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Adventsmarkt Frust statt Festtagsstimmung

Keine Sperrung: Auch im Advent werden Autos durch die Breite Straße in Wernigerode rollen - aus Sicherheitsgründen.

Von Ivonne Sielaff 23.11.2017, 00:01

Wernigerode l Die Herrnhuter Sterne hängen schon – als Vorboten für die herannahende Adventszeit. Doch besinnliche Stimmung will in der unteren Breiten Straße noch nicht so recht einkehren. Der Grund: Der Abschnitt zwischen Ringstraße und Johannisstraße bleibt anders als 2016 an den Adventswochenenden für den Verkehr geöffnet. Sehr zum Ärger der Gewerbetreibenden in der Straße, die sich über viele Jahre für eine Sperrung stark gemacht hatten und sich 2016 endlich am Ziel wähnten.

„Es gibt einen gültigen Beschluss, dass die untere Breite Straße ins Weihnachtsmarktgeschehen einbezogen wird“, sagt CDU-Stadtrat und Händler Matthias Winkelmann. Dieser Beschluss werde von der Verwaltung missachtet.

„Sicherheit geht vor“, begründet Ordnungsdezernent Volker Friedrich auf Nachfrage. „Wir müssen dazu stehen, dass es in diesem Jahr nicht geht.“ Es sei ihm bewusst, dass nicht jeder mit der Entscheidung zufrieden sei. „Aber aus Gründen der Verkehrssicherheit ist eine Sperrung nicht zu verantworten.“ Die Baustelle für das Wohn- und Geschäftshaus Hanisch schränke die Möglichkeiten erheblich ein. „Dazu kommt, dass die Geschäfte beliefert werden müssen“, so Friedrich. „Wir müssen den Baustellen- und Lieferverkehr aufrecht erhalten.“ Mit Weihnachtsmarkt-Touristen auf der Fahrbahn sei das zu riskant.

Die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr seien ebenfalls in die Entscheidung eingeflossen: „2016 sind etliche Leute in die Sperrung rein gefahren“, so der Ordnungsdezernent. Auch das sei kreuzgefährlich gewesen – bei der Masse an Passanten auf der Straße. Um eine Missachtung der Sperrung zu verhindern, müsste „brachial etwas quergestellt werden“. Doch das würde zu „Begegnungs- und Wendeverkehr“ vor der Barriere führen, welcher auch wieder Sicherheitsrisiken berge.

Um dennoch für weihnachtliches Flair zu sorgen, wird zwischen der Gaststätte „Zur Tanne“ und dem Geschäft „Belü“ ein Aufenthaltsbereich mit zwei Verkaufsbuden geschaffen, informiert Volker Friedrich. Ein Bauzaun auf Höhe des Radweges soll den Bereich abgrenzen. Zudem werden Hinweisschilder in der Großen Bergstraße und in der Ringstraße aufgestellt, die auf verstärktes Fußgängeraufkommen hinweisen.

Doch es brodelt noch an weiteren Stelle. Hotelbetreiberin Kerstin Nagy hatte sich in die Gestaltung der unteren Breiten Straße eingebracht, musste aber eine Enttäuschung einstecken. „Die meisten Weihnachtsmarkt-Besucher kommen aus Richtung Anger-Parkplatz und laufen über die Breite Straße zum Markt“, sagt sie gegenüber der Volksstimme. „Sie sollten schon auf dem Weg das Gefühl haben, dass hier Advent ist.“ Deshalb habe sie einen Händler für ungarische Spezialitäten angeworben. „Im Mai habe ich meinen Antrag beim Ordnungsamt eingereicht und eigentlich erwartet, dass ich eine Antwort erhalte.“ Die kam aber nicht. Trotzdem habe sie ihre Vorbereitungen weiter vorangetrieben. „Der Händler war im August in Wernigerode, hat sich den Standort angesehen, das Material vororientiert und den Stellplatz ausgemessen.“

Die Bestätigung von Ordnungsamt sei erst am 6. November bei ihr eingegangen. Viel zu spät für den Händler aus Ungarn, der inzwischen abgesagt hat. „Ich bedauere das, kann ihn aber auch verstehen. Er braucht Planungssicherheit und die hat gefehlt.“ Nicht sie habe die Verwaltung hängen gelassen, stellt Kerstin Nagy klar. „So ist es nicht gewesen.“ Die Versäumnisse würden bei der Stadt liegen.

„Es ist schade, dass es nicht geklappt hat“, sagt Ordnungsdezernent Friedrich, der Fehler von Seiten der Verwaltung einräumt. „Es hat ein Kommunikationsproblem gegeben – aber auf beiden Seiten“, so Friedrich. „Unsere Linie war klar: Wir wollen diesen Händler in der unteren Breiten Straße haben. Und wir hätten das auch hingekriegt.“ Deshalb sei er „verwundert“, dass der Mann so kurzfristig abgesprungen sei.

Kerstin Nagy hält indes offen, ob sie sich 2018 erneut in dieser Weise engagiert. Falls ja, setze sie „gute Rahmenbedingungen und eine bessere Zusammenarbeit“ mit der Stadt voraus.