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Arbeitseinsatz Angler wollen Ütschenteich retten

Ein Angelgewässer mitten im Wald ist der Ütschenteich bei Darlingerode. Doch er droht zu verlanden, durch die Krebsschere.

Von Regina Urbat 11.10.2017, 22:29

Darlingerode l Der Ütschenteich stinkt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Ursache ist eine Wasserpflanze, die den Namen Krebsschere trägt. Diese Sauerstoff verbrauchende Pflanze hat sich in den letzten Jahren so sehr ausgebreitet, dass das einst so beliebte Angler-Kleinod zu ersticken droht.

Das hat längst unser Leser Jürgen Hartmann bemerkt und sich aus Sorge an die Volksstimme-Redaktion gewandt. Der Darlingeröder, einst selbst Hobbyangler, wisse, „wenn nicht bald etwas passiert, verlandet der Ütschenteich eines Tages noch.“ Eine sogenannte Schlammschlacht wie für den Schlossteich und Zentralteich in Ilsenburg vorgesehen, „könnte auch unser Gewässer sehr gut vertragen“, schreibt Jürgen Hartmann.

Zuständig dafür ist die Stadtverwaltung in Ilsenburg jedoch nicht. Der Teich gehört zur Gemarkung Wernigerode und ist Eigentum des Landesforstbetriebes. Dennoch sind beide Städte sowie auch die Forst daran interessiert, dass der kleine Waldsee erhalten bleibt. „Das haben mir alle Verantwortlichen versichert“, sagt Tommy Löwenberg. Der 28-Jährige ist seit März neuer Vorsitzender des Vereins für Angler und Naturfreunde Wernigerode, der den Ütschenteich gepachtet hat. „Zum Amtsantritt war es mein erklärtes Ziel, den Teich zu retten und ihn als Angelgewässer wieder herzurichten.“ Damals nicht ahnend, was das für ein Kraftakt für den noch unerfahrenen Vereinschef, der in Langeln wohnt, bedeutet.

Nach Telefonaten mit Eigentümer und Ämtern folgten Anträge, unter anderem an die Untere Natuschutzbehörde in der Kreisverwaltung. Auch fand eine Besichtigung vor Ort statt, bei der Details für eine Pflanzenbeseitigung besprochen wurden. „Immerhin ist ein Teil des Teiches Landschaftsschutzgebiet. Dieser wird nicht angefasst“, sagt Tommy Löwenberg, der sich das Ganze hat einfacher vorgestellt. Doch gesagt getan, so der Mitarbeiter für Entwicklung und Produkttransfer bei Pharma.

Anstoß, die Rettungsaktion nun durchzuziehen, seien die eigenen Angelerlebnisse am Ütschenteich gewesen. Zeitweise habe der gebürtige Wernigeröder in Darlingerode gewohnt und „gern in dieser Idylle gestippt“. An die Fischvielfalt könne er sich noch gut erinnern. Davon ist aber nichts mehr übrig. Mehrmals ist der Teich in den Sommermonaten gekippt, die Fische sind erstickt. Einzig das glasklare Wasser, was ein natürlicher Bachzulauf bewirkt, ist geblieben.

Bis im Ütschenteich wieder Karpfen, Schleie, Hecht und Co. schwimmen, ist es noch ein anspruchsvoller Weg. „Am Sonnabend wollen wir mit einem Arbeitseinsatz die Grundlage schaffen“, sagt der junge Vereinschef. Ein Rundschreiben an die knapp 500 Mitglieder sei raus, bislang hätten 50 ihre Teilnahme zugesagt. „Für diese Rettungsaktion brauchen wir jede Unterstützung, am liebsten 100 Mann, denn alles muss per Hand erledigt werden“, sagt Tommy Löwenberg. Zur Vorbereitung sei der Teichpegel gesenkt worden. In dem Zusammenhang wurde der Mönch - regulierbarer Ablauf am Teichufer - repariert. Eine große Eiche, die durch den Sturm in den Teich kippte, ist am Wochenende entfernt worden. Außerdem liegt bereits ein leichtes Ruderboot am Ufer, mit dem die Pflanzenmassen an Land transportiert werden, um sie dann zur Entsorgung in Container zu hieven. „Die Großbehälter haben wir mit Hilfe der Stadtverwaltung Wernigerode organisiert.“

Schwere Technik wie Bagger dürfen nicht verwendet werden. Das sei eine Auflage des Umweltamtes. „Einen Bagger hätten wir uns als Verein auch finanziell nicht leisten können“, sagt Tommy Löwenberg. Leisten wolle man sich hingegen, alle Helfer, die am Sonnabend mit anpacken, auf Vereinskosten zu versorgen.

Wenn die Entfernung der Krebsschere im vorderen Teil des Teiches gelingt, soll das Gewässer über Winter in Ruhe gelassen werden. „Den Rest darf der Frost machen.“ Im Frühjahr könnte dann wieder Wasser zulaufen und der Ütschenteich mit Fischen besetzt werden. Bei all der Euphorie, der neue Vereinschef hat auch einen Plan B. Wenn die Rettungsaktion scheitert, wird der Pachtvertrag, der am 31. März 2018 ausläuft, nicht verlängert. Immerhin sei der Ütschenteich mit einem Jahresbudget von 150 Euro das teuersten Pachtgewässer des Vereins.

Die viele Freizeit, die der junge Familienvater mit Unterstützung von Vereinsmitgliedern für die Wiederbelebung des Ütschenteiches bei Darlingerode bereits geopfert habe, „sollte belohnt werden“. Die Volksstimme bleibt dran.