsitzt“, befürchtet der Ordnungsdezernent, „weil niemand vorbei kommt“.

Die Kollegen in den Nachbarstädten haben andere Erfahrungen gemacht. So öffnet das Bürgerbüro in Blankenburg seit August 2001 zwei Mal monatlich sonnabends seine Pforten. Dies sei eingeführt worden, um die Kundfreundlichkeit zu verbessern, so Blankenburgs Stadtchef Heiko Breithaupt (CDU) auf Volksstimme-Nachfrage. Die Resonanz der Blankenburger sei durchweg positiv.

Auch in Halberstadt haben die Mitarbeiter des Bürgerbüros einmal im Monat sonnabends Dienst – und das bereits seit 1998. „Mit dieser Entscheidung sollte auswärtigen Arbeitnehmern und Montagearbeitern die Möglichkeit eingeräumt werden, Behördenwege im Bürgerbüro zu erledigen“, teilt Rathaussprecherin Ute Huch mit. Das Angebot werde von den Halberstädtern gut angenommen. Es habe sich aber gezeigt, dass die Öffnung einmal im Monat ausreichend ist.

In anderen Städten der Region wie beispielsweise Quedlinburg, Ilsenburg, Goslar und Bad Harzburg wird es dagegen wie in Wernigerode gehandhabt, dort bleibt das Bürgerbüro sonnabends geschlossen.

Vor etwa drei Jahren seien die Öffnungszeiten der Wernigeroder Bürgerinfo zuletzt verändert worden, informiert Volker Friedrich. „Wir haben uns damals vom Mittwoch verabschiedet und mit Dienstag und Donnerstag zwei lange Behördentage eingeführt.“ Die Mitarbeiterinnen der Bürgerinfo sind an diesen beiden Tagen von 8 bis 18 Uhr erreichbar. Die Änderung habe sich bewährt, schätzt Friedrich ein. „Der lange Dienstag wird sehr gut angenommen. Es gab keine einzige Beschwerde.“ Dass die Wernigeröder die Behörde gehäuft am Sonnabend aufsuchen würden, bezweifelt der Ordnungsdezernent.

Ein kleines Hintertürchen hält Volker Friedrich aber offen. Auf der Wunschliste für das Bürgerbüro stehe eine „hochmoderne Aufrufanlage“ – mit der Möglichkeit, auch online Termine zu vereinbaren. „Wenn sich zeigt, dass sechs Leute nur samstags früh wollen, könnte man an diesem einen Sonnabend öffnen“, so Friedrich. Ob und wann die neue Anlage angeschafft wird, stehe allerdings in den Sternen.