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9. November Gedenken an die Pogromnacht

77 Jahre nach der Pogromnacht am 9. November 1938 gibt es eine neue Broschüre, in der Juden aus Wernigerode vorgestellt werden.

Von Jörn Wegner 10.11.2015, 09:44

Wernigerode l „Die Nazis haben die Juden zu Nummern gemacht, wir wollen ihnen ihre Namen zurückgeben“, sagt Peter Lehmann. Am Montagnachtmittag stellt er zusammen mit der Chefin der Wernigerode Tourismus-Gesellschaft (WTG) eine neue Broschüre vor, in der Kurzbiographien von Wernigeröder Juden zusammengestellt sind. Die meisten von ihnen sind Opfer des Völkermords geworden, einige konnten ins Ausland flüchten oder sind wie der ­Journalist Willy Steigerwald in den Selbstmord getrieben worden.

Die Broschüre ist in ­deutscher und englischer Sprache in einer Auflage von 3000 bzw. 2000 Stück erschienen. Es sei „zeitgemäß“, das Faltblatt nicht nur in Deutsch herauszugeben, sagt WTG-Chefin Clemens.

Vor 20 Jahren sei schon einmal eine Broschüre erschienen, sagt Lehmann. „Seitdem hat es aber neue Erkenntnisse und neue Namen gegeben“, sagt der Pfarrer im Ruhestand. Für die kleine Broschüre wurde einiger Aufwand getrieben. Mit geforscht haben unter anderem Stadträtin Renate Goetz und der Heimatforscher Ralf Mattern. Dokumente zu den Personen haben sich unter anderem im Bundesarchiv und in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem gefunden, berichtet Lehmann.

Wichtig ist Lehmann die Tatsache, dass es sich bei den Wernigeröder Juden wohl mehrheitlich um säkuläre Juden oder um zum Christentum Konvertierte gehandelt habe. Eine jüdische Gemeinde habe es in Wernigerode nie gegeben. Wer sich religiös organisieren wollte, musste nach Derenburg oder in die bedeutende Gemeinde von Halberstadt gehen. Insofern sei auch die Formulierung von den „Bürgern jüdischen Glaubens“ nicht korrekt, so Lehmann.

Viele der Orte, an denen einst Juden gelebt oder ihr Geschäft hatten, sind heute mit Stolpersteinen versehen. Bei einem Stadtrundgang mit Peter Lehmann zu einigen dieser Orte schließen sich zahlreiche Wernigeröder an, legen Blumen an den Steinen nieder und gedenken der Opfer des Völkermords und der Pogromnacht.

Die Broschüre ist unter anderem in der Tourist-Information erhältlich und soll bald auch online abrufbar sein.