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Ausstellung Reichskanzler mit Entenschnabel

Entenalarm auf Schloss Wernigerode: Die Sammlung erhält durch die "Duckomenta" ein neues Stück. Bis 5. November ist die Schau zu sehen.

Von Katrin Schröder 30.10.2017, 00:01

Wernigerode l Der Ausdruck wirkt trotzig, doch der Blick gibt dem faltigen Gesicht etwas Leidendes. Wenige Wochen vor Otto von Bismarcks Tod hat der Maler Franz von Lenbach den ehemaligen Reichskanzler portraitiert. „Da war er schon sehr gezeichnet – vom Alter, aber auch von Resignation“, sagt Christian Juranek, Geschäftsführer der Schloß Wernigerode GmbH. Das Bildnis gehört zur Sammlung auf dem Agnesberg und hat vor Kurzem ein Pendant zur Seite bekommen – das Portrait des „Otto von Duckmarck“, geschaffen anno 2017 als Teil der „Duckomenta“-Ausstellung, die bis Sonntag, 5. November, im Schloss Wernigerode zu sehen ist. Die Schau zeigt bekannte Werke der Kunstgeschichte mit Enten als Hauptfiguren.

Der Schöpfer des Originalgemäldes hat sich in seinem Metier einen Namen gemacht. „Franz von Lenbach war einer der wichtigsten Portraitmaler des 19. Jahrhunderts“, so Juranek. Mehr als 70 Bildnisse des Reichskanzlers hat der Münchener Maler angefertigt. Das Portrait ist das letzte, daszu Bismarcks Lebzeiten entstand. „Er trägt die Uniform des Magdeburger Kürassierregiments Nr. 7“, so Juranek. Dort hat Otto von Bismarck seine militärische Karriere absolviert, stieg bis zum Kommandeur auf. Stationiert war das Regiment in Halberstadt, das zum Herzogtum Magdeburg gehörte – und Herzog von Magdeburg war seit 1648 der preußische König.

Der Reichskanzler schmückte sich gern mit seiner militärischen Laufbahn. Bei Auftritten im Reichstag und im preußischen Abgeordnetenhaus trug er am liebsten die Uniform seines Stamm-Regiments – ohne es jedoch damit besonders genau zu nehmen. „Er ist von Militärs mehrfach wegen nicht korrekten Tragens der Uniform gerügt worden“, so Juranek – unter dem Rock zog Bismarck gern zivile Westen und bunte Tücher an.

Das Portrait habe eine große künstlerische Qualität, urteilt Juranek. „Lenbach hat das Bild fast impressionistisch gemalt, ungeheuer modern für die Zeit um 1800.“ Dadurch wurde es für den Berliner Künstler Ommo Wille interessant, der nach dem historischen Vorbild den „Otto von Duckmarck“ mit Entenschnabel gemalt hat. Das Bild ist – wie alle „Duckomenta“-Werke – Handarbeit. Am Computer Tierköpfe in bestehende Bildkompositionen einfügen, das funktioniert nicht, sagt Christian Juranek. „Die Proportionen einer Ente sind völlig andere als die eines Menschen.“

Der „Duckmarck“ gefiel dem Museumschef so gut, dass er ein zweites Gemälde eigens für die Schloss-Sammlung hat anfertigen lassen. Die Museumstechniker haben dazu viel Mühe in die Nachbildung des sehr aufwenig gearbeiteten Rahmens investiert.

Derzeit hängen Bismarck und „Duckmarck“ einträchtig nebeneinander in Fürst Ottos Arbeitszimmer – solange die „Duckomenta“ noch im Schloss zu sehen ist. Danach wandert der Enten-Kanzler ins Depot, wird aber zu gegebenem Anlass wieder in der Ausstellung erscheinen – vielleicht zum Bismarck-Geburtstag am 1. April.

Die Schau der kunstvollen Federtiere ist dann bereits weitergezogen. In Wernigerode hat sie viel Zuspruch gefunden, bilanziert Juranek. 90 Prozent der Besucher seien angetan. „Besonders beim internationalen Publikum ist sie gut angekommen.“ Viele Gäste von auswärts, zum Beispiel aus Berlin, Hannover und Dresden, hätten nach der Ausstellung gefragt oder seien eigens dafür angereist. Die 170 „Duckomenta“-Bilder sind bis Sonntag täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen.